Viele Schlaganfall-Patienten und deren Angehörige fühlen sich nach dem Klinikaufenthalt allein gelassen. Denn während in Kliniken mit ihren inzwischen und in Reha-Kliniken schnelle, umfassende und professionelle Versorgung garantiert wird, kann es insbesondere nach Klinikaufenthalten zu einem Bruch in der Versorgung kommen. So existiert in Deutschland keine strukturierte Schlaganfallnachsorge. Unklar ist häufig, wer sich ärztlich um den Patienten/die Patientin kümmert und wer sich der Patient*innen und Angehörigen in vielen ganz wichtigen Fragen annimmt. Wer unterstützt bei der Pflege, wie kommt man zu Hilfsmitteln, wer betreut auch die seelischen Bedürfnisse der Schlaganfallbetroffenen? Oft bleiben Schlaganfallpatient*innen und Angehörige sich selbst überlassen und sind in aller Regel medizinisch und menschlich überfordert.
Dies hat Helmut Gruhn, der als Physiotherapeut in Hainburg bei Hanau arbeitet, über Jahre erlebt. Er leitete über 100 Fortbildungskurse, war Supervisor in verschiedenen neurologischen Kliniken und hält Vorträge auf Messen und Kongressen. Seit mehr als 30 Jahren hat er sich auf die Behandlung von Schlaganfall-Betroffenen spezialisiert. Er kennt viele teils dramatische Schicksale von Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen. Zugleich erlebte er immer wieder, welch große Fortschritte auch nach der klinischen Reha möglich sind und wie wichtig es für die Psyche ist, weiter an sich zu arbeiten und aktiv zu bleiben. Seine Empfehlungen hat er in dem Buch „Neustart nach dem Schlaganfall“ zusammengefasst, das im Trias-Verlag/Thieme erschienen ist.
Das Buch ist ein Leitfaden für Betroffene und Angehörige, um mit der neuen Situation klarzukommen. Da das Buch genau bei dem kritischen Übergang aus der klinischen Rehabilitation in die ambulante Nachversorgung ansetzt, kann die vorgestellte spezielle physiotherapeutische Weiterbehandlung enorm verbessert werden. Vor diesem Hintergrund spendet der Lions Club Dreieich ein Kontingent Bücher für den multiplikativen Einsatz in vier Kliniken in seinem Wirkungskreis. Diese Tage haben Wolfang Kolb und Norbert Breidenbach vom Förderverein gemeinsam mit dem Autor Helmut Gruhn 20 Exemplare des Ratgebers Prof. Dr. Rainer Kollmar übergeben. „Von der Versorgungslücke nach dem Krankenhaus- und Reha-Aufenthalt wissen wir, da kann so ein Ratgeber wirklich hilfreich sein und eine gute Unterstützung geben. Wir werden die Bücher unseren Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen zur Ansicht geben können“, sprach Prof. Dr. Kollmar, der sich für die Buchspende sehr bedankte.
Im Fokus des Ratgebers steht das erste Jahr nach der Entlassung aus der klinischen Reha, in dem gesundheitliche Fortschritte am leichtesten fallen, zugleich aber auch der Alltag aufgrund der Folgen des Schlaganfalls neu angepasst werden muss. Das von Helmut Gruhn beschriebene Erfolgsrezept basiert darauf, den aktuellen Zustand zu dokumentieren, realistische Ziele zur Verbesserung des Zustandes festzulegen und anschließend einen Plan zu machen, wie die Ziele erreicht werden sollen. „Ein geschädigtes Gehirn braucht viel Zeit, um verlorene Fähigkeiten neu zu lernen“, meint Helmut Gruhn. „Deshalb sollten auch nach der klinischen Reha Phasen mit intensiver Therapie eingeplant werden. So bestehen die besten Chancen, Defizite auszugleichen oder zu beseitigen, die ansonsten die Lebensqualität stark einschränken.“
„Neustart nach dem Schlaganfall: Was im ersten Jahr wichtig ist – ein Leitfaden für Betroffene und Angehörige.“ Helmut Gruhn & Niklas Schaab, Trias Verlag, ISBN 978 3 432 11790 4, 19,99 Euro.