„Rund um das Hoherodskopfplateau sind es vielerorts die Schafe der Familie Vierheller, die unsere Vogelsberger Bergwiesen prägen, erhalten und die Artenvielfalt fördern“, kommentiert Dr. Mischak den Besuch. Allerdings ist der Anblick großer Schafherden im Vogelsbergkreis selten – der Betrieb der Vierhellers ist einer der wenigen, die im Vollerwerb Schafe halten und somit auch einen wichtigen Beitrag zur Landschaftspflege leisten. „Der Betrieb trägt mit seiner Arbeit maßgeblich zum Erhalt unserer Kulturlandschaft bei und unterstützt beispielsweise die Arbeit des Naturschutzgroßprojekts Vogelsberg“, konstatiert der Dezernent.
Allerdings sind die Herden bei ihrer Aufgabe in dieser Weidesaison etwas hinter dem Zeitplan: „Im vergangenen Jahr hat uns das Futter an Feldwegen und Böschungen gerettet“, erzählt Vierheller. Die Trockenheit hat den Flächen und Tieren zugesetzt. „Vom Frühjahr her habe ich daher beim Hüten etwas auf die Bremse getreten“, berichtet Vierheller. Doch der Sommer war nass und verregnet, die Reserven also nicht nötig. Nun ist noch einiges an Futter auf den Bergwiesen, die in der Regel bis Ende Februar beweidet werden. Ab dann geht es bis Ende April in den Stall, denn nach der Schur im Winter müssen die Schafe dort mindestens sechs bis acht Wochen bleiben.
Bis dahin steht allerdings noch einiges an: „Um die 270 Lämmer werden wir noch bekommen“, sagt Vierheller. Bei 750 Mutterschafen, 9 Zuchtböcken und bis zu zwei Dritteln Zwillingsgeburten nicht verwunderlich. Größtenteils setzen die Schäfer dabei auf Merino-Schafe. Aber auch das Coburger Fuchsschaf oder Suffolk-Schafe sind in der Herde eingekreuzt. Denn der Fokus des Betriebs liegt auf der Vermarktung von Lammfleisch. Dort sind die Preise aktuell stabil, berichtet Vierheller, der auf regionale und überregionale Kanäle setzt – darunter Direktvermarktungsinitiativen oder Online-Handelsunternehmen. Direktvermarktung ab Hof macht nur Sinn, wenn man eigene Schlachtmöglichkeiten hat, ist Vierheller überzeugt.
Wolf, Klimawandel und Trockenheit
Größere Sorgen bereiten dem jungen Landwirt andere Herausforderungen. Der Klimawandel und langanhaltende Trockenphasen lassen das Futter knapp werden. Auch der Gesundheit der Herde setzt das zu, wie Vierheller sagt: „Die Hufe der Schafe trocknen aus. Bei Regen saugen sich die Hufe dann mit Flüssigkeit voll und Entzündungen sind die Folge.“
Hinzu kommt die Ausbreitung des Wolfes in Hessen, der die Weidetierhaltung vor große Herausforderungen stellt. „Denn anständiger Herdenschutz ist unfassbar aufwändig – das ist hier nur schwer zu leisten“, stellt Vierheller klar. Beispielsweise ist eine Herde meist nur für zwei Tage auf einer Weide – danach muss der Zaun umgesteckt werden. „Diesen Aufwand sieht keiner. Und die Ausgleichsmaßnahmen des Landes gelten die Arbeit, die damit verbunden ist, nicht ab“, sagt Landwirtschaftsdezernent Dr. Mischak und fordert in Bezug auf die Ausbreitung des Wolfs verlässliche Regelungen zum Wohl der Weidetierhalter.
Die würden Florian Vierheller zupasskommen. Denn er plant oberhalb des alten Schafstalls in der Gemarkung von Breungeshain einen Stallneubau, um den Betrieb für die Zukunft aufzustellen. „Das sind gute Neuigkeiten für den Erhalt unserer schönen Bergwiesen-Kulturlandschaft“, kommentiert der Erste Kreisbeigeordnete abschließend den Termin und wünscht der Schafhalter-Familie weiterhin viel Erfolg.