Seit 1. Juni tragen bundesweit die Jobcenter gemeinsam mit den Kreissozialämtern die Verantwortung für die Geflüchteten aus der Ukraine. Erst am 27. Mai hatte der Gesetzgeber diesen Übergang beschlossen. „Für dieses Szenario existierte keine Blaupause, an der wir uns hätten orientieren können“, so Hilligardt – entsprechend sei in den Landkreisen und kreisfreien Städten vor Ort ein Höchstmaß an Flexibilität, Improvisationsvermögen und Einsatzwillen erforderlich gewesen, um das wichtigste Ziel zu erreichen – „kein Betroffener darf in eine Leistungslücke fallen – der nahtlose Leistungsbezug über Rechtskreise hinweg hatte und hat die höchste Priorität. “
Kommunikation als kritischer Faktor
Neben offenen rechtlichen und finanziellen Fragen sind die Beschäftigten der hessischen Kommunalen Jobcenter in diesen Tagen vor allem kommunikativ gefordert. „Der Rechtskreiswechsel ist ein komplexer Vorgang, der sich den Menschen nicht intuitiv erschließt“, erläutert Hilligardt. So entstanden vor Ort binnen kürzester Zeit angepasste Anträge, Informationsangebote, mobile Beratungsangebote und vieles mehr. In zehntausenden Einzelgesprächen – häufig zwischen Tür und Angel – galt es zu erklären, zu unterstützen und häufig auch zu beruhigen.
„Nach der Flüchtlingswelle von 2015 und zwei Jahren Corona-Pandemie steht die Sozialverwaltung bereits vor dem dritten fundamentalen Belastungstest“, konstatiert der Geschäftsführende Direktor Prof. Dr. Hilligardt, der im Namen des Hessischen Landkreistages den beteiligten Mitarbeitenden seine Anerkennung zollt: „Das sieht man in der Öffentlichkeit häufig nicht, wie viele Überstunden und Sonderschichten in den Jobcentern geleistet werden. Für dieses Engagement möchte ich ausdrücklich Danke sagen“, so der kommunale Spitzenvertreter, der ferner bei Geflüchteten, Kommunen, Ehrenamtlichen Betreuern, Arbeitgebern, Vermietern und sonstigen Akteuren um Verständnis dafür wirbt, wenn aktuell manches länger dauert oder sich noch nicht so eingespielt hat. Er ist davon überzeugt, dass hessenweit alle Verantwortlichen mit Hochdruck an guten Lösungen arbeiten. Einen Erfolgsfaktor dafür sieht Prof. Dr Hilligardt in der besonderen Struktur der Kommunalen Jobcenter. „Flache Hierarchien, starke lokale Netzwerke und eine ausgeprägte ‘hands on’-Mentalität machen in dieser Krise den Unterschied!“
So war es auch bei der KVA Vogelsbergkreis – Kommunales Jobcenter. Dadurch, dass alle zuständigen Stellen, wie etwa Ausländerbehörde, Asylverwaltung und Jobcenter, im Amt für Soziales und Ausländerrecht organisiert sind, konnte ein System aufgebaut werden, welches den reibungslosen Übergang ermöglicht.
Innerhalb kürzester Zeit hat die KVA Vogelsbergkreis Kommunales Jobcenter die Anträge von insgesamt 916 Personen bearbeitet. Dies entspricht einem Zuwachs von über 20 Prozent. Mit hohem Engagement und Freizeitverzicht konnte diese riesige Herausforderung bislang gut bewältigt werden. Hervorzuheben ist außerdem, dass auch die öffentliche Verwaltung zusätzliche Fachkräfte sucht, und diese neuen Aufgaben oft ohne zusätzliche Personalunterstützung erledigt werden mussten. Die Kolleginnen und Kollegen konnten mit einem hohen Maß an Kommunikation sowie unbürokratischer Hilfe die Anliegen und Schwierigkeiten der ukrainischen Geflüchteten lösen und die vielen Anträge zeitnah bewilligen.
Auch die Vermittlungsfachkräfte haben ihre Arbeit schon aufgenommen. Hier können bereits erste Erfolge verzeichnet werden: 47 ukrainische Flüchtlinge haben bereits eine Beschäftigung aufgenommen.
Dass der Rechtskreiswechsel unter diesen Vorgaben und in dieser Form durchgeführt werden konnte und weiterhin durchgeführt wird, liegt vor allem in dem Austausch der KJCs untereinander sowie der Vernetzung mit allen Beteiligten und dem starken Einsatz und der hohen Flexibilität Ihrer Mitarbeiter vor Ort.
Dies unterstreicht erneut das gemeinsame Credo #Stark.Sozial.VorOrt.