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Da sprach der alte Häuptling....

Zwei Ausstellungen in Karlsruhe befassen sich mit dem Mythos Wild West - dabei ist die Fächerstadt schon seit langer Zeit fest in Indianerhand

(lifePR) (Karlsruhe, )
Der Wilde, wilde Westen fängt in Karlsruhe gleich auf dem Werderplatz an: Majestätisch erheben sich die Köpfe von zwei Indianerhäuptlingen über dem Werderbrunnen und blicken auf das geschäftige Treiben in der Karlsruher Südstadt. Sie erinnern an ein besonderes Ereignis in der Geschichte der badischen Metropole: Im Jahr 1891 gastierte hier „Buffalo Bill“ mit seiner Westernshow. Ein einschneidendes Erlebnis, das den Bewohnern des Stadtviertels den Spitznamen „Südstadtindianer“ gab und eine tiefgreifende Begeisterung für den Wilden Westen in Karlsruhe auslöste, die bis heute andauert.

Da mag es auch nicht verwundern, dass sich gleich zwei Ausstellungen in Karlsruhe mit der Faszination rund um den Wilden Westen befassen. So erobern ab dem 19. März bis 3. Oktober 2016 „Rothäute“ und „Bleichgesichter“ das Karlsruher Schloss mit der großen Familienausstellung „Cowboy & Indianer – Made in Germany“. Sich zum Karneval mit Federn und Tomahawk zu schmücken oder laut „Hol das Lasso raus“ zu singen – kaum ein anderes Land hat sich die Wild-West-Romantik so zu eigen gemacht wie Deutschland. Winnetou und Old Shatterhand sind schon lange fester Bestandteil des deutschen Kulturguts. Wie es dazu kam und welchen Einfluss die Buffalo Bill Wild West Show und die Karl May Bücher hatten, zeigt die Ausstellung anschaulich vor der Fassade einer nachgebauten Westernstadt. Ob begehbares Indianer-Tipi oder ein nachgestellter Postkutschenüberfall, „Cowboy & Indianer“ spielt genüsslich mit den deutschen Prärie-Vorstellungen, räumt mit manch gängigem Klischee auf – und ist dennoch ein großer Spaß für Nostalgiker ebenso wie für moderne Großstadtindianer.

Diese sind auch heute noch in Karlsruhe – über 100 Jahre anno Karl May – äußerst aktiv. Seien es die „Südstadtindianer“, die sich ganz nach der Sozialstruktur der Sioux als sogenannte Tiyo´spaye, als eine Großfamilie betrachten, in der der eine für den anderen eintritt. Oder seien es die "India­ner­freun­de Karlsruhe e. V." und der "Western­club Dakota 1948", zwei der ältesten Westernvereine in Deutschland. Für diese haben die Indianische Kultur sowie die Tradition des amerikanischen Westens jedoch keinesfalls etwas mit karnevalistischen Spielereien zu tun. „Kleider und Schmuck sind streng nach den echten Vorbildern gestaltet, unsere Mitglieder verbringen Stunden damit, Perlen für Ornamente aufzuziehen und Mokassins selbst anzufertigen“, erzählt „Chief‘ Jürgen Blank, der 1. Vorsitzende der Indianerfreunde Karlsruhe.

Nur eine Reitstunde vom Indianerbrunnen der Südstadt entfernt, im Durlacher Wald, liegt das Vereinsheim. Hier treffen sich die Mitglieder der Indianerfreunde zum Austausch über die indianische Kultur, denn einfach ist es auch in Deutschland nicht, detaillierte Informationen und Fachliteratur über indianische Sitten, Tänze und Gebrauchsgegenstände zu erhalten. Das Indianer-Sein sollte sich, so Jürgen Blank, jedoch nicht ausschließlich auf Äußerlichkeiten beschränken, ein Karlsruher Indianerfreund lebt auch im wahren Leben nach den Tugenden der amerikanischen Ureinwohner: Tapferkeit, Standhaftigkeit, Großzügigkeit und Weisheit.

Wieso der Geist des Manitus noch immer lebendig durch Karlsruhe schwebt, zeigt die Ausstellung im Karlsruher Stadtmuseum „Rund um den Indianerbrunnen. Rothäute in der Südstadt“. Vom 30. April bis 28. August 2016 präsen­tiert das Museum neu entdeckte Objekte und Bilder aus öffent­­li­chen und privaten Sammlungen rund um die Karlsruher India­­ner­­be­­geis­te­rung, wie beispiels­­weise das Origi­nal­m­o­dell eines der beiden Köpfe des India­­ner­­brun­­nens. Dabei wird auch endlich das Geheimnis gelüftet, wen die beiden „Rothäute“ an dem 1927 vollendeten Brunnen nun eigentlich darstellen: Zum einen stand tatsächlich ein echter Indianer Modell, ein – namentlich leider unbekannter – Crow-Indianer, der Anfang des vergangenen Jahrhunderts mit einer Messer- und Tomahawk-Show im Ensemble des Zirkus Krone reiste. Der andere Kopf, über dessen eindeutig nicht indigene Gesichtszüge schon seit längerem gerätselt wurde, zeigt dagegen einen Karlsruher Ureinwohner: den damaligen Stadtbaudirektor Friedrich Beidel.

