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Klinikum der Universität München

Wenn die Zehe zum Daumen wird

Riccardo Giunta und sein Team am Klinikum der LMU leisten neben Replantation und Handchirurgie auch Körper formende Eingriffe im Bereich der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie

(lifePR) (München, )
Das Aufgabengebiet des neuen Teams um Prof. Dr. Riccardo Giunta ist groß: Allein die Handchirurgie erfordert vielfältiges anatomisches Wissen und großes chirurgisches Geschick. Schließlich geht es hier um die Erhaltung oder Wiederherstellung feingliedriger Funktionalität, oftmals verknüpft mit ästhetischen Anforderungen. Etwa beim Verlust von Fingern, traumatischen Verletzungen des Handgelenks oder bei operativen Eingriffen aufgrund von Tumorerkrankungen. Mit elf ärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, insgesamt 16 Betten - je acht am Campus Großhadern und am Campus Innenstadt - sowie insgesamt drei Operationssälen für die Hand-, Plastische und Ästhetische Chirurgie wird das Team nun die Kompetenz am Klinikum der Universität München bündeln und die Leistungen in Patientenversorgung, Forschung und Lehre weiter ausbauen.

"Es erfordert natürlich einen hohen persönlichen Einsatz und bringt organisatorische Herausforderungen mit sich, beide Standorte gleichermaßen zu betreuen", sagt Prof. Giunta. Ein Videokonferenzsystem soll in naher Zukunft dazu beitragen, den fachlichen Austausch zwischen den Ärzten in Großhadern und der Innenstadt zu erleichtern. "Zudem wollen wir darüber auch Portalkliniken und niedergelassene Ärzte unterstützen", ergänzt Giunta. Die Zusammenarbeit mit der Gefäßchirurgie sieht der Chefarzt für Handchirurgie, Plastische und Ästhetische Chirurgie als wichtige interdisziplinäre Ergänzung. Schon jetzt bieten die Strukturen am Klinikum der Universität München beste Voraussetzungen, ein herausragendes Zentrum zu etablieren. "Die Handchirurgie und periphere Nervenchirurgie sowie die Ästhetische Chirurgie werden schwerpunktmäßig in der Innenstadt angeboten, Plastische Chirurgie und Rekonstruktive Brustchirurgie sollen vorwiegend in Großhadern stattfinden", so Giunta.

Bei der Plastischen Chirurgie hebt Giunta insbesondere die Möglichkeiten hervor, die durch die Perforans-Lappenplastiken möglich sind. Gerade bei der Defektdeckung, etwa nach Entfernung größerer Hautpartien aufgrund einer Krebserkrankung, können den Patienten funktionellästhetische Lösungen angeboten werden. Für die rekonstruktive Mikrochirurgie steht ein neuartiges Operationsmikroskop bereit, welches zusätzlich direkte (Blut-)Flussmessungen an Anschlussgefäßen von Transplantaten und eine Beurteilung der Gewebedurchblutung erlaubt. "Wir erwarten uns durch das neue OP Mikroskop eine erheblich verbesserte Patientensicherheit", so Giunta.

Im Bereich der Ästhetischen Chirurgie ist beispielsweise die Brustvergrößerung über endoskopische Eingriffe möglich oder auch die Bruststraffung. Hinzu kommen Fetttransplantationen, etwa bei der optischen Verjüngung von Händen, denen aufgrund subkutaner Atrophie und damit hervortretender Venen und Strecksehnen das Alter deutlich anzusehen ist. "Hilfreich ist bei diesen Behandlungen ein neues Gerät zur 3D-Patientenfotografie", erläutert Riccardo Giunta. "Die Patienten erhalten mittels 3D-Scan ein sehr plastisches Bild, welcher Effekt erzielt werden kann, und wir Chirurgen können genaue Gewebevolumina vorab berechnen."

In der Forschung arbeiten die LMU-Chirurgen unter anderem mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zusammen. Im Bereich Robotik forscht man an Schnittstellen zwischen biologischen und technischen Lösungen im Bereich der Extremitäten mit dem Ziel, Roboterhandprothesen besser an den menschlichen Körper anzubinden. Ein Thema ist auch die so genannte Plexuschirurgie. Etwa bei Neugeborenen, die bei der Geburt im zu engen Geburtskanal stecken bleiben und mit massiver Kraft etwa am Arm herausgezogen werden müssen. Dabei kann es zum Abriss von Nervenwurzeln aus dem Rückenmark kommen. Die Folge: der Arm kann nur mehr teilweise oder überhaupt nicht mehr bewegt werden. "Mit modernen Methoden der Mikrochirurgie können wir durch Nerven-, Muskel- und Sehnentransfers inzwischen erfreuliche Erfolge erzielen", so Giunta.

Das Wissen soll künftig Studierenden sowie niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen in Kursen vermittelt werden. Der erste interuniversitäre Mikrochirurgie-Kurs wird im März von der TU München, von dort wechselte Giunta ans LMU-Klinikum, und der LMU gemeinsam veranstaltet. Weitere Forschungsfelder sind die Aktivierung der Angiogenese, also die Wachstumsförderung von Blutgefäßen durch gentherapeutisch vermittelte Wachstumsfaktoren, die über so genannte paramagnetische Microbubbles an den Zielort gebracht werden sollen, der Einsatz von Stammzellen sowie das Tissue-Engineering.

Die W2-Professur von Prof. Giunta ist am Lehrstuhl von Prof. Mutschler angesiedelt. Riccardo Giunta ergänzt die bereits Campus übergreifend agierenden Chirurgischen Kliniken in Großhadern (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Karl-Walter Jauch) und in der Innenstadt (Direktor: Prof. Dr. Wolf Mutschler). Plastische Chirurgie ist seit fast 20 Jahren ein eigenständiges medizinisches Fachgebiet und in der Weiterbildung gleichrangig etwa zur Viszeral-, Unfall- oder Gefäßchirurgie. "Eine starke akademische Plastische Chirurgie wird das Klinikum bereichern. Mein Team und ich treten an, um diese in den nächsten Jahren aufzubauen", erläutert Giunta.

Klinikum der Universität München

Im Klinikum der Universität München (LMU) sind im Jahr 2009 an den Standorten Großhadern und Innenstadt etwa 500.000 Patienten ambulant, teilstationär und stationär behandelt worden. Die 45 Fachkliniken, Institute und Abteilungen verfügen über mehr als 2.300 Betten. Von insgesamt fast 10.000 Beschäftigten sind rund 1.700 Mediziner. Forschung und Lehre ermöglichen eine Patientenversorgung auf höchstem medizinischem Niveau. Das Klinikum der Universität München hat im Jahr 2009 rund 62 Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben und ist seit 2006 Anstalt des öffentlichen Rechts.

Gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität ist das Klinikum der Universität München an sechs Sonderforschungsbereichen der DFG (SFB 455, 571, 594, 596, 684, 824), an drei Sonderforschungsbereichen-/Transregio (TR 05, TR 22, TR 36), zwei Forschergruppen (KFO 128 und FOR 535) sowie an zwei Graduiertenkollegs (GK 1091 und 1202) beteiligt. Hinzu kommen die beiden Exzellenzcluster "Center for Integrated Protein Sciences" (CIPSM) und "Munich Center of Advanced Photonics" (MAP) sowie die Graduiertenschule "Graduate School of Systemic Neurosciences" (GSN-LMU).

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.klinikum.uni-muenchen.de

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