Ein Blick in die Statistik des Gesamtverbandes der Versicherer (GDV), der Wildunfälle mit kaskoversicherten Autos registriert, zeigt: Die Zahl der Pkw-Wildunfälle im Straßenverkehr bewegt sich seit Jahren konstant im Bereich zwischen 247.000 und 295.000 Unfällen, zuletzt waren es 282.000 Kollisionen im Jahr 2023. Durchschnittlich entspricht dies rund 770 Zusammenstößen pro Tag. Allerdings sind Wildunfälle über das Jahr hinweg unterschiedlich verteilt. Gerade im Herbst steigt die Zahl der Wildunfälle sprunghaft an. Während dieser Jahreszeit sind die Wildtiere gerade zur Morgen- und Abenddämmerung verstärkt aktiv. Dies fällt meist zeitlich mit dem Pendlerverkehr zusammen, der dann ohnehin nicht selten mit schlechteren Sichtverhältnissen bei Nebel, Nieselregen und Dunkelheit zu kämpfen hat.
Vorsicht in Wildwechselzonen!
„Besondere Aufmerksamkeit sollten Autofahrende in Wildwechselzonen, also in Waldgebieten, an Feldrändern und unverbauten Flurstücken, walten lassen. In diesen Bereichen heißt es, die Geschwindigkeit zu reduzieren, ausreichend Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zu halten und besonders konzentriert zu fahren.
Das A und O ist, die Kontrolle über das Auto zu behalten, um beim Auftauchen eines Wildtieres nicht an den nächsten Baum oder in den Gegenverkehr zu krachen“, hebt Isabella Finsterwalder, Pressesprecherin von Deutschlands drittgrößtem Automobilclub KS e.V., hervor. Taucht tatsächlich ein Tier am Straßenrand oder auf der Straße auf, sollte zunächst versucht werden, es durch Hupen zu verscheuchen. Auch ist es wichtig, das Fernlicht auszuschalten, da dies das Tier blendet und es infolgedessen die Orientierung verliert und erstarrt, anstatt zu fliehen. Hier gilt es, idealerweise rechtzeitig und kontrolliert abzubremsen, auch um einen Auffahrunfall zu vermeiden.
Was bei einem Wildunfall zu tun ist
Ist es trotzdem zur Kollision mit einem Reh, Wildschwein oder einem anderen Wildtier gekommen, sind mehrere Punkte zu beachten: „Als erstes sollten Autofahrer ihre Warnweste anlegen und die Unfallstelle absichern, indem sie die Warnblinkanlage einschalten und in ausreichendem Abstand das Warndreieck aufstellen. Damit nachfolgende Fahrzeuge gerade in der Dämmerung und Dunkelheit auch rechtzeitig gewarnt werden können, bedeutet das, auf Landstraßen ein Warndreieck rund 100 Meter vom eigenen Auto entfernt aufzustellen. Nur dann stehen die Chancen gut, dass andere Fahrer auch rechtzeitig abbremsen können“, warnt Finsterwalder.
Laut der Pressesprecherin sollte im Fall der Fälle auf jeden Fall unverzüglich die Polizei benachrichtigt werden. „Und keinesfalls das verletzte oder getötete Tier anfassen – die Bergung des Tieres ist nämlich die Aufgabe von Jagdpächter oder Förster, die, ebenso wie die Polizei, eine Wildunfallbescheinigung ausstellen“, so Finsterwalder. Außerdem sei es hilfreich, für eine rasche Abwicklung mit der Versicherung Fotos an der Unfallstelle zu machen. Überhaupt dürfe nicht vergessen werden, auch die Versicherung möglichst zeitnah zu kontaktieren – und das auf jeden Fall, bevor Wildspuren am Fahrzeug beseitigt oder das Auto repariert oder verschrottet wird, resümiert die Pressesprecherin des Automobilclub KS e.V.
Was übernimmt die Versicherung?
Grundsätzlich kommt die Kaskoversicherung für Schäden am eigenen Auto auf, die auf Haarwild, also beispielsweise Hirsche, Rehe, Wildschweine oder Füchse, zurückgehen. Als Teil seiner Clubleistungen bietet der Automobilclub KS e.V. seinen Mitgliedern eine Wildschadenbeihilfe an: Bei einem Unfall mit Wild oder jagdbarem Federwild sowie mit Rindern, Pferden, Schafen oder Ziegen trägt der KS die Reparaturkosten bis zu 1.050 Euro im Kalenderjahr. Somit wird beispielsweise auch eine mit der Kaskoversicherung eventuell vereinbarte Selbstbeteiligung bis zum genannten Höchstbetrag übernommen.
Die Kosten für Wildunfälle sind explodiert
Generell verursachen Wildunfälle alljährlich zudem massive Kosten: Während sich die Zahl der Wildunfälle in den vergangenen Jahren auf einem relativ konstanten Niveau bewegte, sind die Kosten förmlich explodiert. So sind nach Angaben des GDV die Leistungen der Voll- und Teilkaskoversicherer aufgrund der Wildunfälle von Jahr zu Jahr kontinuierlich angestiegen – Ausnahme war das Corona-Jahr 2020. Kosteten Wildunfälle die Versicherer im Jahr 2013 noch 564 Millionen Euro, überstiegen die Leistungen 2023 mit 1.085 Millionen Euro erstmals die Milliarden-Marke. Damit sind die Schäden nach Wildunfällen binnen eines Jahres um nahezu sieben Prozent gestiegen: Im Schnitt schlug ein Wildunfall im vergangenen Jahr mit einem Schaden von rund 3.850 Euro zu Buche. Also gerade im Herbst: Augen auf im Sinne der Verkehrssicherheit und Schadensbegrenzung.