58 Jahre ist's her, längst ist der gebürtige Böhme ein gern gesehener Gast in aller Welt. Mit seinen Beethoven-Interpretationen - im Konzert wie auch auf Schallplatten und CDs - hat er Maßstäbe gesetzt. Doch auch mit Mozart oder Chopin, Haydn oder (wie jetzt im Konzerthaus) Brahms reüssiert der Künstler, dem Kritiker-Papst Joachim Kaiser schon früh eine »Tausendsassa-Wurschtigkeit« attestiert hat. »Er hat mir später erzählt, er hätte gemeint, ich könnte nebenbei noch ein Butterbrot essen: Es fiele mir einfach zu leicht«, erinnert sich Buchbinder. »Mir ist das nie so bewusst geworden, denn ich arbeite sehr viel, sogar sehr hart.«
Stattdessen lebt der Familienmensch (»Für mich ist die Familie einer der wichtigsten Zufluchtspunkte«) auf der Bühne seine Emotionen und Energien aus. Natürlich sei da immer die Streitfrage, ob nun der Komponist oder der Interpret an erster Stelle stehe, gibt der 63-Jährige freimütig zu. »Doch in dem Augenblick, wo man auf die Bühne kommt, steht absolut der Interpret an erster Stelle. Das Publikum geht ins Konzert, um diesen Künstler zu hören. Zu hören, was er mit diesem Werk macht. Deswegen sind ein Beethoven oder Brahms auch heute immer noch modern und umstritten.«
Konzerthausorchester Berlin
Lothar Zagrosek
Rudolf Buchbinder- Klavier
Gustav Mahle-r Adagio Fis-Dur aus der Sinfonie Nr. 10
Henri Dutilleux- »Métaboles«
Johannes Brahms- Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-Moll op. 15