Der Einsatzort der 28-Jährigen war das Margaret Marquardt Catholic Hospital in Kpando. Die Stadt hat etwa 60 000 Einwohner und liegt in der Volta-Region. Das Krankenhaus hat 180 Betten und ist für etwa 120 000 Menschen zuständig, die im Einzugsgebiet leben. Es gibt eine Gynäkologie, eine Pädiatrie, eine Chirurgie aber eben keine Urologie. Aus diesem Grund organisiert der Verein „Die Ärzte für Afrika“ jedes Jahr Arbeitseinsätze in unterschiedlichen Krankenhäusern im Land und Teams bestehend aus drei Ärztinnen und Ärzten aus Deutschland fliegt nach Ghana, um Patienten mit urologischen Krankheitsbildern zu operieren, und durch Schulungen für eine besser medizinisch-urologische Versorgung zu sorgen.
„Man muss dort ganz anders denken, weil man anders arbeitet. Ein häufiger Eingriff, den wir dort durchgeführt haben, war das Entfernen von Hodengewebe zur Behandlung von Prostatakrebs. Hier in Deutschland wird eine medikamentöse Therapie durchgeführt, die sich aber dort jedoch kaum jemand leisten kann.“ Alles Gesundheitsleistungen müssen von den Patienten selbst bezahlt werden. „Bei der Sprechstunde hat man eine Preisleiste, damit jeder weiß, was es kostet. An jedem Patientenbett hängt eine Tüte, in der Medikamente und beispielsweise Wundmaterial sind, das der Patient bezahlt hat. Jedes Antibiotikum, jede Kompresse wird berechnet.“ Essen und Pflege gibt es in dem Krankenhaus nicht. Angehörige begleiten die Kranken und kochen für sie und übernehmen die Pflege. „Die Angehörigen schlafen auf Bänken im Garten des Krankenhauses und es sind auch Kinder da, die einfach mitmüssen, weil beispielsweise die Mutter den kranken Vater versorgen muss.“
Der Einsatz wird von einem „Paten“ begleitet, der das Krankenhaus und die Gegebenheiten gut kennt. „Das ist auch sehr wichtig. Mein Pate war schon etwa 20 Mal dort. Auch die notwendigen medizinischen Geräte für die urologischen Operationen sind in einem Lager in der Hauptstadt Accra deponiert und von dem Verein gestellt. Die Ausstattung dort ist aber gar nicht schlecht. Vieles ist einfacher, aber es funktioniert auch. Ein junger ärztlicher ghanaischer Kollege, der wirklich gut ausgebildet ist, möchte dennoch von dort weg, weil man als ein junger Mensch im Land keine Perspektive sieht. Die zunehmende Abwanderung von qualifizierten Fachpersonal ist sicherlich ein Problem für dieses Land“, erzählt die junge Ärztin.
Sieben Patienten hat das Team von Leonie Schubert durchschnittlich jeden Tag operiert. „Es war schon stressig, aber anders als hier. Es gibt ein Sprichwort, das sagt: ,Europäer haben die Uhren, Afrikaner haben die Zeit‘, und das stimmt. Man arbeitet einfach, eins nach dem anderen ab.“
Der Kulturschock war beim Zurückkommen größer als beim Ankommen in Ghana. „Wenn man sieht mit wie wenig die Menschen dort auskommen müssen und dann diskutiert man hier, weil kein Einbett-Zimmer frei ist, das ist schon schwierig.“
All das versucht sie jetzt gelassener zu sehen. „Wir haben hier ein super Gesundheitssystem, in dem alles bezahlt wird, was man braucht, das sollten wir schätzen, wie alles, was wir hier haben.“
Am Donnerstag (28.) um 19 Uhr berichtet Leonie Schubert von ihrem Einsatz in Ghana und zeigt auch Bilder. Veranstaltungsort ist die Evangelische Martinsgemeine (Pestalozzistraße 8) in Münster. Mehr zu dem Verein gibt es auf www.die-aerzte-fuer-afrika.de.