Am 13. Juli wird um 11.00 Uhr im Städtischen Museum Eisenhüttenstadt die Ausstellung "'Mittelpunkt kriegswichtiger Industrien'. Rüstungswirtschaft und Zwangsarbeit in Fürstenberg (Oder) 1940 bis 1945" eröffnet. Die Schau ist ein Beitrag zum Themenjahr "Provinz und Metropole | Metropole und Provinz" von Kulturland Brandenburg.
Die Rüstungspolitik der Nationalsozialisten führte in der Provinz Brandenburg zu einer zweiten Welle der Industrialisierung. Davon erfasst wurde auch die überwiegend ländlich geprägte Oderregion. Hier wurde die Kleinstadt Fürstenberg als künftiger "Mittelpunkt kriegswichtiger Betriebe" ausersehen. Zunächst war das Chemieunternehmen I.G. Farben auf den Standort aufmerksam geworden. Später begann die Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt (Degussa) am Oder-Spree- Kanal ein "Chemisches Zentralwerk" zu realisieren. Zugleich wurde vom Landesversorger Märkisches Elektrizitätswerk (MEW) der Abbau der Braunkohlefelder eingeleitet und ab 1943 ein sogenanntes "Einheitskraftwerk" errichtet. Dieses gehörte es zu einem umfangreichen "Sofortprogramm", mit dem Rüstungsminister Albert Speer auf den ausufernden Strombedarf der Kriegsindustrie reagierte.
Voraussetzung für den Aufbau und Betrieb der neuen Produktionsstätten war der Einsatz von mehreren Tausend ausländischen Zwangsarbeitern. Bereits Ende 1939 richtete die Wehrmacht das Kriegsgefangenenlager Stalag III B in Fürstenberg (Oder) ein, hinzu kamen Lager für ausländische Zivilisten, für polnische Juden aus dem Ghetto Lodz und ein Außenlager des KZ Sachsenhausen.
Die Anlagen der Rüstungswirtschaft wurden nach Kriegsende demontiert. 1950 besann man sich aber erneut der Potenziale des Industriestandorts und bestimmte ihn zum metallurgischen Zentrum der DDR. Es entstand das Eisenhüttenkombinat Ost und eine neue Arbeiterstadt, die 1961 unter Eingemeindung von Fürstenberg (Oder) den Namen Eisenhüttenstadt erhielt. Die "Vorgeschichte" des Industriestandorts im Zweiten Weltkrieg geriet weitgehend in Vergessenheit. Die Ausstellung "'Mittelpunkt kriegswichtiger Industrien'. Rüstungswirtschaft und Zwangsarbeit in Fürstenberg (Oder) 1940 bis 1945" beleuchtet nun dieses Kapitel der Ortsgeschichte umfassend. Präsentiert werden zahlreiche Archivdokumente, historische Fotos und persönliche Zeugnisse.
Die Schau ist auf zwei Standorte verteilt. In den Räumen des Städtischen Museums Eisenhüttenstadt, Löwenstraße 4, 15890 Eisenhüttenstadt, ist ein thematischer Querschnitt zu sehen. Eine Vertiefung wird an einem authentischen Ort, auf dem Gelände des "Kraftwerks Vogelsang", geboten. Mit der Kraftwerksruine wird erstmals ein bauliches Dokument der Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Beide Ausstellungsteile sind bis zum 26. Oktober zu sehen. Das Städtische Museum Eisenhüttenstadt ist dienstags bis freitags von 10.00 bis 17.00 Uhr sowie am Wochenende von 13.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Das Freigelände an der Kraftwerksruine ist ebenfalls zu den genannten Zeiten geöffnet. Letzter Einlass ist hier um 16.00 Uhr. Bei stürmischem Wetter bleibt das Freigelände geschlossen.
Das Kraftwerksgelände liegt etwa zwei Kilometer vom Museum entfernt und ist am besten mit dem Fahrrad zu erreichen. Leihfahrräder stehen im Museum zur Verfügung. Zum Besuch des Freigeländes wird festes Schuhwerk empfohlen.
Weitere Informationen erteilt das Städtische Museum Eisenhüttenstadt, Hartmut Preuß, Tel. (03364) 21 46, e-mail: info@museum-eisenhuettenstadt.de www.museum-eisenhüttenstadt.de
Informationen zum Themenjahr von Kulturland Brandenburg unter www.kulturland-brandenburg.de