"Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in den westlichen Ländern", betont Weber. "Durch verbesserte Früherkennung und Nachbehandlung könnten mehr als 50 Prozent der Fälle verhindert werden - und hier setzen wir unseren Fokus." Weltweiter Spitzenreiter bei den Ursachen ist die Atherosklerose (landläufig: Gefäßverkalkung), die sich als Herzinfarkt, Schlaganfall, als periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK; "Schaufensterkrankheit") oder vaskuläre Demenz manifestieren kann und damit die kostenträchtigste Krankheitsgruppe im Gesundheitswesen darstellt. Durch die Berufung von Christian Weber soll im Verbund mit anderen Wissenschaftlern und Ärzten die Überführung von Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung in die klinische Forschung und in die breite medizinische Anwendung gestärkt und beschleunigt werden. Hier hat Weber mit seinen Mitarbeitern in den vergangenen Jahren Meilensteine gesetzt: Als erster Forscher kam er z.B. einer Kombination bestimmte Stoffe, den so genannten Chemokinen, auf die Spur, welche die entzündliche Entstehung der Atherosklerose fördern. So entstand ein zielgerichtetes Konzept für die Entwicklung neuer Therapieansätze und Medikamente - mit Chemokin-Hemmern gegen die gefährlichen Gefäßablagerungen.
Prof. Christian Weber koordiniert gemeinsam mit Prof. Stefan Engelhardt von der Technischen Universität München (TUM) die kürzlich gegründete Munich Heart Alliance (MHA) zwischen LMU, TUM, Helmholtz Zentrum München und Max Planck-Institut (MPI) für Biochemie. Dabei handelt es sich um einen von 7 Partnerstandorten im Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), welcher sich Therapie und Prävention der koronaren Herzkrankheit zur Aufgabe gemacht hat. Das DZHK ist eines von vier Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung, für deren Aufbau das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) kürzlich die Standorte ausgewählt hatte. Großer Erfolg für die LMU: Die Medizinische Fakultät ist gemeinsam mit dem Klinikum an allen vier Zentren beteiligt (wir berichteten).
Weber: "Neben der Versorgung unserer Stammpatienten bieten wir in der Spezialambulanz unseres Instituts differenzierte Leistungen an, also einen individuell zugeschnittenen Risikocheck mittels klinischer, laborchemischer und apparativer Untersuchungen sowie neuartiger zellulärer genetischer Biomarker mit Fahndung nach Gefäßveränderungen und ihren Folgeerkrankungen. Bei einer Risikokonstellation wird ein individuell adaptiertes Präventionsprogramm erstellt, das neben Empfehlungen zu Ernährung und Lebensstil eine evidenzbasierte, medikamentöse Therapie umfasst. Doch auch in der späten Phase einer Gefäßerkrankung können die Beschwerden gemindert und die Lebenserwartung durch Maßnahmen zur Rückbildung atherosklerotischer Veränderungen erhöht werden. In der ambulanten Langzeittherapie legen wir besonderen Wert auf die Einstellung von Stoffwechselerkrankungen und Bluthochdruck sowie die Behandlung anderer Risikofaktoren."
Sein Vorgänger Prof. Dr. Peter Claus Weber (die Namensgleichheit ist zufällig) ist nach Erreichen der Altersgrenze emeritiert.
Christian Weber transferiert folgende Förderungen ans Klinikum der LMU: DFG Forschergruppe 809 (3,5 Mio. Euro), Sprecher; ERC Advanced Investigator Grant n° 249929 ATHEROPROTECT (2,5 Mio Euro), C. Weber; Leducq Transatlantic Network of Excellence (5 Mio. Euro), Koordinator; Sofia-Kovalevskaja-Gruppe, Humboldt-Stiftung (1 Mio Euro), E. Lutgens