Genau da liegt auch die Besonderheit: Die Eltern werden mit eingebunden. Es gibt Mütter, die kommen jeden Tag und besuchen ihr Kind im Familienhaus, bringen es jeden Abend selbst ins Bett. Andere wiederum lassen sich kaum sehen. Und so dreht sich bei Andrea Arnold und ihrem Team alles um die Frage „Wie weit kriegen wir die Eltern mit ins Boot?“
Im Familienhaus in der Alsfelder Alicestraße werden die Kinder im stationären und im ambulanten Bereich sehr individuell betreut. Betrieben wird die Einrichtung vom Oikos Sozialzentrum des St.-Elisabeth-Vereins für Jugend- und Familienhilfe in Marburg. Die stationäre Gruppe bietet Platz für neun Kinder und Jugendliche, bis zu fünf Plätze gibt es in der Tagesstrukturierung. Mit „Hilfe unter einem Dach“ lässt sich das Konzept der Einrichtung überschreiben. Denn in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt des Vogelsbergkreises wird bei Bedarf die wohnortnahe Unterbringung eingerichtet, die sich an die vorgegebene Situation und die Entwicklung der Familie anpasst. So wies auch die Leiterin des Jugendamtes, Dagmar Scherer, beim Besuch der Einrichtung darauf hin, dass so die Kommunikation und die Beziehung zwischen Kindern und ihren Familien gestärkt werden können.
Um das Wohl der Kinder und Jugendlichen kümmern sich im Familienhaus insgesamt 22 Beschäftigte, allein im letzten Jahr sind 13 neue Arbeitsplätze entstanden, führte Andrea Arnold aus. Die neuen Mitarbeiter kommen alle aus der Region, dem Vogelsbergkreis oder dem benachbarten Schwalm-Eder-Kreis.
Arnold und ihre Mitarbeiterin Hanna Bloch wiesen beim Besuch des Ersten Kreisbeigeordneten auch auf verschiedene Aktionen wie das Familiencafé oder Freizeiten hin. Wichtig dabei: Die betroffenen Familien helfen sich gegenseitig, stützen sich und sie hören auch einmal, dass „in anderen Familien auch nicht alles rund läuft“.
Erster Kreisbeigeordneter und Jugenddezernent Dr. Mischak unterstrich den familiären Charakter der Einrichtung und deren Gewinn für den Alsfelder Sozialraum. Er begrüßte, dass es im Vogelsbergkreis zunehmend mehr flexible Angebote in der Jugendhilfe für Kinder und Jugendliche gibt, um dadurch Unterbringungen außerhalb des Kreises zu vermeiden. Ziel ist es, im Rahmen der Sozialraumorientierten Jugendhilfe mit den „Hilfen unter einem Dach“ zukünftig wohnortnahe Arrangements zu schaffen, damit Eltern weiter in der Verantwortung für ihre Kinder bleiben können.