Doch zurück nach Hochwaldhausen - dem staatlich anerkannten hessischen Luftkurort. Der gemeinsam mit Ilbeshausen zur Gemeinde Grebenhain gehört. Zunächst in den umgebenden Wald des kleinen Ortes. Denn dort lassen sich bizarre Gebilde aus Stein entdecken, wie die „Uhu-Klippen“, Felsformationen aus Basalt. Sie belegen, dass der heute so ruhige Vogelsberg vor Millionen von Jahren ein Vulkanfeld war und die Vulkane nach außen spuckten, was in ihnen so heftig brodelte. Ein kleines Felsenmeer kündet auch heute noch unweit der Pension „Grünes Paradies“ von den gewaltigen vulkanischen Kräften. Zwischen den Felsbrocken des Biotops „Am Fiebig“ weiden im Sommer im Schatten großer Birken und Tannenbäume Schafe und Ziegen.
Direkt vor „Wald, Flur und Wiese“, wie die Namen der drei Blockbohlenhäuser lauten, die unmittelbar an das Gelände „Am Fiebig“ angrenzen. Mit dem „Sauwirt“ bieten die Ferienhäuser, die Pension und der Aufenthalt in Caravans im „Grünen Paradies“ Gästen in Hochwaldhausen unterschiedliche Möglichkeiten, eine Nacht, Tage oder auch den Urlaub an der Bonifatius-Route zu verbringen. „Wir sind, uff, da muss ich überlegen, mindestens schon zehn Jahre Mitgliedsbetrieb im Verein der Bonifatius-Route“, sagt Diana Dietrich. Die 38-jährige ist mit Mutter Christiane für die Übernachtungen im, „Grünen Paradies“ zuständig. Was die beiden in dieser Zeit festgestellt haben: „Es sind vor allem viele Frauen, die den Weg gehen. Und das alleine.“
Frauen in der Mitte der Lebenshälfte. Doch nicht nur sie, sondern auch Männer oder Familien, die auf der Boni-Route im „Grünen Paradies“ genächtigt haben, seien weniger aus kirchlich-religiösen Gründen unterwegs gewesen, wie Vater Dietrich sagt. Vielmehr hörten sie als Gastgeber an der Boni-Route in Gesprächen mit Wanderern und Pilgern, dass sie nach einem Weg suchten, aus ihrem alltäglichen Trott zu kommen.“
Hochwaldhausen ist ein junger Luftkurort mitten im größten Vulkanfeld in Mitteleuropa. Mit der neuen Karte des Rhein-Main-Verkehrsverbundes zur Bonifatius-Route nicht zu verfehlen. Auf der Bonifatius-Route von Mainz aus gesehen bei Kilometer 142 in Richtung der Begräbnisstätte des Heiligen im Dom zu Fulda. Wo in unmittelbarer Umgebung die Teufelsmühle ist, ein Fachwerkbau der schönsten Art aus dem Oberhessischen in Hochwaldhausen, ausgezeichnet mit dem Hess. Denkmalschutzpreis 2014. Wo es in Ilbeshausen die evangelische Pfarrkirche aus dem späten 18. Jahrhundert zu entdecken gilt. Wo der Weg an der Disselbrücke vorbeiführt, vermutlich eine schon im Mittelalter genutzte Handelsverbindung. Wo auf dem „Totenhof“, einem aufgelassenen Friedhof oberhalb von Ilbeshausen – heute Naturdenkmal -, einzelne Grabsteine an Menschen erinnern, die vor vergangener Zeit am südöstlichen Rande des Vogelsbergs lebten. Die jenen Dialekt noch gesprochen haben, an den zwei gerahmte Poster in der Gaststube vom „Sauwirt“ erinnern.
Es sind „Schembwörter“, die dort zu lesen sind. Schimpfwörter wie das vom Jammerlabbe, also einem Menschen, der sich ständig beklagt. Wer wissen möchte, was es mit dem Mausfallskremer auf sich hat: Auf seiner Tour von Mainz nach Fulda bekommt man eine Antwort am Besten im Gespräch mit Menschen im Vogelsberg. Schließlich ist „Leben wie Radfahren. Um das Gleichgewicht zu halten, muss man sich bewegen“, wie es auf einer Grußkarte aus Hochwaldhausen heißt. Das gilt auch für die Wanderer, die vom „Grünen Paradies“ noch über den „Alten Nösbertser Weg“ nach Herbstein-Steinfurt pilgern und weiter über die Grenze zum Landkreis Fulda bis hin zur Grabstätte des Heiligen Bonifatius.
Auch wenn sie in Hochwaldhausen im Schwarzbachtal nicht das Kneipptretbecken in den Parkanlagen genutzt haben, auf ihrem Weg nicht noch einen Abstecher auf den Naturerlebnispfad, zur Minigolf-Anlage oder das Freibad machen konnten. Die Familie Dietrich ist überzeugt: „Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht“- und führt den ein oder anderen wieder zu Menschen, die ihn freundlich aufgenommen haben.
www.bonifatius-route.de