Zumindest im Jahr ohne Sommer, 1816, in dem als Folge des Ausbruchs des indonesischen Tambora-Vulkans große Teile Europas unter Kälte und Dunkelheit zu leiden hatten, gibt es auf diese Frage eine konkrete Antwort: Das schlechte Wetter trieb Mary Shelley dazu, in der Villa Diodati am Genfer See, ihren Gruselbestseller Frankenstein zu erschaffen; die Gothic Novel Der Vampyr von John Polidori entstand ebenfalls während jenes Aufenthaltes.
Ausgehend vom "Gespenstersommer" 1816 präsentiert die Ausstellung Mary & der Vulkan im KIT Arbeiten von 21 Künstlerinnen und Künstlern aus dem Düsseldorfer Kunstakademie-Umfeld der letzten 200 Jahre bis zur Gegenwart. In Zeichnungen, Bildern, Skulpturen, Soundinstallationen und zeitbasierten Arbeiten wie Video und Performance nehmen sie ein historisches Ereignis zum Anlass einer Reflexion über die Grundzüge kreativen Handelns. Konzeptuell versteht sich Mary & der Vulkan als Ganzheit, in der die einzelnen Kunstwerke aufgehen, wie konstituierende Elemente eines Systems im Magmastrom. Die Grundstruktur bilden die Referenzthemen Villa und Vulkan, sie kommunizieren im Parcours des Kunsttunnels als Pole der Schau.
Zum Einstieg betritt man zunächst eine Arbeit von Rita McBride, die den Grundriss von Le Corbusiers berühmter Ikone der Moderne - die Villa Savoye - abbildet, hier angepasst an die spezifische Räumlichkeit von KIT. McBrides Villa funktioniert als Salon für das Arrangement einiger historischer Exponate, etwa von Elise Concordia Crola und Johann Wilhelm Schirmer, in Kombination mit Arbeiten von Michael Buthe, Elisabeth Peyton sowie dem aus Lava gegossenen Original-Modell von Hans Hollein zu seinem Museum Vulcania. Am Ausgang der Villa erklingt das Geräusch des Regens, aufgenommen 1987 von Katharina Fritsch, und begleitet den Besucher hinunter zum Energie-Feld des Vulkans.
Dort dominiert die zur Tunneldecke reichende Plastik Frankenstein (Lay All your Love on Me) von Elmar Hermann. Das Werk basiert auf einem Filmstill der berühmtesten Filmadaption von Mary Shelley's Roman, James Whale's Horrorklassiker FRANKENSTEIN. Im Radius des Vulkans befinden sich Arbeiten weiterer junger Künstlerinnen und Künstler wie Soya Arakawa, Claudia Barth oder Josefine Reisch & Nora Hansen, die tendenziell prozesshaft auf die zentralen Themen der Ausstellung reagieren. In einem Kinoraum am Ende des Tunnels wird der Film Viktor Al Manouchi von Hedda Schattanik und Roman Szczesny gezeigt. Ergänzend dazu realisieren Kania & Appelbe eine Filmreihe zu ausgewählten Terminen im Kinoraum.
Mary & der Vulkan beinhaltet ein umfangreiches Begleitprogramm, welches die drei Schwerpunkte der Ausstellung aufgreift: Meteorologie, Literatur und Horror.
Es finden Vorträge statt, eine Veranstaltung zu feministischer Theorie, Live- Performances und ein Lesekreis zu ausstellungsbezogener Literatur. Dies und der Katalog in Form eines Künstlerbuches sind integraler Bestandteil des Konzeptes.
Termine und Anmeldehinweise finden Sie unter: www.kunst-im-tunnel.de Konzeption & Realisation:
Elmar Hermann in Zusammenarbeit mit Gertrud Peters/Künstlerische Leiterin, KIT - Kunst im Tunnel
Pressetermin: 13. Mai 2016, um 11 Uhr
Eröffnung: Freitag, 13. Mai 2016, um 19 Uhr