"Die Argumente für ein ausnahmsloses Einfuhrverbot embryonaler Stammzellen sind seit Einführung der Stichtagsregelung im Jahr 2002 zahlreicher statt weniger geworden. Deshalb macht eine Stichtagsverschiebung keinen Sinn. Es hat sich inzwischen gezeigt, dass dem Kompromiss aus dem Jahr 2002 Einschätzungen zu Grunde lagen, die jetzt überholt sind", stellt Dörflinger fest. Die damals geäußerten Erwartungen an Therapien für bisher unheilbare Krankheiten und die scheinbare Alternativlosigkeit zur Forschung mit embryonalen Stammzellen haben sich nicht bewahrheitet", betont der Bundestagsabgeordnete am Vortag der Bundestagsdebatte in Berlin.
Durch die embryonale Stammzellforschung sei in den letzten Jahren keine einzige Therapie entwickelt worden. Bei der Forschung mit adulten Stammzellen gebe es indessen große Erfolge.
Die Argumente der Befürworter einer Verschiebung greifen nach Auffassung des Kolpingwerkes nicht. Insbesondere eine Verknappung der verfügbaren Stammzelllinien sei nicht eingetreten. Vielmehr seien statt der ehemals 16 nunmehr 21 Linien verfügbar. Die älteren Stammzelllinien seien auch nicht etwa unbrauchbar, wie es oft behauptet werde. "Professor Schöler aus Münster, einem der vehementesten Befürworter einer völligen Freigabe der Stammzellforschung, wurde erst vor wenigen Wochen der Import von zwei der ältesten Stammzelllinien auf seinen Antrag hin genehmigt. Angesichts dessen sind die Klagen über die angebliche Unbrauchbarkeit der alten Stammzelllinien völlig unglaubwürdig", stellt Dörflinger fest.
Daneben sei zu befürchten, dass es nicht bei einer einmaligen Verschiebung des Stichtags bleibe. "Wir können uns nicht auf die Ebene der Beliebigkeit begeben, wenn wir glaubwürdig bleiben wollen", betont Dörflinger. Bundesforschungsministerin Annette Schavan, die selbst den Antrag auf Verschiebung unterschrieben habe, sei offenkundig nicht sicher, dass die Verschiebung einmalige Ausnahme bleibe. Sie habe in einem Interview mit der Rheinischen Post erklärt, sie halte es für nicht seriös und für falsch, im Bereich der Forschung von endgültigen Garantien zu sprechen. "Wenn aber die Befürworter der Stichtagsverschiebung nicht einmal mehr selbst an die Einmaligkeit glauben, wird es Zeit mit dem Einfuhrverbot ein deutliches Signal zu setzen. Sonst wird der Embryonenschutz immer stärker ausgehöhlt", sagt der Kolping-Bundesvorsitzende.