Doch zunächst ein Blick auf die Firmengeschichte: 1974 wird Faust Fertigungstechnik in Mücke gegründet, der Standort wird im Laufe der Jahre ständig ausgebaut, neue Montagehallen entstehen, neue Niederlassungen im In- und Ausland kommen hinzu. Die Flexible Fertigungstechnik GmbH & Co.KG. – so nennt sich die Firma ab 1987 – wird schließlich 2004 von der EDAG übernommen, weitere Niederlassung entstehen, beispielsweise in China und den USA. Seit 2019 ist FFT eine 100prozentige Tochter der Fosun-Gruppe, dem „größten Mischkonzern in China in privater Hand“, wie Tristan Pfurr erläutert. „Wir hatten in den letzten Jahren ein sehr starkes Wachstum – auch nach der Lösung von der EDAG-Gruppe“, so der der Geschäftsführer. FFT sei ein „Fertigungsoptimierer“ – immer bestrebt, einen technologischen Vorsprung zu haben. Man sei führender globaler Anbieter von innovativen und hochkomplexen Fertigungssystemen, die in den Werken selbst entwickelt, projektiert und schließlich realisiert werden. „Wir führen weltweit Projekte mit Kunden aus der Automobil- und Luftfahrtindustrie sowie anderen Bereichen durch und wir haben im Moment einen sehr hohen Auftragsbestand“, so Pfurr.
Aber: Es fehlen auch hier die Fachkräfte, ein Problem, das bei nahezu jedem Betriebsbesuch an Dr. Mischak herangetragen wird. „Es wird immer schwieriger, junge Leute zu finden, die mit auf die Baustellen gehen“, sagt Pfurr. „Dabei lernt man gerade dabei die Welt kennen…“ Noch werden rund 70 bis 80 Auszubildende und Studenten jährlich ausgebildet, „wobei es schwieriger geworden ist, diese Stellen zu besetzen“. Dr. Mischak empfiehlt daher die Ausbildungsmessen und die weiteren Aktionen seiner Wirtschaftsförderung wie Tage der Ausbildung oder die Praktikumsbörse. Ein Angebot, auf das FFT, wie Tristan Pfurr bestätigt, gerne zurückgreift.
In Europa hat das Unternehmen rund 2800 Mitarbeiter, alleine in Mücke sind es fast 400. Schwerpunkte am Stammsitz im Vogelsberg sind die mechanische Fertigungen, das Anfertigen und die Montage von Greifern, der Schaltschrankbau und die Produktion von Leichtbaukomponenten aus Kohlefaserverbundstoffen.
Einen Überblick kann sich Dr. Mischak bei einem Rundgang durch die Fertigungshallen verschaffen. Dort entstehen zum Beispiel Handlingsgreifer, die aus Mücke ihre Reise in ein Automobilwerk nach Asien oder Amerika antreten. Um es auf einen einfachen Nenner zu bringen: In unzähligen Fertigungsstraßen in der Auto-Industrie – verteilt auf dem ganzen Globus - finden sich Komponenten oder Modullösungen, die einmal von FFT bearbeitet wurden und im Zusammenspiel hochpräzise Arbeitsabläufe vollziehen. „Bei Daimler sind wir in allen Programmen vertreten – auch bei den Lkws“, sagt Tristan Pfurr stolz. Auf der Kundenliste finden sich natürlich auch alle anderen namhaften Automarken. BMW, Volkswagen, Audi, Porsche, Ford, Volvo, und, und, und.
Doch damit nicht genug: FFT ist auch im Bereich Lacke vertreten, hat sich früh des Themas Elektronik angenommen, sieht Potenzial im Wasserstoff, gerade was Lastwagen angeht, ist aktiv im Technologiebereich, in der Batteriemontage, in der Laserfertigung, in eigenen Fördertechniken und natürlich auf dem Feld der künstlichen Intelligenz. Nur stichwortartig kann das umfangreiche Engagement des Unternehmens aufgezählt werden – und kann dabei den herausragenden Entwicklungen gar nicht gerecht werden. Wie etwa einer Flechtanlage. Es ist die komplexeste, die weltweit zur Verfügung steht, weiß Tristan Pfurr. Die besondere Herausforderung: Es mussten vier Roboter ohne standardisiertes Programm in Kooperation gebracht werden. Die Maschine, die dazu dient, Bauteile zu ummanteln, wurde komplett entwickelt von FFT.
Und schließlich weist Tristan Pfurr noch auf die neuen Entwicklungen im Leicht-beziehungsweise Ultraleichtbau hin, bei dem Kohlefaser in den verschiedensten Varianten verbaut wird. Dieser Bereich soll am Standort Mücke ausgebaut – zu eben einem Kohlefaser-Kompetenzzentrum.
„Ich bin immer wieder beeindruckt, welches Potenzial in unseren Unternehmen steckt. Produkte, im Vogelsbergkreis gefertigt, sind in der ganzen Welt zu finden. Die Firma FFT ist da ein herausragendes Beispiel “, betont Wirtschaftsdezernent Dr. Jens Mischak zum Abschuss des Besuchs. Besonders froh ist er, dass „ein solch innovatives Unternehmen den Firmenstandort Mücke noch weiter stärken will, indem hier ein Kompetenzzentrum für Leichtbau entsteht“. Dr. Mischak: „Das sind richtig gute Nachrichten.“