Im Jubiläumsjahr als Tagungs-, Bildungs- und Kulturzentrum des Bezirks Schwaben kehrt ein auf Pergament gemaltes Porträt des vorletzten Abts Ämilian Mock (1765-1784) zurück nach Kloster Irsee.
Das von unbekannter Hand gefertigte Gemälde von nur 14 auf 10 Zentimetern Größe befindet sich in einem alten Holzrahmen hinter geschliffenem Glas. Rückseitig schützt die Miniatur eine Holztafel, auf der mit schwarzer Tinte vermerkt ist, um wen es sich bei dem Porträtierten handelt, nämlich um den 1784 verstorbenen „Emilian Mock, Praelat zu Irsee“.
Ämilian Mock wurde 1712 in Sigmaringen geboren und legte mit 17 Jahren in Irsee seine Ordensgelübde ab. Er studierte im Kloster Philosophie, Theologie und Kirchenrecht und betreute nach seiner Priesterweihe mehrere Jahre lang die Pfarrei Irsee als Seelsorger. Die bereits von seinen Vorgängern geförderten Wissenschaften standen in Irsee auch unter Abt Ämilian in Blüte: Zu Mathematik und Naturwissenschaften traten jetzt die Studien der griechischen und orientalischen Sprachen, weshalb es nicht verwundert, dass ein Buch auf dem Abtporträt den Gottesnamen als hebräisches Tetragramm JHWH verzeichnet. Das auf Jesus Christus verweisende „alpha et omega“ ist mit griechischen Buchstaben wiedergegeben, freilich ohne das „et“ ins Griechische zu übersetzen. Die sich anschließende lateinische Inschrift lautet übersetzt: „Ämilian II., der 35. Abt, erwählt am 2. Dezember 1765. Er führte als Erster die orientalischen Sprachen ein.“
„Die Zählung Mocks als 35. Abt entspricht der Nummerierung in den Irseer Kloster-Chroniken“, erläutert der Augsburger Historiker Dr. Helmut Zäh, der sich intensiv mit Irsees Bibliotheks- und Säkularisations-Geschichte beschäftigt hat. „Interessant ist dabei der Hinweis auf die Einführung der orientalischen Sprachen als Unterrichtsfach im Hausstudium, ergibt sich daraus doch ein terminus post quem, also eine Zeitangabe, vor der das Porträt nicht gefertigt worden sein kann. Die Miniatur ist folglich sicher nicht unmittelbar nach der Wahl Mocks zum Abt geschaffen worden.“
Nach Auskunft der hinzugezogenen Restauratorinnen, Corinna Pflästerer und Dorothea Preyß von Bildwerk-Restaurierung in München, befindet sich das Gemälde aus konservatorischer Sicht in einem sehr guten Erhaltungszustand: „Das Porträt wurde miniaturhaft fein auf ein Stück Pergament gemalt. Die Farbe ist durchweg in zart tüpfelnder und strichelnder Manier aufgetragen. Damit wurden auch filigrane Modellierungen gestaltet. Die zierlich ausgearbeiteten weißen Spitzen auf dem schwarzen Untergewand zum Beispiel stehen pastos und deckend auf der schwarzen Farbe.“
„Unser Eigenbetrieb in Kloster Irsee schlägt immer wieder Brücken zwischen der klösterlichen Vergangenheit des barocken Campus und seiner zeitgenössischen Nutzung als Tagungs-, Bildungs- und Kulturzentrum des Bezirks Schwaben“, freut sich Bezirkstagspräsident Martin Sailer, der Werkleiter Dr. Stefan Raueiser zum gelungenen Ankauf dieser ebenso seltenen wie ästhetisch ansprechenden Miniatur beglückwünschte, die in der „Äbte-Galerie“ von Kloster Irsee ausgestellt werden soll. Das Schwäbische Bildungszentrum konnte das Porträt vor wenigen Wochen zum Gebot von € 600,- bei einer Kunst-Auktion erwerben. Den entscheidenden Tipp dazu gab der Direktor der Schwabenakademie, Dr. Markwart Herzog.