So zeigt Mercedes Neuß ein Rudel pechschwarzer, lauernder Wölfe gleich am Eingang des KIT, außerdem ist ein Marmor-Abbild ihres Neffen zu sehen, an dem die junge Künstlerin im letzten Jahr stetig arbeitete. Thorsten Schoth schuf mit einem Sofa und einem Kissen ein Ensemble aus gefärbtem Gips und Sandstein, das jedem aus dem Alltag wohl bekannt ist - nur ist das Sofa hier zerbrochen und führt den eigentlichen Sinn des Möbels ad absurdum. Der eingerissene Fuß erweckt in Form und Farbe Assoziationen an Schlachthofszenarien. Das Objekt "Landscape V" der Künstlerin Annika Burbank abstrahiert das Sujet der Landschaftsmalerei und überträgt es in ein gläsernes Pentagon. Mit Gips modellierte sie eine reliefkartenähnliche Oberflächenstruktur. Masakazu Kondo zeichnet seit 2002 ausschließlich mit dem Kugelschreiber. Seine akribisch gearbeiteten poetischen Tier-Porträts basieren auf genauer Beobachtung und Konzentration im Entstehungsprozess. Dabei ist für Masakazu Kondo nicht wichtig, was er zeichnet, sondern wie er das Motiv stark und eindrucksvoll in seiner Masse und Existenz erscheinen lassen kann, während er paradoxerweise ein Objekt in eine Zeichnung überträgt. Die Stärke der Darstellung ist auch in "Die Nacht" von Kristin Wenzel wichtigstes Kriterium. Zunächst ist da die Kulisse, bestehend aus einem vier Meter hohen Schwarz-Weiß-Foto des Prager Pavillons der Industrieausstellung 1891, das auf einer blauen Wand aufgezogen ist. Davor hat die Künstlerin eine weibliche Büste ihres Abbildes aufgesockelt und um sie herum einen Kreis von toten Vögeln drapiert. Ein durchdachtes und zugleich magisches Werk, das beispielhaft ist für die Lehre von Katharina Fritsch, die über ihre Arbeit einmal sagte: "Dieses Hängen an Dingen, das Sammeln von Dingen, das hat so eine süßlich-sentimentale Note, die ich überhaupt nicht meine. Wovon ich rede, das ist dieser Moment vor der Sprache. Denn als Kind kann man Dinge nicht bannen mit Sprache. Du siehst Dinge zum ersten Mal, und du weißt als Kind nicht das Wort dafür. Und das ist der Zustand, den ich wiederfinde in diesem Moment der Vision: Dass etwas nicht sprachlich ist, sondern als Bild, und dass es dadurch nicht in einen sozialen oder anderen Kontext gesetzt werden kann, sondern dass das Phänomen an sich dasteht."
Alle dreizehn Positionen zeigen die Macht des Bildes und die Präsenz, die die Geschichte der Kunst bei den Meisterschülern Katharina Fritschs hat. Für den Betrachter spielt das eine eher nebensächliche Rolle, denn auch beim Nicht-Wissenden ergeben sich sogleich Assoziationen, sieht er die ausgestellten Werke. Phänomene stürmen auf ihn ein, Erinnerungen an Ereignisse, an Gesehenes werden wach und gleichzeitig beeindrucken Sorgfalt und Präzision der Arbeiten. Die Kraft der Mühelosigkeit, der Mut zum Erzählerischen, die Beherrschung des Formalen beflügeln diese Werke. Sie sind plastisch, allansichtig und nahezu greifbar.
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