Dabei hätte der Pianist schon vor sechs Jahren allen Grund gehabt abzuheben: Damals siegte Blechacz beim 15. Chopin-Wettbewerb in Warschau. Eine Sensation - und das nicht nur, weil erstmals seit 30 Jahren wieder ein Pole diesen berühmten Concours gewonnen hatte. Woraufhin ihm ein heimischer Ölkonzern einen Flügel spendierte (von der Auswahl bei Steinway in Hamburg schwärmt der junge Mann heute noch). Mindestens ebenso wertvoll war jedoch der Brief, der ihn kurz darauf erreichte - von Krystian Zimerman. Sein Landsmann hatte den Wettbewerb vier Jahrzehnte zuvor gewonnen und bot dem frisch gekürten Sieger nun seine Hilfe im Haifischbecken des Musikbusiness' an. Überhaupt schätzt Blechacz das Gespräch mit dem berühmten Kollegen: »Wenn ich Krystian Zimerman treffe, dann tun wir nichts anderes, als über die Noten zu reden und darüber, wie man den eigenen Sinn, den man aus ihnen liest, technisch am besten umsetzt. Es geht mir darum, so nahe wie möglich bei der Musik zu sein.«
Die Kritiker geben ihm Recht: »Er ist ein Klavierspieler, der über die Noten hinaus zu erzählen versteht«, schrieb das Magazin crescendo. Konsequent verfolgt der Pianist eine in der Show-Welt selten gewordene Ernsthaftigkeit. Als vor einiger Zeit die außermusikalischen Verpflichtungen Überhand zu nehmen drohten, zog sich Blechacz einfach zurück: »Ich merke, dass ich gerade zu wenig übe, deshalb habe ich mir vorgenommen, Urlaub zu machen. Urlaub am Klavier.«
Rafał Blechacz Klavier
Johann Sebastian Bach »Italienisches Konzert« F-Dur BWV 971
Wolfgang Amadeus Mozart Sonate B-Dur KV 570
Claude Debussy »Estampes« (»Kupferstiche«) - Drei Stücke für Klavier
Fryderyk Chopin Barcarolle Fis-Dur op. 60
Fryderyk Chopin Drei Mazurken op. 50
Karol Szymanowski Präludium und Fuge cis-Moll
Karol Szymanowski Variationen b-Moll op. 3