An Bord internationaler Kreuzfahrtschiffe herrscht zum Teil ein noch größeres Ungleichgewicht als in den sechzehn deutschen Bundesländern. Eine klare gesetzliche Grundlage an Bord von Hochsee- oder Flusskreuzfahrtschiffen ist nicht denkbar. Grundlage hierfür wären die Gesetze des jeweiligen Landes, in dem die Schiffe registriert sind. Da ein Großteil der internationalen Kreuzfahrtflotte jedoch teils sehr exotische Heimathäfen hat, gibt es kaum eine Chance mittels gesetzlicher Regelungen eine Lösung zu finden.
Neben Irland zeigte sich insbesondere Italien in Europa schon frühzeitig dazu bereit, den Nichtraucherschutz gesetzlich zu verankern. Bereits 2004 gab es entsprechende Gesetze. Demzufolge sind italienische Reedereien - wie Costa Kreuzfahrten oder MSC Kreuzfahrten - auch besonders zu empfehlen, wenn es um rauchfreie bzw. raucharme Kreuzfahrten geht. Bei beiden Reedereien ist es zum Teil sowohl in den Kabinen als auch in allen öffentlichen Räumen verboten zu rauchen. Lediglich in ausgewiese-nen Raucherbereichen einiger Bars an Bord der Schiffe dürfen Zigaretten geraucht werden. Für Zigarren-Liebhaber bietet Costa auf einigen seiner Schiffe die so genannten "Cognac & Cigar Bars" an, in denen auch dicke Havannas ungestört genossen werden können.
Die USA, als progressivstes Land in Sachen Nichtraucherschutz bekannt, haben trotz eines jahrelangen Kampfes gegen das Rauchen noch ein wenig das Nachsehen. Obwohl die US-Amerikaner mit Abstand immer noch den größten Teil aller Kreuzfahrtpassagiere stellen und die größten Reedereien aus den USA stammen, sind die Restriktionen an Bord ihrer Kreuzfahrtschiffe bislang noch eher zurückhaltend. So hat Royal Caribbean International erst in diesem Jahr auf dem Großteil ihrer 21 Schiffe ein Rauchverbot eingeführt. Nicht nur in den Kabinen ist der Genuss von Zigaretten verboten. Auch in allen öffentlichen Räumen sowie den Res-taurants ist der Tabakgenuss inzwischen verbannt. Lediglich in ausgewählten Bars und Lounges ist es noch möglich, dem Laster zu frönen.
Eine besondere Bevorzugung einerseits aber gleichzeitig auch eine ziemliche Einschränkung müssen die Liebhaber von Zigarren über sich ergehen lassen. Ist das Rauchen an Bord erlaubt, so gilt dies oft nur für Zigaretten, wo hingegen Zigarren und Pfeifen selbst in den besonders hierfür kenntlich gemachten Raucherbereichen nicht gern gesehen sind. Um den Luxus einer guten Zigarre dennoch genießen zu können, haben viele Reedereien eine gesonderte Zigarren-Lounge, in der nach Herzenslust gepafft werden kann.
Wer an Deck bei einem Rundgang um das Schiff die frische Seeluft genießen möchte, muss wiederum von Fall zu Fall aufpassen, dass er als Nichtraucher nicht zufällig in die gesonderten Raucherbereiche gelangt. Etwas überspitzt ließe sich nämlich auch hier die Unterschiedlichkeit der Regelungen darstellen. Ist es bei einem Teil der Reedereien generell erlaubt, an Deck zu rauchen, tolerieren andere Unternehmen an Bord ihrer Schiffe dies nur in eigens hierfür gekennzeichneten Bereichen. Lobend erwähnt sei hier die Reederei Norwegian Cruise Line, die das Rauchen im Außenbereich zwar zulässt, in Bereichen, in denen Essen serviert oder Sport getrieben wird beziehungsweise dort wo Kinder spielen, den Rauch jedoch kategorisch verbannen.
Was für Passagiere wünschenswert wäre, egal ob Raucher oder Nichtraucher, nämlich eine einheitliche, leicht verständliche Regelung der Frage des Rauchens, scheint in der Realität nicht durchsetzbar. Zu groß sind die gesetzlichen Unterschiede zwischen den einzelnen Heimatländern der Schiffe und zu groß sind letztlich auch die Unterschiede in den Kulturen und Gewohnheiten.
Wünschenswert für die Reedereien ist letztlich eine einvernehmliche Regelung, die auf die Belange und Wünsche aller Gäste an Bord eingeht. So ist es nicht verwunderlich, wenn die Vorschriften an Bord von Fall zu Fall sehr individuell gehandhabt werden. Da längst nicht auf allen Schiffen ein umfassender Nichtraucherschutz gewährleistet werden kann, sei es aufgrund fehlender gesetzlicher Regelungen, der Reederei-Politik oder auch der Größe der Schiffe, ist ein flexibler und situationsbedingter Umgang mit der Thematik notwendig. Innovativ, weil leicht verständlich und für alle Passagiere nachvollziehbar ist zum Beispiel die Regelung an Bord der Transocean Schiffe. Es gilt ein Rauchverbot in allen öffentlichen Bereichen, mit Ausnahme der Bars und Lounges. Und damit hier nicht Raucher- und Nichtraucher-Tisch direkt nebeneinander stehen, unterteilt die Reederei die Parteien mittels der Schiffsseite. So ist auf der Backbord-Seite das Rauchen erlaubt und auf der gegenüberliegenden Steuerbord-Seite verboten. Und dies gilt nicht nur in den Bars, sondern auch fürs Deck.
Kreuzfahrt.de Seereisen hat in einer Tabelle einige der wichtigsten Reedereien zusammengefasst und die so genannte "Smoking Policy" anhand der Kriterien "Kabinen - Öffentliche Räume - Restaurants und Besonderheiten" analysiert.