Präsentiert werden in der Ausstellung auch die Original-Anschlag­­zet­tel und Anzeigen in den Karlsruher Zeitungen für das Spektakel, das 1891 die Karlsruher in Atem hielt: William Frederick Cody, genannt Buffalo Bill, machte auf seiner zweiten Europa-Tournee auch in Karlsruhe Station. Auf der Festwiese an der Durlacher Allee schlugen die mehrere hundert Mann umfassende Truppe ihre Zelte auf und boten ein wahrhaft exotisches Bild für die Einheimischen: Sioux-Indianer mit ihren buntfar­­bi­­gen Trachten und bemalten Gesichtern, Cowboys mit rauchen Smith & Wesson-Colts, umringt von buntgescheckten Mustangs und majestätischen Bisons.

Dazwischen William Codys selbst, der sich als erfolgreicher Revolverheld, Depeschen-Kurier, Bisonjäger und Scout in den India­­ner­­krie­­gen zelebrierte. Die Aufführungen boten ein buntes Sammelsurium mit viel Wild-West-Romantik: Schüt­zen­kunst­stücke, Cowboys auf bockenden Pferden, Wettrennen, Lasso­wer­­fen, India­ner­tänze und als großes Finale den Kampf zwischen Indianern und Cowboys um ein Siedler-Blockhaus. Von nah und fern strömten die Besucher, um Buffalo Bill und seine Indianer zu sehen, es gab sogar Extrafahrten mit den Dampf- und Pferdebahnen. Ob die Wild-West-Shows tatsächlich etwas mit der Realität zu tun hatten, bleibt dahingestellt, sie schufen jedoch den Grundstein für den noch heute lebendigen Mythos der tapferen Cowboys und noblen Indianer.

Ganz deren Erbe verpflichtet, präsentieren sich die Südstadtindianer auch heute sehr bunt und multikulti: Hier leben neben Einwanderern aus Italien, Griechenland und der Türkei vor allem junge Familien und Künstler, die das besondere Flair des Stadtteils schätzen. Als ältester Teil Karlsruhes entstand die Südstadt als Arbei­ter­wohn­­­ge­­­biet Mitte des 19. Jahrhunderts, weshalb man hier auch zahlreiche mehrstöckige Altbauten mit Innenhöfen findet. Zentraler Platz ist der Werderplatz mit dem Indianerbrunnen, alternativen Läden und Bars sowie dem Kulturzentrum KOHI. Gleich nebenan lädt übrigens eines der schönsten Kinos Deutschlands, der alte Filmpalast „Schauburg“, zu Filmvergnügen jenseits des Mainstreamkinos ein. Die bewegte Vergangenheit und der Charme eines Künstlerviertels machen die Südstadt noch heute zu einem der beliebtesten Stadtteile Karlsruhes.

Konkurrenz als Karlsruher „Hotspot“ erwächst seit einigen Jahren mit der Oststadt. Hier, in unmittelbarer Nähe zum Campus des KIT | Karlsruhe Institut für Technologie, zu dem auch die Universität Karlsruhe gehört und ganz nahe beim berühmt-berüchtigten Rotlichtviertel der Karlsruher Altstadt, gibt es die besten Studentenkneipen und die leckersten kulinarische Spezialitäten aus aller Welt. Spannend ist das Projekt „Kreativpark Alter Schlachthof“: Auf dem Areal des ehemaligen Karlsruher Schlachthofs entsteht derzeit ein neues, lebendiges Stadtquartier mit innovativen Unternehmen, Medienagenturen, Kultureinrichtungen und Gastronomie. Die Bewohner der Oststadt nennen sich übrigens „Trapper“, aber das, so sprach der alte Häuptling, ist eine ganz andere Geschichte…

Weitere Informationen zur „Wild-West-Stadt“ Karlsruhe und den Ausstellungen „Cowboy & Indianer – Made in Germany“ sowie „Rund um den Indianerbrunnen. Rothäute in der Südstadt“ finden Sie unter: www.karlsruhe-tourismus.de/erleben/Cowboy_Indianer.

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