Seine 1875 komponierte fünfte Sinfonie hat Bruckner nur am Klavier vierhändig erlebt. Die Wiener Uraufführung erfolgte 1894 – ohne ihn und in einer vom Dirigenten Franz Schalk stark revidierten Fassung. Die Originalversion erklang erst 1935 in München. Als »Katholische« wurde die Sinfonie einmal bezeichnet. Der Glaube war für den Österreicher ja keine modische Kunstreligion, sondern tief empfundene Notwendigkeit. Wie sich in der göttlichen Natur alles auseinander organisch entwickelt, so formt auch Bruckner in seinen Partiturmotivische Keimzellen zu gewaltigen Landschaften. Es ist eine Art Pantheismus, den sie in sich tragen.
Bruckner bezeichnete die Fünfte als sein »kontrapunktisches Meisterwerk«. Das Finale gipfelt nach einer Wiederaufnahme vorheriger Themen in einer grandiosen Doppelfuge. Beethoven und seine neunte Sinfonie haben für dieses Werk Pate gestanden. Der kämpferische, dramatische, rhythmisch packende Elan spricht jedenfalls die Sprache des Wiener Klassikers. Ein weiterer, Haydn, mag Pate für die langsame Einleitung gestanden haben. Zum einzigen Mal überhaupt greift Bruckner in einer Sinfonie auf diesen Formteil zurück. Von seinem Idol Wagner hielt er sich in dieser Musik übrigens fern: Offenbar merkte er, dass ihm dessen Einfluss gesundheitlich nicht bekam.
Konzerthausorchester Berlin
Eliahu Inbal
Anton Bruckner Sinfonie Nr. 5 B-Dur