Ob diese Idylle zu Beethovens sechster Sinfonie »Pastorale« (1808) nun wahr ist oder nicht: Auf die »blühenden Landschaften« warteten viele Ostdeutsche nach der Wende 1989 vergeblich. Kritisch hinterfragt wird diese Verheißung des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl von Günter Kochan (1930-2009) in seiner ebenfalls sechsten Sinfonie (2003/06). Im Konzerthaus Berlin erklingt sie nun zum ersten Mal. Der in der Niederlausitz geborene Komponist studierte in Berlin u.a. bei Boris Blacher und Hanns Eisler. Er schrieb Filmmusik für Charlie Chaplin und arbeitete mit Bertold Brecht. An der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« war er ein überaus engagierter Lehrer.
Chefdirigent Lothar Zagrosek reizte an dem Programm der stilistische Kontrast der durch 200 Jahre getrennten Werke. Beethovens »Pastorale« wurde noch vor der europäischen Industrialisierung verfasst, während Kochan die beabsichtigte Deindustrialisierung der neuen Bundesländer thematisiert.
Gerade bei diesem Programm darf auf die Konzerteinführung um 19.00 Uhr hingewiesen werden. Am Freitag bietet sich zudem die Möglichkeit zu einem »Nach(t)gespräch« mit den Künstlern (15 Minuten nach Konzertende). Lebendiger Austausch ist unbedingt erwünscht.
Konzerthausorchester Berlin
Lothar Zagrosek
Günther Kochan Sinfonie Nr. 6 (UA)
Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 (»Pastorale«)