In den ersten sechs Lebenswochen fehlt den kleinen Rehen der Fluchtinstinkt, erklären Landrat Manfred Görig und Hans Ullrich Weidner. Die Folge: Bei Gefahr drücken sich die jungen Tiere tief in den Grasboden hinein und warten still und bewegungslos auf die Rückkehr der Mutter. „Zum Schutz vor hungrigen Räubern ist das eine perfekte Strategie der Natur, zumal die Kitze noch keinen Eigengeruch entwickelt haben“, sagt Landrat Görig, „doch vor den Messern der Mähwerke schützt diese Tarnung nicht.“
Im Frühsommer also, wenn die Wiesen für Heu oder Silage gemäht werden, sind die kleinen Rehe dieser besonderen Gefahr ausgesetzt. Des Problems angenommen hat sich daher vor mehr als zwei Jahren das Projekt Kitzrettung-Hilfe. Die Naturschützer helfen beim Absuchen der Grünflächen kurz vor der Mahd. Organisierte Hilfstrupps spannen Flatterbänder, durchqueren die Wiesen mit Hunden, sorgen für Unruhe und einen „rehfeindlichen“ Geruch in der Wiese.
Initiator der Aktion ist Hans Ullrich Weidner, der Vorsitzende der Jägervereinigung Lauterbach. Er und sein Team – darunter übrigens auch viele Nicht-Jäger – sind schon weit gekommen. Allein im Jahr 2018 wurden etwa 1500 Hektar Nutzfläche im Vogelsberg und im Raum Schlüchtern inspiziert, knapp 300 Rehkitze konnten im Mai und Juni 2018 vor dem sicheren Tod durch Mähmaschinen gerettet werden. Die Rückmeldungen für 2019 liegen gar bei fast 1200 Rehkitzen. „Für den Vogelsbergkreis allein waren das etwa 500 junge Rehe, die wir aufspüren und somit retten konnten“, so Weidner.
„Besonders bewährt hat sich der Einsatz von Drohnen mit Wärmebildkameras. Somit können wir genau erkennen, wo ein Kitz liegt“, weiß der Initiator des Projekte. Zwei solcher Drohnen sind bereits im Einsatz, nun soll eine dritte angeschafft werden. 3400 Euro kostet so eine Drohne, die OVAG stellt dafür eine Summe von 1000 Euro zur Verfügung.