Nun wird ein ganzes Sinfonieorchester in der Yellow Lounge zu Gast sein - und mit einem Star der elektronischen Musikszene auftreten. Das Konzerthausorchester Berlin unterstützt den englischen Produzenten, Remixer, DJ und Filmkomponisten Matthew Herbert bei der Umsetzung seiner kürzlich erschienenen Bearbeitung von Gustav Mahlers 10. und unvollendeter Sinfonie. Das Orchester, das seit 1984 seine feste Spielstätte im Konzerthaus am Gendarmenmarkt hat, kehrt damit an den Ort zurück, wo es als Berliner Sinfonie-Orchester einst spielte: in den Admiralspalast, dem früheren Metropol-Theater an der Friedrichstraße.
Gustav Mahler, dieser große Komponist an der Schwelle zur Moderne, schrieb seine letzte Sinfonie in der Zeit einer schweren Lebenskrise. Seine Unvollendete ist Ausdruck der persönlichen Hölle, die er im Sommer des Jahres 1910 durchlitt. Der Tod, immer ein zentrales Motiv in seinem Schaffen, scheint hier Gestalt anzunehmen. Matthew Herbert hat Mahler beim Wort genommen. Er baute ein Autoradio in einen Sarg ein, ließ die Zehnte darauf abspielen und nahm das Ergebnis wieder auf. Das Bratschensolo aus der Einleitung ließ er am Grab des Meisters in Wien neu einspielen. Über die Lautsprecher in einem Krematorium spielte er das Adagio ab und platzierte ein Aufnahmegerät hinter dem Vorhang. Es ging ihm darum, das Nebeneinander des Banalen und Erhabenen in Mahlers Werk, die ständige Reibung von Leben und Tod, Liebe und Verzweiflung, Größe und Vergänglichkeit sozusagen zu seinem Arbeitsmaterial zu machen. »Meine Fassung soll keineswegs nur die Faszination des Todes darstellen, sondern eine Übersteigerung der unbequemen Balance, die Mahler zwischen Licht und Dunkel herstellte. Es ist die Lust am Konflikt zwischen der Furcht und der Herrlichkeit«, so Herbert.
Die CD/LP »Recomposed by Matthew Herbert - Mahler Symphony X«, erschienen im Mai 2010, ist kein Techno-Album. Repetitive Beats sucht man vergebens. Die Annäherung an die zukunftsweisende Klangwelt des 1860 geborenen Komponisten ist gelungen. »Matthew Herbert, ausgewiesener Meister für gesampelte Klänge, nähert sich diesem Fragment mit viel Raffinesse«, lobte Olga Hochweis die CD im Deutschlandradio Kultur. »Er spürt seismografisch genau dem Schmerz und der Tragik, ebenso wie dem Erhabenen in diesem Werk nach und übersteigert diese Elemente durch zeitliche Dehnungen, Verdoppelung, Verfremdung und nicht zuletzt durch Stille. Das Ergebnis ist große Klangkunst.«
Das Konzerthaus Berlin, das seinen dreiteiligen Themenschwerpunkt »Musik mit Mahler« gerade begonnen hat, will Zusammenhänge aufzeigen - eben nicht nur Musik von Mahler zur Aufführung bringen. Ein Zusammenspiel mit einem zeitgenössischen Künstler erscheint deshalb nur folgerichtig. Ein Künstler zum Anfassen: Matthew Herbert hat sich bereit erklärt, nach der Probe am Vortag des Auftritts bei einem Meet & Greet die Fragen ausgewählter Fans zu beantworten. Die Bewerbung läuft ausschließlich über die Facebook-Seite des Konzerthauses Berlin.
Karten für die Yellow Lounge (10 Euro) sind ausschließlich an der Abendkasse des Admiralspalasts erhältlich. Über den Besucherservice des Konzerthauses Berlin erfolgt kein Vorverkauf.
Mehr zu Matthew Herbert auf der Website von http://www.recomposed.eu.
Sonderseite zum Mahler-Schwerpunkt des Konzerthauses Berlin: http://www.konzerthaus.de/...