Pflegedienstleiterin Sylvia Motz-Sattler und Betriebsleiterin Carola Strecker nehmen den Tagespraktikanten in Empfang und geben eine kurze Einweisung. Der Tag beginnt mit dem Einkleiden und einer gründlichen Händedesinfektion. Um kurz nach acht Uhr geht es nach oben in den „Wohnbereich Rose“, einer Wohngruppe mit 37 Bewohnerinnen und Bewohnern. Dort hat sich ein Großteil schon zum gemeinsamen Frühstück versammelt. Wohnbereichsleiterin Diana Richhardt erläutert die Tagesroutine, die viel mit den Mahlzeiten zu tun habe, „sie geben dem Tag eine Struktur“. Fünf Pflegemitarbeiterinnen und eine Hauswirtschafterin sind es in dieser Wohngruppe, die morgens um kurz nach sechs ihren Dienst beginnen. Sie helfen beim Waschen, Duschen oder Baden und Ankleiden, reichen Medikamente und dann geht es – soweit das möglich ist und sie mobil sind – zum Frühstück in den Gemeinschaftsraum oder den Speisesaal.
„Zehn unserer Wohngruppenmitglieder benötigen Unterstützung und wir müssen das Essen anreichen“, sagt Diana Richhardt und zeigt dem Praktikanten Görig, wie er mithelfen kann. Dort stehen die Lieblingsfrühstücke bereit und die Pflegerinnen haben alle Hände voll zu tun, um bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages zu assistieren. Manfred Görig reicht Maria Kraft ihr Nutellabrot und den Kaffee an, während Kolleginnen an den Frühstückstischen für die gewünschten Aufstriche und Getränke sorgen und mit den Frühstückern plaudern. „Es kann schon mal 20 Minuten und länger dauern, bis jemand sein Brot gegessen und dazu genügend getrunken hat“, sagt Pflegedienstleiterin Sylvia Motz-Sattler, „aber das Zeitnehmen beim Essen ist uns sehr wichtig, weil wir dadurch vermeiden, dass Bewohner mit einer Sonde ernährt werden müssen.“
Insgesamt 122 stationäre Pflegeplätze gibt es im AWO Sozialzentrum, davon 19 in Doppelzimmern, die im Jahresdurchschnitt zu 96 Prozent belegt sind. Daneben gibt es aber auch die Tagespflege mit 14 Plätzen und betreutes Wohnen in neun Apartments und acht Wohnungen. Einige Bewohner wechseln über die Jahre durch die Betreuungsformen, erklärt die Pflegedienstleiterin. „Oft ist es am Anfang die Tagespflege, auch Frau Kraft kam zu Beginn an mehreren Tagen in der Woche her. Im Laufe der Zeit kommt dann vielleicht das betreute Wohnen in Frage, am Ende dann erst die stationäre Pflege“, beschreibt sie. Die verschiedenen Angebotsformen ermöglichen es, so lange wie möglich selbstständig leben zu können.
Nach dem Frühstück standen Hausbesuche auf dem Plan. Tagespraktikant Görig begleitete Marco Krohn (Pflegedienstleiter Ambulante Pflege) zu vier Hausbesuchen im Lauterbacher Stadtgebiet. Rund 90 Menschen werden von der Sozialstation ambulant von 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut. „Die Gespräche mit den pflegebedürftigen Bewohnern, den Mitarbeitern und dem Leitungsteam waren sehr aufschlussreich für mich“, erklärt Landrat Görig abschließend, „gerade im Hinblick auf die Diskussion um die Situation in der Pflege und um die anstehenden Änderungen in der Pflegeausbildung.“ Durchgängig stoße die Generalisierung der Ausbildung auf Befürchtungen wie die, dass Quereinsteiger nicht mehr zur Altenpflege fänden, „wir müssen aufpassen, dass wir diese potenziellen Pflegekräfte nicht verlieren“.