Gängige Therapien sind zum einen die Behandlung mit blutgerinnungshemmenden Medikamenten (als Spritze unter die Haut oder Tablette), die mit Blutungsproblemen und dem Risiko einer Magenblutung einhergehen. Diese Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten gehört zur Standardtherapie bei allen Lungenembolien.
Bei schweren Lungenembolien kommt es zur massiven Blockade der Durchblung der Lunge. Daher werden Medikamente in die Vene verabreicht, die das Blutgerinnsel auflösen sollen. Diese sogenannte Lysetherapie wird bei Patienten angewandt, bei denen das rechte Herz unmittelbar zu versagen droht, oder bereits versagt hat und ist mit dem Risiko einer schweren Blutungskomplikation verbunden. Aus diesem Grund kommt sie auch für einige, besonders gefährdete Patienten nicht in Frage.
Bei ganz schweren Lungenembolien, die mit einem Schock einhergehen, gibt es die Möglichkeit der Operation. Dann entfernen Herzchirurgen das Gerinnsel. Allen Therapien gemein ist das Ziel, die Thromben im Lungengefäß schnellstmöglich zu entfernen oder aufzulösen. Eine schwere Lungenembolie muss immer im Krankenhaus behandelt werden.
Seit einigen Jahren gibt es die Möglichkeit, solche Gerinnsel auch über einen Ansaugkatheter zu entfernen – die Thrombusaspiration. Diese minimal-invasive Thrombusentfernung haben Prof. Dr. Gerald Werner, Direktor der Kardiologie und der internistischen Intensivmedizin, und sein Team bereits vier Mal erfolgreich eingesetzt. „Kritisch kranke Menschen können so schnell wieder stabilisiert werden“, berichtet Prof. Dr. Werner. „Unsere Patienten berichten von einer direkten Verbesserung und sind sehr dankbar.“ Messbar gehe der Lungendruck runter und auch die Sauerstoffsättigung im Blut normalisiet sich rasch. Voraussetzung sei ein großes Gerinnsel im zentralen Bereich der Lungenaterie. Ein CT der Lungengefäße ist in jedem Fall Grundlage einer Therapieentscheidung.
Bei der Thrombusaspiration wird durch Unterdruck und Sog das Gerinnsel über einen Katheter in der Lunge entfernt. Ein wesentlicher Vorteil für Patienten liegt darin, dass dieses schonende Verfahren mit einer winzigen Operationswunde einhergeht – einer 8 Millimeter großen Öffnung in der Leiste. 1,2 Meter ist der Katheter lang und hat einen Durchmesser von 7 Millimeter. Durchgeführt wird dieser Eingriff im Herzkatheterlabor.
Was versteht man unter eine Lungenembolie?
Unter einer Lungenembolie versteht man die Verstopfung eines Blutgefäßes (Lungenarterie), das Blut vom Herzen zum Lungengewebe transportiert. Dabei lösen sich Blutgerinnsel von vorhandenen Gerinnseln in den Arm- oder Beinvenen ab und strömen durch den Blutkreislauf. Sie verfangen sich in der Lunge, wo sie verhindern, dass in diesem Bereich der Pulmonalarterien das Blut mit Sauerstoff versorgt werden kann. Es entwickelt sich ein Sauerstoffmangel im gesamten Körper. Dieser führt zu Atemnot und kann sämtliche Körperfunktionen beeinträchtigen. Bei Patienten mit hohem Risiko kann dies zu einer Überanstrengung des Herzens führen, wenn es versucht, Blut durch die Lungen zu pumpen. Die Folge können Herzinsuffizienz und ein kardiovaskulärer Kollaps sein.