Mitte der 50er Jahre war das Unternehmen in Nieder-Gemünden gegründet worden, später kam die Tochterfirma HKM GmbH hinzu, die Karl-Heinz Müller leitet. In beiden Firmen sind insgesamt rund 70 Mitarbeiter tätig, führten Herzberger und Müller beim Besuch des Ersten Kreisbeigeordneten, der von Thomas Schaumberg (Vogelsberg Consult) und Lorenz Kock (Abteilung Wirtschaftsförderung) begleitet wurde, aus. Bei Seipp & Kehl werden metallische Präzisionsteile hergestellt, komplexe Werkstücke werden bearbeitet, es werden Baugruppen montiert und Fertigprodukte komplett hergestellt. Die Kunden kommen aus allen Teilen Deutschlands und dem gesamten europäischen Ausland. Seipp & Kehl-Produkte finden sich unter anderem im Maschinenbau, in der Medizintechnik, in Motorentechnik, in Mess- und Regeltechnik, in Hydrauliksystemen oder auch in der Luftfahrt und Wehrtechnik. So wird beispielsweise auch ein Werkstück des Eurofighters in Nieder-Gemünden hergestellt. Der Jahresumsatz liegt zwischen 5,5 und 6 Millionen Euro, erklärte Geschäftsführer Herzberger beim Gang durch die Werkshallen. Um für die steigenden Anforderungen der Kunden gewappnet zu sein, investierte das Unternehmen in den letzte drei Jahren, knapp 2 Millionen Euro in neuste Fertigungsanlagen und Messtechnik. Die Auftragsbücher sind voll, die hochmodernen Maschinen voll ausgelastet, so die stolze Bilanz.
Doch: So technisiert die Ausstattung des Unternehmens auch ist, es braucht Menschen, die die CNC-Bearbeitungszentren und all die anderen Maschinen bedienen. Karl-Heinz Müller, der Seipp & Kehl aufgebaut hat, engagiert sich daher schon seit Jahren im Bereich Aus- und Weiterbildung. Natürlich wird selbst ausgebildet. Sieben Auszubildende sind derzeit in den Fachbereichen Zerspanungsmechaniker Drehen/Fräsen/Schleifen sowie Industriemechaniker in beiden Unternehmen tätig. „Wir halten seit Jahren ein Level von zehn Prozent“, betonte Marco Herzberger. Allerdings bleiben nicht alle nach der Ausbildung in Nieder-Gemünden. „Die, die richtig gut sind, machen anschließend eine Weiterbildung, ohne vorher die nötige Berufspraxis zu sammeln“, bedauerte Herzberger.
Über eine enge Zusammenarbeit mit der Alsfelder Max-Eyth-Schule und der Vogelsbergschule in Lauterbach versucht Seipp & Kehl, immer wieder Nachwuchs zu gewinnen. Auch in der Gesamtschule in Homberg stellte sich die Firma in der Vergangenheit bereits vor, warb um Praktikanten und künftige Auszubildende, fuhr die Schüler gar mit Bussen in den Betrieb und stellte ihnen die Werkshallen vor. „Wir werden die Zusammenarbeit mit den Schulen künftig noch ausbauen“, kündigten Müller und Herzberger an. Dr. Mischak regte in diesem Zusammenhang den Besuch der Ausbildungsmesse in Alsfeld an. Sie wird von der Kommunalen Vermittlungsagentur veranstaltet und findet im September in der Hessenhalle statt.
Zudem versucht Seipp & Kehl „Externe“ als Mitarbeiter zu gewinnen. Bislang haben die Chefs da durchaus positive Erfahrungen gemacht. Gut eingespielt hat sich zudem die Zusammenarbeit mit der Behindertenhilfe, die einige Fertigungsarbeiten übernommen hat. Schwierig hingegen gestaltet sich die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt – und zwar wegen der Sprachbarriere. „Wir haben hochkomplexe Maschinen, um die Arbeit daran erklären zu können, müssen die Flüchtlinge unsere Sprache sprechen“, verdeutlichte Herzberger.
„Wir versuchen, unseren Betrieb bekannt zu machen – auch über Facebook“, so der Geschäftsführer weiter. So werde versucht, junge Leute anzusprechen. Auch Pendler sollen erreicht werden. „Wie viele fahren nach Frankfurt und wohnen hier? Die könnten doch auch hier arbeiten".
Aufträge für neue Mitarbeiter jedenfalls hat Seipp & Kehl genügend. „Wir haben eine sehr gute Auslastung. Teilweise müssen wir Aufträge absagen, weil wir die Lieferzeiten nicht halten können.“ Da stellt sich natürlich auch die Frage nach einer Erweiterung. Die aber steht und fällt mit dem Personal, machte Herzberger deutlich. Ohne zusätzliche Mitarbeiter lässt sich das nicht realisieren.
Wirtschaftsdezernent Dr. Mischak zeigte sich beim Rundgang durch das Werk beeindruckt, wie präzise dort gearbeitet wird. Ein salopp formuliertes Lob gab es auch von Thomas Schaumberg: „Ein blitzsauberer Laden!“