Prof. Klaus Töpfer, ehemaliger Bundesumweltminister und Generalsekretär des UNOUmweltprogramms, war als Hauptredner zur Eröffnung der Ausstellung eingeladen. Für ihn ist urbaner Umweltschutz mit "urban mining" gleichzusetzen: "Deutschland ist heute sicher Weltmeister im Schließen von Kreisläufen. Die Erfolge der Kreislaufwirtschaft macht deutsche Recyclingtechnik nun zum Exportschlager, dies ist nur noch mit den Erfolgen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zu vergleichen!" Klaus Töpfer ist überzeugt, dass diese neue Ausstellung ein Stück weit dazu beitragen kann, deutsche Geschichte nun auch in anderen Ländern zu schreiben. Nach seinen Worten sei dies auch bitter notwendig: "Ein weiterer Anstieg der Rohstoffpreise macht den urbanen Abfall zu den Minen der Zukunft. In einer Welt mit über 8 Mrd. Menschen in 2050 ist das Wegewerfen nicht mehr darstellbar!"
Abschließend gab er den aufmerksamen Zuhörern einige Aufgaben mit auf den Weg, in dem er Fragen formulierte, die dringend beantwortet werden müssten:
1. Wie können Rohstoffkriege verhindert werden?
2. Kann die Abfallwirtschaft dazu beitragen, dass die CO2-Konzentrationen in den Städten um 60 % gesenkt wird?
3. Wie können die Erkenntnisse der Kreislaufwirtschaft weiter getragen werden?
In weiteren Vorträgen und Interviews unter Leitung von WDR-Redakteur Dirk Glaser kamen weitere wichtige Redner zu Wort: Staatssekretär Dr. Michael Stückradt, Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen, stellte zunächst die Chancen der nordrheinwestfälischen Bildungslandschaft vor und betonte, dass an 16 Universitäten und Fachhochschulen Ausbildungsgänge für den Bereich der Recycling- und Entsorgungswirtschaft angeboten würden. Leider gäbe es noch immer zu wenig Interessenten - dies vor allem für die Ingenieurstudiengänge. Aus seiner Sicht gäbe es wohl unter den jungen Menschen Vorbehalte bezüglich der Abfallwirtschaftsbranche, deshalb müsse schleunigst etwas am Image getan werden: "Unseren Nachwuchskräften muss klar gemacht werden, wie anspruchsvoll die Techniken sind und welche attraktiven Arbeitsplätze in der Branche existieren". Dies könne mit dieser Ausstellung gelingen.
Heinz Fennekold, Präsident der Auslandsgesellschaft Deutschland und Honorarkonsul der Tschechischen Republik sowie Thomas Pyhel, Abteilungsleiter Referat Umweltbildung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, traten als Repräsentanten von weiteren Trägern der Ausstellung auf. Sie betonten einhellig in ihren Ausführungen, dass der Umweltschutz in der Zwischenzeit eine wichtige Aufgabe im Bereich der Völkerverständigung sei. Aus der Sicht der DBU und deutschen Auslandsgesellschaft müssten die deutschen Erfolge in Recyclingtechnik und Abfallsammlung vor allem in den osteuropäischen Ländern bekannt gemacht werden, wozu die Exponate sehr viel beitragen könnten.
Dr. Johannes Kirchhoff, Vorsitzender des IFAT-Fachbeirates Kommunale Technik und Geschäftsführender Gesellschafter der FAUN Umwelttechnik GmbH & Co. KG sagte zunächst: "Zukunft braucht Herkunft. Kreativität bildet sich dann, wenn man das anpackt, was schon da ist und gebaut wurde." Mit Einführung der Systemmüllabfuhr 1925 wurde der Grundstein gelegt für eine sichere und zukunftsweisende Entwicklung der Städtereinigung.
Fort entwickelt wurde die Technik durch die Normung: "Die Festlegung von technischen Eigenschaften und Maßen haben in Deutschland zu einer sicheren Ver- und Entsorgung geführt", sagte Johannes Kirchhoff.
Peter Hoffmeyer, Präsident des BDE- Bundesverband der Entsorgungswirtschaft und Vorstandsvorsitzender der Nehlsen AG, erinnerte in seinen Ausführungen daran, dass eine ordentliche Sammlung von Abfällen der Kern für eine vernünftige Kreislaufwirtschaft ist: "Je besser die Sammlung ist, umso besser können wir nachher die Abfälle trennen." Die ausgeklügelte Logistik der getrennten Sammlung in Deutschland sei einmalig und sei in den letzten Jahren immer weiter verbessert worden. Dieses Know-How würden die Gesellschafter der SASE und die BDE-Mitglieder gerne weiter tragen, damit auch nachfolgende Generationen auf das bestehende Wissen aufbauen könnten.
Beim anschließenden gemeinsamen Rundgang durch die Ausstellung war man sich dann auch schnell einig. Ein wichtiges Ziel der Ausstellung ist der Bildungsaspekt! SASE möchte den nachfolgenden Generationen beispielsweise klar machen, dass die Städtereinigung auf drei Säulen beruht: Hygiene (gesundes Leben), Ästhetik (menschenwürdiges und attraktives Umfeld) sowie Wirtschaftlichkeit. Jahrzehntelange Erfahrungen in Deutschland haben Spuren hinterlassen und eine ganz eigene Geschichte geschrieben, die nun in Bild, Wort und eindrucksvollen Ausstellungsstücken festgehalten werden. Allein an über 40 Fahrzeugen ist überzeugend dargestellt, wie sich die Technik der Abfallsammlung in den unterschiedlichen historischen Perioden seit 1900 entwickelt hat.
1) Hintergrundinformationen zur SASE: SASE gGmbH, gemeinnützige Gesellschaft, an der eine Vielzahl deutscher Entsorgungsunternehmen beteiligt ist, weitere Hintergrundinformationen unter www.sase-iserlohn.de