Dieser positiven Bilanz steht gleichzeitig ein Mangel an Spenderorganen in Deutschland gegenüber. „Wir haben 21 Jahre gebraucht, um die 1.000ste Niere zu transplantieren“, betonte Prof. Dr. Christoph J. Olbricht, Ärztlicher Direktor der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten und Leiter Transplantationszentrums bei einer Pressekonferenz am Donnerstag (02. August 2007). „Wartezeiten auf ein Organ von fünf bis sechs Jahren sind der Durchschnitt, acht bis zehn Jahre keine Seltenheit.“ Denn trotz Transplantationsgesetz ist in Baden-Württemberg die Spenderzahl pro 1 Million Einwohner in den letzten zehn Jahren von 13 nur auf 15,3 gestiegen.
Rund 10.000 Patienten warten derzeit in Deutschland auf ein Nierentransplantation. Dabei ereignen sich in den langen Jahren der Wartezeit Veränderungen im Körper der Patienten, insbesondere im Herz-Kreislaufsystem, die nicht wieder gut zu machen sind und Lebensjahre kosten. Prof. Olbricht: „Vor diesem Hintergrund muss die Zahl der Organspenden weiterhin deutlich erhöht werden, um die Wartezeit deutlich zu verkürzen.“ Wie der Vergleich mit anderen Ländern, z.B. Spanien und Österreich zeigt, liegen dort die Spendezahlen bei über 30 pro 1 Million Einwohner, also wedentlich höher als in Baden- Württemberg oder anderenorts in Deutschland.
„Es gibt Anhaltspunkte dafür,“ machte der Chefarzt deutlich, „dass die derzeitige gesetzliche Regelung, die die postmortale Organspende von der ausdrücklich erklärten Zustimmung der Spender und ihrer Angehörigen abhängig macht, mit für das Spenderorgandefizit verantwortlich ist.“ Vor diesem Hintergrund sei die Initiative des Nationalen Ethikrates von April 2007 zu sehen, das bestehende Transplantationsgesetz zu ändern. Im Ergebnis schlägt der Nationale Ethikrat ein Stufenmodel vor, das Elemente einer Erklärungsregelung mit Elementen einer Widerspruchsregelung verbindet. Danach ist dann der Staat verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Bürger in einem geregelten Verfahren zu einer persönlichen Erklärung darüber aufgefordert werden, ob sie zur Organspende bereit sind und darüber informiert sind, dass die Organentnahme bei unterbliebener Erklärung gesetzlich erlaubt ist, sofern die Angehörigen hier nicht widersprechen. Prof. Olbricht: „Diese Initiative ist aus Sicht der Patienten, die auf ein Organ warten, sicherlich zu begrüßen.“
Im Katharinenhospital werden Nieren seit 1986 von einem interdisziplinären Transplantationsteam aus der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten unter der Leitung von Prof. Dr. Olbricht, der Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Merkle sowie der Urologischen Klinik unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrich Humke verpflanzt, was der stetig steigenden Zahl von Dialysepatienten im Ballungsraum Stuttgart eine Transplantation in Wohnortnähe ermöglicht. Transplantiert werden Organe verstorbener und lebender Spender, auch blutgruppeninkompatible Nierentransplantationen werden vorgenommen. Das Transplantationsteam steht 365 Tage im Jahr rund um die Uhr zur Verfügung und stellt sicher, dass eine Transplantation jederzeit möglich ist. In 2006 wurden insgesamt 82 Nieren transplantiert, davon 13 Organe lebender Spender.