„Hier hat gerade noch ein Gesprächskreis stattgefunden“, erzählt Monika Jurkowitsch, „in die Büros und Besprechungsräume gehen wir derzeit nicht.“ Zumindest gibt es jetzt wieder die Möglichkeit zum Gespräch und zum Austausch. Während des Lockdowns ging über Wochen gar nichts: keine Gespräche, keine Beratung, keine Selbsthilfegruppen. „Wir haben in dieser Zeit sehr viel telefoniert“ erinnert sich Einrichtungsleiter Matthias Gold, „und neben dieser Beratung am Telefon wurde später auch unser walk and talk gerne genutzt.“ Das ist Beratung unterwegs. Im Laufen. Ein Therapeut und ein Klient sind – mit genügendem Sicherheitsabstand – unterwegs und können sich austauschen.
Jetzt finden wieder Treffen statt – unter dem Pavillon im Hof. „Ein wenig hat sich die Situation dadurch entspannt“, sagt Matthias Gold, „aber es gibt viel aufzuarbeiten. Es kommt zeitverzögert: Erst war Totenstille, jetzt kommen viele mit Problemen und fragen nach Erziehungsberatung oder brauchen Hilfe bei einer Suchtproblematik.“ Eine erhöhte Nachfrage gibt es in diesen Tagen und Wochen, aber nicht mehr Personal. „Wir wollen natürlich allen helfen, aber es geht gerade an unsere Grenzen“, macht Gold deutlich.
Gold, Jurkowitsch und Gebauer wissen, wie wichtig die Hilfe gerade jetzt ist: „Viele haben Angst um ihre Existenzen. Es brach vieles zusammen, was vorher mühsam aufgebaut wurde. Für die Familien der Klienten hat sich viel verändert.“ Gerade auch vor diesem Hintergrund will das in kirchlicher Trägerschaft stehende Beratungszentrum seine Arbeit in Qualität und Quantität erhalten, doch das wird schwer. „Wir brauchen mehr Geld. Wir haben schon vor Corona gesagt, dass wir das auf Dauer nicht hinbekommen“, macht kaufmännischer Leiter Frank Gebauer deutlich. Denn: Während auf der einen Seite Lohnkosten gestiegen sind, muss die Einrichtung auf der anderen Seite seit Jahren mit dem gleichhohen Etat auskommen. „Seit 2004 hat es nicht mehr gegeben, unser Puffer ist aufgebraucht.“
„Für uns ist es elementar wichtig, dass wir mehr Zuwendungen bekommen“, betonte Matthias Gold. „Wir selbst haben keine Möglichkeit Geld zu erwirtschaften, wir sind eine Beratungseinrichtung.“
Umso willkommener ist der Zuschuss des Vogelsbergkreises in Höhe von 170.000 Euro in dieser Situation, wenngleich auch Landrat Manfred Görig einschränken muss, dass er noch nicht versprechen kann, dass diese Summe auch im nächsten Jahr wieder fließt. Noch ist nicht abzusehen, welche wirtschaftlichen Folgen die Corona-Pandemie haben wird und wie sie sich letztendlich auf die Kreisfinanzen auswirken wird, erst im Spätherbst werden erste verlässliche Zahlen vorliegen. Eins steht für Landrat Manfred Görig fest: „Wir wollen die Beratungsstelle mit ihrem Angebot auf alle Fälle halten, deshalb werden wir alles versuchen, diese freiwillige Leistung im Haushaltsplan zu halten.“ Es macht Sinn, so Landrat Görig, in die Prävention zu investieren, die „Folgekosten wären doch sehr viel höher“. Deshalb will er versuchen, „die Förderung des Kreises so zu halten, wie sie jetzt ist“.