Sehr oft leiden Männer unter erblich bedingtem Haarausfall. Kreutzer erklärt: "Dafür ist eine vererbte Überempfindlichkeit bestimmter Haarwurzeln verantwortlich." Sogenannte Geheimratsecken (androgenetische Alopezie) sind eine von mehreren möglichen Folgen. Den natürlichen Verlauf könne man mit Tabletten, die diese Überempfindlichkeit reduzieren, und mit Lösungen, die die Durchblutung der Haarwurzel steigern, aufhalten.
"Patienten mit Haarausfall bzw. Haarproblemen sind aus meiner klinischer Erfahrung tief unglücklich und meist ratlos. Sie brauchen dringend eine aufklärende, kompetente und sehr häufig geduldige Beratung - ohne sonstigen Zeitdruck", so Prof. Dr. med. Isaak Effendy, Chefarzt der Hautklinik des Klinikums Bielefeld. In der Hautklinik des Klinikums Bielefeld Rosenhöhe ist daher eine spezielle Sprechstunde für Haarerkrankungen eingerichtet. Durch den großen Andrang ist eine Anmeldung derzeit nur nach einer Terminvereinbarung möglich.
Weiter beobachten die Hautärzte sehr oft einen diffusen, also den ganzen Kopf betreffenden, Haarausfall. "Dieser kann beispielsweise durch Eisenmangel, Mangel an Spurenelementen oder Schilddrüsenerkrankungen ausgelöst werden", weiß die Hautärztin. Die gezielte Therapie mit Eisentabletten, Gabe von Spurenelementen oder Schilddrüsenhormonen führt dann nach ihren Erfahrungen zur Besserung.
Dagegen muss Haarausfall, der ungefähr innerhalb von 3 Monaten nach größeren Operationen, schweren Erkrankungen mit Fieber oder nach einer Geburt auftritt, nicht spezifsch behandelt werden. Denn hier wachsen die Haare von selbst wieder nach.
Ähnliches gilt auch in vielen Fällen von kreisrundem Haarausfall (Alopezia areata). Hier ist nicht sofort eine Behandlung nötig, weil häufig die Haare nach einigen Wochen bzw. Monaten spontan wieder wachsen. Allerdings kann in hartnäckigen Fällen eine topische Behandlung (von Irritanzien über Kortikoide bis hin zur Immunbehandlung) sehr nützlich sein.
Anders verhält es sich bei Kindern. Dr. Katharina Kreutzer gibt den Hinweis: "Achtung! Besonders bei Kindern kann eine Pilzinfektion der Kopfhaut dem kreisrunden Haarausfall sehr ähnlich sehen." Diese Infektion ist ansteckend und kann ohne Behandlung zu bleibenden Kahlstellen führen. Die Medizinerin rät: "Hier ist eine langfristige Behandlung mit Tabletten und speziellen Shampoos gegen Pilze dringend erforderlich."
Seltener sind dagegen entzündliche Erkrankungen der Kopfhaut, die auch mit Haarausfall einhergehen. Hier empfiehlt sich der Gang zum Hautarzt: Denn ohne eine entsprechnde Behandlung (z. B. mit Antibiotika) führt diese Erkrankung zum unwiderruflichen Absterben der Haarwurzeln.
Doch wie unterscheidet der Laie die Ursachen für den Haarausfall? "Damit der Patient nicht wertvolle Zeit mit dem Ausprobieren von Shampoos und anderen Mitteln vergeudet, ist eine frühzeitige genaue Diagnose für alle Formen des Haarausfalls entscheidend", rät Dr. Kreutzer.
Das Verfahren ist schnell erklärt: Im Rahmen einer speziellen Haarsprechstunde stellt der Arzt mit den geeigneten Untersuchungsmethoden, also der mikroskopischen Untersuchung der Kopfhaut, ggf. Gewebeproben oder Blutuntersuchungen eine genaue Diagnose. Danach kann eine zielgenaue Behandlung eingeleitet werden.
Ist es - in bestimmten Fällen - zu unwiederbringlichem Haarverlust gekommen, helfen angepasste Maßnahmen wie z. B. Haarersatz, permanentes Make up oder gar eine Haartransplantation, um zumindest ein gutes kosmetisches Ergebnis zu erreichen.