Seit die Mailänder vor 25 Jahren begannen, das tuffige Barock aufzupeppen, bläst ein frischer Wind durch die Alte-Musik-Szene. Auch junge Menschen lassen sich jetzt wieder von der Musik eines Vivaldi oder Corelli locken - oder eben Händel wie nun im Konzerthaus. Zumal dem Ensemble an diesem Abend mit Danielle de Niese eine junge, ausgewiesene Händel-Spezialistin zur Seite steht. Die erst 29-jährige Sopranistin feierte ihren Durchbruch 2004 mit Händels »Giulio Cesare« in Paris und Amsterdam. In der Rolle der Cleopatra brillierte sie auch in Glyndebourne und an der Met. Mit »Rodelinda«, »Ariodante« und »Semele« folgten weitere Händel-Opern. Als Jugendliche moderierte Danielle de Niese eine TV-Sendung, die Gleichaltrigen Kultur und klassische Musik nahe brachte - und erhielt dafür einen Emmy.
Vermittlung tut Not. »Bei uns wird die Kultur einfach kaum gefördert«, meint Antonini. Statt auf den Nachwuchs richte man in seinem Heimatland das Augenmerk auf Events: »Doch was haben die noch mit Kultur zu tun?« Auf die Verpackung kommt es an, das haben auch Il Giardino Armonico erfahren müssen. Beim CD-Verkauf greift ihr Image als Klassik-Revoluzzer bestens. Dabei beschränkt sich das äußerliche Aufbegehren gerade mal auf farblich unterschiedliche Schlipse - Licht- und Nebeleffekte aus der Popszene kämen für das Kammerorchester nie in Frage. Und mit Rockmusik habe er schon gar nichts im Sinn, betont Antonini. Jedoch nutze er ihre visuelle Seite: »Ohne eine solche Sprache erreicht man die Leute nicht.«
Arien und Concerti grossi stehen auf dem Programm der Reihe »Kammerorchester International«. Bei Antonini und seinen Kollegen klingt Barock tatsächlich anders: bissig, brillant, pointiert. »Einen Atem zu haben, wie die verschiedenen Organe eines Körpers gemeinsam zu harmonieren: Das ist die Idee von Il Giardino«, so der Flötist. Ein Körper, der übrigens keineswegs nur in der Vergangenheit lebt: Finden sie geeignete zeitgenössische Stücke, widmen sich die Mailänder auch dem 21. Jahrhundert. Natürlich in Harmonie.
Kammerorchester International
Il Giardino Armonico
Giovanni Antonini Leitung
Danielle de Niese Sopran
Pietro Locatelli Introduzione teatrale für Streicher und Basso continuo D-Dur op. 4 Nr. 5
Georg Friedrich Händel »Scoglio d'immota fronte« - Arie aus der Oper »Scipione« HWV 20
Georg Friedrich Händel »Lascia ch'io pianga« - Arie aus der Oper »Rinaldo« HWV 7
Georg Friedrich Händel Concerto grosso G-Dur op. 6 Nr. 1 HWV 319
Georg Friedrich Händel Sinfonia und Arie »V'adoro, pupille« aus der Oper »Giulio Cesare in Egitto« HWV 17
Georg Friedrich Händel »Morrai si, l'empia tua testa« aus der Oper »Rodelinda, Regina de' Langobardi« HWV 19
Georg Friedrich Händel Concerto grosso g-Moll op. 6 Nr. 6 HWV 324
Georg Friedrich Händel »Come in ciel benigna stella« - Arie aus der Kantate »Apolle e Dafne« HWV 122
Georg Friedrich Händel »Ritorna, oh caro e dolce mio tesoro« - Arie aus der Oper »Rodelinda, Regina de' Langobardi« HWV 19
Francesco Geminiani Concerto grosso d-Moll (nach der Violinsonate op. 5 Nr. 12 »La Follia« von Arcangelo Corelli)
Georg Friedrich Händel »Piangerò la sorte mia« - Arie aus der Oper »Giulio Cesare in Egitto« HWV 17
Georg Friedrich Händel »Da tempeste il legno infranto« - Arie aus der Oper »Giulio Cesare in Egitto« HWV 17
Weitere Informationen auf der Website der Reihe »Kammerorchester International« www.kammerorchester-international.de