Als Zentrum für gynäkologische Onkologie erfüllt die Frauenklinik besondere Qualitätsanforderungen nationaler und internationaler Fachgesellschaften. So stellen drei Gynäkologen mit der Schwerpunktbezeichnung "Gynäkologische Onkologie" im Zentrum die operative und medikamentöse Therapie der Patientinnen sicher. "Wir kümmern uns um eine leitlinienorientierte und qualitätsgesicherte Behandlung aller Tumorerkrankungen aus dem Bereich der Frauenheilkunde - Gebärmutter, Eierstock, Scheide und Vulvabereich", so der Chefarzt. In der wöchentlichen interdisziplinären Tumorkonferenz werden Indikation und Planung von Diagnostik und Therapiemaßnahmen erörtert und entschieden. Zu den kooperierenden Fachdisziplinen aus dem Klinikum Stuttgart gehören dabei Anästhesiologie und Intensivmedizin, Hämatoonkolo-gie/Onkologie, Nuklearmedizin, Pathologie, Psychoonkologie, Radiologie, Strahlentherapie/Radioonkologie und Urologie.
Prof. Karck: "Für eine Zertifizierung als Gynäkologisch-Onkologisches Zentrum der European Society of Gynaecological Oncology (ESGO) erfüllen wir alle Voraussetzungen, die Zertifizierungsvorbereitungen laufen. Die in die Netzwerkstruktur des Klinikum Stuttgart als Krankenhaus der Maximalversorgung eingebettete Frauenklinik erfüllt mit ihrer Größe und dem hohen Aufkommen an Patientinnen mit bösartigen Erkrankungen alle Voraussetzungen, führendes Zentrum für gynäkologische Onkologie der Region Stuttgart zu werden."
Auch in der Endokrinologie hat die Klinik mit neuen Angeboten zur Erhaltung der Fruchtbarkeit bei Chemo- und Strahlentherapie (FertiPROTEKT) und zur Behandlung von Endometriose (chronische Wucherung von Gebärmutterschleimhaut) ihr Spektrum erweitert. "Die häufig bei einer Krebserkrankung erforderlichen Maßnahmen wie Chemo- und Strahlentherapie können zu einer dauerhaften Unfruchtbarkeit führen", machte die verantwortliche Oberärztin Dr. Christine Kissel deutlich. "Ein späterer Kinderwunsch ist dann nicht mehr zu realisieren." Dank der Fortschritte in der Reproduktionsmedizin stünden inzwischen eine Vielzahl von fertilitätsprotektiven Methoden zur Verfügung. Allerdings seien diese Techniken weltweit nur in einzelnen Zentren mit großer Expertise angeboten worden, so dass sie für die meisten Patientinnen nicht einfach zugänglich waren.
Vor diesem Hintergrund wurde im Mai 2006 unter der Initiative der Abteilungen für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin der Universitäts-Frauenkliniken Heidelberg und Bonn das Netzwerk FertiPROTEKT gegründet. Das Netzwerk umfasst universitäre Zentren, Krankenhäuser und private Kinderwunsch-zentren, die den strengen, geforderten Qualitätsstandards folgen. Die Frauenklinik des Krankenhauses Bad Cannstatt, ist jetzt Teil des Netzwerks in Kooperation mit dem IVF Zentrum in Esslingen Dr. J. Emil Costea. Vorteil von FertiProtekt ist die intensive klinische und wissenschaftliche Untersuchung und Optimierung von Behandlungsstrategien. Alle Zentren des Verbundes haben sich verpflichtet, strengen Standards und Qualitätskriterien zu folgen und sich an der wis-senschaftlichen Evaluation zu beteiligen.
Zu den von der Frauenklinik zusammen mit ihrem Kooperationspartner angebote-nen Techniken zählen die künstliche Befruchtung, das Nachreifen von Eizellen im Reagenzglas und eine spezielle Form des Einfrierens von Eizellen, ferner das Einfrieren von Eierstockgewebe, der medikamentöse Schutz der Eierstöcke und ihrer Funktion sowie die operative Verlagerung der Eierstöcke.
Zur Behandlung der Endometriose hat die Frauenklinik ein weiteres hochspezialisiertes Angebot etabliert, bei dem sich neuste wissenschaftliche Erkenntnisse, modernste Technik und Erfahrung optimal ergänzen. "Endometriose ist eine häufige Erkrankung. Etwa 5 - 15 % aller Frauen zwischen 15 und 45 Jahren sind betroffen", machte Prof. Karck deutlichen. "Bei Frauen, die Probleme haben, schwanger zu werden, liegt die Häufigkeit bei bis zu 50 %." Bei der Endometriose siedelt sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter an, z.B. im Bauchraum. Am häufigsten findet man die Herde im kleinen Becken. Endometrioseherde wachsen häufig, können neue Absiedelungen und die Bildung von Zysten an den Eierstöcken hervorrufen und führen zu Vernarbungen und Verwachsungen. An Endometriose erkrankte Frauen sind ü-berdurchschnittlich häufig unfruchtbar. Die Erkrankung kann operativ und / oder medikamentös behandelt werden
Die Frauenklinik bietet hierzu Untersuchung, Sonographie und Beratung aus einer Hand und eine intensive und umfassende Betreuung an. Invasive Diagnostik und alle operativen Behandlungsmöglichkeiten und die interdisziplinäre Zusammenar-beit (Radiologie, Chirurgie, Urologie, Schmerzambulanz, Reproduktionsmedizin) vervollständigen das Spektrum. Auch ergänzende Therapieansätze, wie Physikali-sche Maßnahmen, Naturheilverfahren, Akupunktur und Autogenes Training und meditative Techniken werden verfolgt. Es besteht eine Zusammenarbeit mit Endometriose - Selbsthilfegruppen.