Einer der schönsten und wildesten »Soundtracks« des Russen stammt aus der Zeit nach »Lady Macbeth«: Für den Film »Das Märchen vom Popen und seinem Knecht Balda« des Zeichentrick-Regisseurs Michail Zechanowskij komponierte Schostakowitsch 1934 unbezähmbare Musik mit schwungvollen Rhythmen, satten Bläserparts und einer ordentlichen Portion Folklore. »Für Zechanowskij schrieb ich zwei kleine Opern. Sie gelten als Musik für Trickfilme. In Wirklichkeit war es umgekehrt: die Filme waren nach meiner Musik gedreht worden, regelrechte kleine Opern.«
Die kleine Oper erzählt die Geschichte des Helden Balda, der auf dem Markt seine Arbeitskraft anbietet: 103 Kilo Lebendgewicht, stattliche 2,28 Meter Größe - trotzdem (oder deswegen) will ihn niemand einstellen. In seiner Not lässt sich der arbeitswütige Riese auf das Angebot des Popen ein, der einen jungen, starken Knecht sucht, aber für ihn nichts bezahlen will. Nichts außer drei Stüber von Balda auf die Nase des Popen! Die Dinge spitzen sich zu und der Pope sieht keinen anderen Ausweg mehr, als den nichtsahnenden Balda zum Teufel zu schicken - ein verhängnisvoller Auftrag mit märchenhaftem Ausgang.
Die Partitur des lediglich als Fragment erhaltenen Films schlummerte viele Jahre unerkannt in den Archiven, bevor der Schostakowitsch-Schüler Vadim Bibergan eine gelungene Orchesterfassung rekonstruierte. Jens Schubbe hat eine Fassung für Kammerensemble erarbeitet und die Handlung zusammen mit den Puppenspielern Inka Arlt, Patricia Christmann und Mathis Freygang in ein szenisches Schattentheater überführt und so den Trickfilmhelden zu neuem Leben erweckt.
Dmitri Schostakowitsch - »Das Märchen vom Popen und seinem Knecht Balda« bearbeitet für Kammerensemble und eingerichtet für Schattentheater von Jens Schubbe
- modern art ensemble
- Lindenquartett Berlin
- Inka Arlt, Patricia Christmann, Mathis Freygang Schattentheater
- Gudrun Sidonie Otto Sopran
- Patrick Vogel Tenor
- Lars Grünwoldt Bariton
- Tye Maurice Thomas Bass
- Vladimir Stoupel Musikalische Leitung