Markus Mücke, Bürgermeister von Schulzendorf und Leiter der Arbeitsgruppe Lärmschutz im Dialogforum, sagt: „Die Erkenntnisse der Studie sind für die Region wichtig, um entweder Gerüchte über Schädigungen in der Entwicklung der Kinder durch ein Ultrafeinstaub-Aufkommen zu entkräften oder Maßnahmen zu fordern, die die Kinder vor Schädigungen durch Ultrafeinstaub in der Flughafenregion schützen – je nachdem, wie das Ergebnis aussehen wird.“
Bei allen Verbrennungsprozessen entsteht Ultrafeinstaub
Im Rahmen der Studie, durchgeführt von der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, der Charité Universitätsmedizin Berlin und dem Helmholtz-Zentrum München, wird an verschiedenen Standorten in Berlin und Brandenburg die Luftschadstoffbelastung insbesondere von sog. ultrafeinen Partikeln (Ultrafeinstaub) gemessen und die Luftqualität für den Raum Berlin-Brandenburg berechnet. Parallel dazu erhebt die Studie verschiedene Gesundheitsparameter und untersucht bei Kindern der 2., 3. und 4. Klassen mindestens dreimal während der Studienphase die Lungen- und Herz-Kreislauf-Gesundheit sowie die Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistung.
Ultrafeinstaub entsteht nicht nur durch Flugverkehr. Frau Dr. Miriam Wiese-Posselt von der Charité Universitätsmedizin Berlin, eine der Projektleiterinnen der BEAR-Studie, sagt: „Die ultrafeinen Partikel entstehen bei allen Verbrennungsprozesse. In der Region des BERs sind die Kinder nicht nur durch den Flugverkehr belastet, sondern auch durch die Zunahme des Straßen- und Zulieferungsverkehrs.“
Bislang keine Grenzwerte
Ultrafeinstaub wird mit einem Durchmesser von kleiner als 100 Nanometern definiert. Diese kleinsten Partikel besitzen die Eigenschaft, nach dem Einatmen nicht nur in der Lunge zu verbleiben und sich dort abzulagern wie beispielsweise der Ruß des Zigarettenrauchs. Wiese-Posselt erklärt: „Ultrafeine Partikel gelangen durch die Lungenbläschenmembran hindurch in den Blutkreislauf und verteilen sich im ganzen Körper. Deshalb sind ultrafeine Partikel für den menschlichen Organismus als toxischer, d.h. giftiger anzusehen als größere Feinstaubpartikel.“ Allerdings liegen für ultrafeine Partikel bislang keine Grenzwerte vor, anders als für alle anderen Luftschadstoffe: Für Stickoxide, Ozon oder Feinstaub existieren von der WHO und auch von der EU vorgegebene Grenzwerte.
Die Projektleiterin erläutert: „Der Grund dafür liegt in der zu dünnen Datenlage. Es ist einfach noch nicht bekannt, ab welcher Konzentration an ultrafeinen Partikeln in der Luft davon auszugehen ist, dass der Mensch zu Schaden kommt.“
Das zeigt die Wichtigkeit der BEAR-Studie. Sie ist eine der ersten Studien, die auf Bevölkerungsniveau untersucht, was tatsächlich mit den Menschen passiert.
Seit September 2016 setzt die Flughafengesellschaft Messtechnik zur Erfassung von Ultrafeinstaub ein und unterstützt durch die Bereitstellung von Messergebnissen im Rahmen der BEAR-Studie und ULTRAFLEB zwei laufende Forschungsprojekte. Sie ist damit die erste deutsche Flughafenbetreibergesellschaft, die über längere zusammenhängende Messzeiträume Daten zu diesem Messparameter im Flughafenumfeld eigenständig erhebt.