Aus großen Studien ist bekannt, dass bis zu 20% aller Bluthochdruck-Patienten trotz dieser Therapiemaßnahmen keine ausreichende Senkung ihres hohen Blutdrucks erreichen können. Für diese Gruppe mit einem sogenannten "therapierefraktären Bluthochdruck" gibt es zwei neuartige Therapieverfahren. Seit 2011 wird in unserer Klinik die sympathische renale Denervation durchgeführt. Hierbei handelt es sich um einen Kathetereingriff in örtlicher Betäubung über einen Gefäßzugang in der Leiste, mit dem Nervenfasern in den Nierenarterien verödet werden, die die Ausschüttung eines Blutdruck-steigernden Hormons in der Niere steuern. Durch die verminderte Ausschüttung des Hormons nach Verödung der Nerven kann bei ca. 2/3 der Patienten der Blutdruck gesenkt werden. Allerdings weiß man heute noch nicht, welcher Patient von diesem Eingriff am Ende profitieren wird. Erst nach 6 - 12 Monaten kann festgestellt werden, ob eine ausreichende Blutdrucksenkung erreicht werden konnte. Auch die Tabletten müssen weiter eingenommen werden.
Daneben gibt es nun ein weiteres innovatives Verfahren: den sogenannten "Barorezeptorstimulator". Hierbei handelt es sich um einen "Schrittmacher gegen zu hohen Blutdruck". Vergleichbar mit einem Herzschrittmacher wird unter die Haut im Bereich der rechten oder linken oberen Brust ein kleines Gerät implantiert, das über eine dünne Elektrode Nervenfasern an den Halsarterien stimuliert. Auf diese Weise kommt es zu einer effektiven Blutdrucksenkung. Vor allem Patienten, die schnell eine Drucksenkung benötigen oder bei denen die renale Denervation nicht den gewünschten Effekt gezeigt hat, kommen hierfür in Frage. Erste Zulassungsstudien seit 2007 mit insgesamt 352 Patienten haben die Effektivität der Methode gezeigt (Barostim Rheos- und Barostim Neo-Studie). Bislang sind weltweit über 800 Patienten mit einem solchen Schrittmacher versorgt worden (Quelle: CVRX), davon fünf im Jahr 2013 am Klinikum Bielefeld. Die Drucksenkung der bei uns behandelten Patienten ging sogar über das Maß hinaus, das in den bisherigen Studien berichtet wurde (systolische Blutdrucksenkung in der 24h-Messung 32 + 6mmHg, diastolische Senkung 17 + 8mmHg).
Beide Behandlungsmethoden werden gut vertragen. Insbesondere nach der renalen Denervation sind die Patienten rasch wieder mobilisierbar. Beim Barorezeptorstimulator können in den ersten Wochen Beschwerden durch die Operation auftreten, die sich aber nach unserer Erfahrung rasch bessern. Nach einigen Wochen ist wieder eine vollständige Beweglichkeit und Arbeitsfähigkeit möglich.