Zum Thema »Durchsichtigkeit« passt auch das zweite Stück des Nachmittags: die Orgelsuite des gebürtigen Tschechen Fidelio F. Finke. Während seiner Zeit am Konservatorium in Prag in den 1920er Jahren galt der Komponist und Lehrer noch als Vorkämpfer des Expressionismus. In den Folgejahren entwickelte sich sein Stil allerdings in Richtung einer schlichteren Tonsprache. »Man muss versuchen, verständlicher und zugänglicher zu schreiben, für die, an die man sich wenden will«, plädierte er.
Die abschließenden Gipfelstücke des Programms stammen von César Franck. Der gebürtige Lütticher gehört zu den wichtigsten Vertretern der Orgelmusik des 19. Jahrhunderts - einer Epoche, der Joachim Dalitz' besonderes Engagement gilt. Während Francks Studium am Pariser Konservatorium blieben seine kompositorischen Gehversuche zunächst weitgehend unbeachtet. Erst mit Antritt der Organistenstelle in St. Clotilde wandte sich Franck im Alter von etwa 30 Jahren der Orgel zu. Hierin begründete er den polyphonen Stil der neuen französischen Schule: »Die sinfonische Kunst in Frankreich wurde geboren mit der Schule von César Franck.« (Vincent d'Indy). Trotzdem erlangten seine bekanntesten Kompositionen erst nach seinem Tod ihre eigentliche Popularität. Die Fantaisie C-Dur entstand um 1861 und gilt gerade wegen ihrer schlichten einprägsamen Liedhaftigkeit als Monumentalwerk. Noch »größer« ist das Grande pièce symphonique von 1866. In Wahrheit eine Sonate bietet sie vor allem im ersten Teil einen interessanten Wechsel zwischen hoher und tiefer Lage.
Orgelstunde
Joachim Dalitz Orgel
Johann Sebastian Bach Fantasie und Fuge c-Moll BWV 537
Fidelio F. Finke Suite für Orgel
César Franck Fantaisie C-Dur op. 16
César Franck Grande pièce symphonique fis-Moll op. 17