Rückkehr der strategischen Investoren?
Private Equity-Häuser wenden sich verstärkt mittelgroßen Deals zu, weil sich institutionellen Investoren als Finanzierungspartner für große Transaktionen vorerst aus dem Markt verabschiedet haben. Welche Folgen der Trend hin zu MidCap-Deals haben wird, hängt von sehr vielen Faktoren ab und ist nur schwer vorherzusagen. KPMG-Partner Christian Specht: "Klar ist, dass auf Private Equity-Seite aufgrund der vorhandenen hohen Liquidität weiterhin Anlagedruck besteht. Das müsste theoretisch trotz eines veränderten Finanzierungsumfeldes die Preise für Übernahmeziele weiterhin auf hohem Niveau halten. Da die Banken aber für Übernahmen weniger Fremdkapital bereitstellen, müssen die PE-Häuser mehr Eigenkapital in die Hand nehmen. Deshalb dürften diese kein Interesse haben, die Kaufpreise nach oben zu treiben. Zumal angesichts eines nachlassenden Wirtschaftswachstums die Renditeaussichten unsicherer geworden sind. Strategische Investoren, die meist über gut gefüllte Kassen verfügen, werden daher an Bedeutung in Bieterwettbewerben gewinnen."
"Deal-Sourcing" verschiebt sich
Im Vergleich zu 2006/2007 werden Secondary Buy Outs in den kommenden 18 Monaten an Bedeutung verlieren. Nach Ansicht der befragten Branchenexperten werden Transaktionen sich verstärkt auf Unternehmen konzentrieren, die hinter den wirtschaftlichen Erwartungen zurückgeblieben sind oder sich in einer Turnaround-Situation befinden.
Finanzierungssicherheit bleibt im Umfeld der Liquiditätskrise zentrales Thema
Mit Beginn des "Credit Crunchs" hat sich das Finanzierungsverhalten der Banken im Vergleich zu den expansiven Vergabepraktiken in 2006, die im 1. Halbjahr 2007 ihren Höhepunkt erreichten, deutlich verändert. Dies spiegelt sich unter anderem darin, dass die Banken eine deutlich selektivere Haltung bei der Auswahl von Transaktionen einnehmen sowie in der Bereitschaft ein Finanzierungspaket in voller Höhe alleine anzubieten ("underwriting").
Darüber hinaus haben sich in der Vergangenheit durchaus aggressiv aufgetretene Marktteilnehmer dazu entschlossen, sich aus dem Segment der Übernahmefinanzierung zu verabschieden. Das weniger aggressive Finanzierungsverhalten zeigt sich insbesondere in einem niedrigeren angebotenen Verschuldungsgrad ("Leverage") und einer stärker risikoangepassten Verzinsung. Außerdem in der Ausgestaltung der Berichts- und Informationspflichten (Covenants), in wieder konservativeren Tilgungsstrukturen und in den Kreditnehmern beziehungsweise Investoren vertraglich eingeräumten Freiräumen und Mitspracherechten. Hier zeigt die Studie zum Teil noch deutliche Unterschiede in der Erwartungshaltung zwischen Banken und Private Equity-Häusern.
Roland Gottwald, Leiter Finanzierungsberatung bei KPMG: "Die zuletzt sehr aggressiven Strukturen sind de facto verschwunden. Banken sind aktuell nur sehr zurückhaltend bereit, 100 Prozent des für eine Transaktion erforderlichen Finanzierungspakets jeweils alleine zur Verfügung zu stellen und damit in einem größeren Umfang ein Syndizierungsrisiko zu übernehmen. Zu beobachten ist der Trend zu so genannten ‚50 Prozent-Underwritings’ oder mit einer limitierten Anzahl von Banken eingegangene ‚Club Deals’. Durch die rückläufige Risikobereitschaft der Banken gewinnen ferner klassische Mezzaninefonds wieder an Bedeutung."
Staatsfonds verschärfen den Wettbewerb
Interessant ist die Frage, ob und in welchem Umfang Staatfonds künftig eine verstärkte Rolle im Buy Out-Markt übernehmen werden. John Evans, Head of Private Equity bei KPMG: "Investoren aus Asien und dem Nahen Osten scheinen sich zunehmend im Markt zu etablieren und gegenüber den etablierten international tätigen Private Equity-Firmen an Bedeutung zu gewinnen. Die Staatsfonds könnten sich somit zu einer ernsten Konkurrenz für die großen Private Equity-Gesellschaften entwickeln. Etablierte Fonds werden ihren Blick zunehmend auf neue Märkte richten, zum Beispiel nach Osteuropa oder Asien."