Viele waren daran beteiligt, die Ausstellung nach Alsfeld zu holen: Erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak dankte der Leiterin der Volkshochschule, der Jugendamtsleiterin sowie der Arbeiterwohlfahrt für den Projektantrag im Bundesprojekt „Demokratie leben!“ und für die finanzielle Zuwendung. Auch der Gleichstellungsbeauftragten Stephanie Kötschau und ihrer Vorgängerin Magdalena Pitzer galt sein Dank. Unter den Gästen waren Vertreter der Kirchen und der Politik, Repräsentantinnen und Repräsentanten aus Vereinen und Verbänden, von sozialen Einrichtungen und aus anderen Bereichen des öffentlichen Lebens – „das große Interesse kommt nicht von ungefähr, denn das Thema Gewalt ist nicht nur ein privates Phänomen sondern ein gesamtgesellschaftliches“, so Dr. Mischak. Aus seiner Zeit als Richter kenne er die Frage danach, wie Täter abgeurteilt werden sollten, jedoch komme die Frage nach den Opfern oft zu kurz. Es sei wichtig, Signale zu erkennen und das Hilfenetz sichtbar zu machen. So seien im vergangenen Jahr im Vogelsbergkreis rund 100 Frauen und 60 Kinder von Gewalt betroffen gewesen, „das sind 100 Frauen und 60 Kinder zu viel“, urteilte Mischak.
Hausherrin Monika Schenker, Leiterin der Kreisvolkshochschule, sprach von einer „neuen Phase“, die mit den neuen Räumen eingeläutet worden sei. „Wir haben in unserem Bildungshaus endlich wieder die Möglichkeit, Themen künstlerisch-bildhaft aufzugreifen und Ausstellungen zu zeigen“, sagte sie. Sie freue sich sehr über diese erste Ausstellung, erst recht, weil das Semesterthema „Die Frau in der Gesellschaft“ laute und diese Ausstellung perfekt dazu passe. Für die Stadt Alsfeld richtete der Erste Stadtrat Heinrich Muhl das Wort ans Publikum und lud ein, über die Botschaften in den Aussagen der interviewten Frauen nachzudenken und damit Teil der Ausstellung zu werden.
Seit mittlerweile neun Jahren existiert die Ausstellung der Kuratorin Annette Schiffmann. Sie hat Frauen im Alter von 15 bis 92 Jahren aus verschiedensten Berufen, gesellschaftlichen Schichten und Nationalitäten interviewt, um ein möglichst repräsentatives Ergebnis abbilden zu können. Die Fragen in den Interviews lauten: Worauf sind Sie in Ihrem Leben stolz? Was ist für Sie das Schöne daran, eine Frau zu sein? Was haben Sie als Nachteil erlebt? Sind Sie jemals mit Gewalt in Berührung gekommen? Was wünschen Sie sich von der guten Fee, damit unsere Mädchen und Jungen in Würde leben können?
„Auf die Frage nach der Gewalt haben mich die Frauen damit überrascht, dass sie allesamt über sich selbst gesprochen haben, nicht über Bekannte, Nachbarn oder andere“, erzählt Frau Schiffmann. Und der am häufigsten gebrauchte Begriff sei das Wort „Respekt“ gewesen. Für die Kuratorin der Schlüssel zu allem: „Mit Achtung vor sich selbst lässt man sich weniger gefallen, und mit Respekt vor anderen würde Vieles gar nicht erst passieren.“
Abschließend lud Stephanie Kötschau dazu ein, die Ausstellung mit begleitenden Audioguides anzusehen und zu hören – das ist noch bis zum 28. März möglich.
Zwei Vorträge ergänzen die Ausstellung:
Am Dienstag, 6. März, spricht Rechtsanwältin Daniela Elger über „Alles, was Recht ist“. Dabei geht es um die Rechte von Frauen und darum, häuslicher Gewalt zu entkommen.
Am Samstag, 17. März, geht es im Seminar „Nein heißt Nein“ bei Martina Mohr-Gärtner um Übungen zu Nähe und Distanz, Körpersprache und Selbstbehauptung. Beide Veranstaltungen finden im Gebäude der VHS in Alsfeld, Im Klaggarten 6 statt. Der Eintritt ist frei.