Gebrauchte Elektroautos (BEVs = rein batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge) stehen immer länger auf den Höfen der Automobilhändler, ohne dass sie einen neuen Besitzer finden. Die Situation ist verfahren: So machen sich zum einen Inhaber neuer BEVs Gedanken um den künftigen Verkaufswert. Umgekehrt sind potenzielle Käufer gebrauchter E-Autos verunsichert, weil sie nicht wissen, wie es um die Langlebigkeit von Secondhand- BEVs tatsächlich bestellt ist. Dreh- und Angelpunkt all dieser Sorgen ist dabei der Lithium-Ionen-Akku.
Er ist das Herzstück und zugleich der mit Abstand kostenintensivste Bestandteil eines E-Autos. Immerhin kann dieser bis zur Hälfte des Fahrzeugwerts ausmachen. Der Wert eines gebrauchten E-Fahrzeugs steht und fällt daher mit dem Gesundheitszustand seines Akkus, seinem „State of Health“ (SoH).
„Die Lage auf dem Markt für elektrische Gebrauchte ist nach wie vor schwierig. So fragt sich der Käufer, ob er überhaupt in ein gebrauchtes E-Fahrzeug investieren soll, wenn er sich nicht ganz sicher sein kann, wie lange der Akku noch mitmacht. Und überhaupt ist dem Verbraucher sehr wohl klar, dass die Entwicklung der Batterietechnologie schnell voranschreitet, sprich die Akkus kontinuierlich besser und leistungsfähiger werden. Er weiß also umgekehrt, dass die Batterie des Gebrauchtwagens die Gefahr einer schnell veralteten Technologie in sich birgt. Kurzum, da der Käufer natürlich ein verlässliches Produkt, wie er es vom Benziner oder Diesel gewohnt ist, erwerben will, hält er sich bei gebrauchten BEVs zurück, weil er sich hier nicht wirklich sicher ist“, erläutert Isabella Finsterwalder, Pressesprecherin des Automobilclub KS e.V., das aktuelle Dilemma zahlreicher E-Gebrauchtwageninteressenten angesichts der Notwendigkeit der Klimatransformation versus den aktuellen Marktgegebenheiten.
Das A und O: der Gesundheitszustand des Akkus
Neben Laufleistung, Alter, Unfallfreiheit und den weiteren üblichen Kaufkriterien, die vom Verbrennerfahrzeug her bekannt sind, kommt daher der Traktionsbatterie besondere Aufmerksamkeit zu. Der Lithium-Ionen- Akku eines BEV büßt im Laufe der Zeit an Kapazität an. Dies wird mit dem State of Health, dem Gesundheitszustand eines Akkus beschrieben. Beträgt die Kapazität weniger als 70 bis 75 Prozent, dann ist das mit einem wirtschaftlichen Totalschaden gleichzusetzen. Beeinträchtigt wird die Batteriekapazität beispielsweise dann, wenn der Akku zu oft auf 100 Prozent vollgeladen wird. So sollte ein BEV analog zum Smartphone oder Notebook optimalerweise stets nur bis 80 Prozent geladen werden. Ebenso führt etwa zu häufiges „Betanken“ über Schnellladestationen, also mit sehr hoher Leistung in sehr kurzer Zeit, zu einem Kapazitätsverlust des Akkus.
„Wer ein gebrauchtes E-Auto erwerben möchte, sollte sich also unbedingt über den State of Health des Akkus informieren. Darüber gibt ein Batteriecheck bzw. eine Batteriediagnose Auskunft. Während einer Testfahrt und/ oder durch Auslesen von Akkudaten wird dabei die Restkapazität des Akkus ermittelt und in einem Zertifikat bescheinigt. Der Check wird von Prüforganisationen wie TÜV, DEKRA oder GTÜ, aber auch Hersteller-Werkstätten durchgeführt und kostet rund 100 Euro. Beim Kauf über den Händler ist ein solches Zertifikat heute oft schon Standard. Doch auch beim Kauf von privat sollte darauf keinesfalls verzichtet werden“, fasst Finsterwalder das kleine Einmaleins des Batteriechecks für Käufer von BEVs zusammen.