Das dritte Konzert dieser Reihe stellt den Komponisten Jakob Ullmann in den Mittelpunkt. Ullmann ist ein Meister der Verrätselung, der leisen Töne. Seine Komposition »PRAHA: celetná - karlova - maiselova« aus dem Jahr 2007 ist nach drei Prager Straßen benannt, die die Eckpunkte der Text- und Klangschichten dieses Werkes bilden. Da ist vieles eingeflossen: Ausgangspunkt ist die Erzählung »Das geheime Wunder« von Jorge Luis Borges. Der Text geht jedoch vollkommen auf in der Struktur der Komposition, die sich auch bei Bach bedient, Listen mit Opfern des Nationalsozialismus zitiert und im Takt der Prager Altstädter Rathausuhr ertönt. Bei der Aufführung sei »jede Form von Ausdruck oder (innerer) Bewegung strikt zu vermeiden!«, mahnte Jakob Ullmann. Denn diese Musik ist leise und unpathetisch, dafür umso eindringlicher. Sie gemahnt an die Verantwortung des Künstlers, lotet die Möglichkeiten des Erinnerns aus und bleibt letztlich Ullmanns Sozialisation in der DDR verpflichtet.
Neben Ullmanns Komposition erklingen an diesem Abend Werke von drei weiteren Komponisten der Neuen Musik. Das ensemble unitedberlin hat sich 1989 gegründet und versteht sich nicht zuletzt auch als Verbindungsstück zwischen Musik und Musikern der lange gespaltenen Stadt Berlin.
»Vom Gehorsam. Von der Verweigerung«
ensemble unitedberlin
Jardena Flückiger Stimme
Titus Engel Leitung
Oliver Schneller »Stratigraphie« für sechs Instrumente und sechs Lautsprecher
Juro M?tšk »Syndrom« für Klarinette, Bassklarinette, Saxophon, Klavier, zwei Violen und Violoncello
Giacinto Scelsi »Okanagon« für Harfe, Tamtam und Kontrabass
Jakob Ullmann »PRAHA: celetná - karlova - maiselova« für Flöte, Fagott, Violine, Viola, Violoncello, Schlagzeug, Kontrabass, Stimme und Zuspiel
Gefördert von der Ernst von Siemens Musikstiftung