Ein solcher Weltschmerz-Held war Manfred, eine literarische Figur, geschaffen vom englischen Poeten Lord Byron. Dessen Versepos hatte Robert Schumann bereits 1848 zu einer düsteren Schauspielmusik inspiriert, von der nur die Ouvertüre Eingang ins Konzertleben fand. Pjotr Tschaikowsky schätzte dieses Werk sehr. Seine wild-lodernde »Manfred-Sinfonie« von 1885 wiederum gehört zu den vielleicht meistunterschätzten Werken des russischen Komponisten. Der tragische Held wird darin opulent sinfonisch portraitiert - fast eine Stunde lang, doch keine Minute langweilig. Das 1886 uraufgeführte Werk hielt Tschaikowsky übrigens für die beste seiner Sinfonien.
Das Schicksal forderte Gustav Mahler in seinen »Kindertotenliedern« heraus. Er komponierte diesen traurigen Zyklus nach Gedichten Friedrich Rückerts 1901-1904. Die letzten Noten setzte er, während seine eigenen Kinder draußen im Garten spielten. Seine Frau sah dies als schlechtes Omen. Das war nicht aus der Luft gegriffen: Die Kindersterblichkeit lag im Europa des 19. Jahrhunderts generell sehr hoch. Kaum eine Familie blieb verschont. Einige Jahre nach der Komposition starb Mahlers Tochter Maria-Anna an Scharlach-Diphtherie.
Gestaltet werden die Lieder vom Bariton Hanno Müller-Brachmann, seit seiner Entdeckung durch Daniel Barenboim gefeiertes Mitglied der Staatsoper Berlin. Am Pult des Konzerthausorchesters steht mit Michael Gielen ein Spezialist, der über internationale Erfahrungen in Konzert und Oper verfügt. Über viele Jahre hinweg hat sich der Dresdner mit dem sinfonischen Schaffen Gustav Mahlers beschäftigt. Mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg legte er beim Label Hänssler die komplette Einspielung der zehn Sinfonien vor.
Konzerthausorchester Berlin
Michael Gielen
Hanno Müller-Brachmann - Bariton
Robert Schumann - Ouvertüre zu Lord Byrons Dramatischem Gedicht »Manfred« es-Moll op. 115
Gustav Mahler »Kindertotenlieder« für Singstimme und Orchester (auf Gedichte von Friedrich Rückert)
Pjotr Tschaikowsky »Manfred-Sinfonie« (nach Byron) h-Moll op. 58