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Bjørn Melhus : THE MEADOW , 2007
Video, 29'40
Der Thrill von "The Meadow" wird im Wesentlichen von sich wiederholenden Bildsequenzen und Dialog- bzw. Tonsequenzen bestimmt.
Der Ablauf, der viermal in kleinen Variationen wiederkehrt, beschreibt eine Autofahrt und eine anschließende Waldwanderung. Der Beifahrer ist durch Aufschrift auf seiner roten Jacke als Jimmy, den All American Rebell kenntlich gemacht und damit einer der Charaktere, die wie Ableitungen aus dem audiovisuellen Erbe der USA wirken und sich nicht nur in einer, sondern häufig gleich in mehreren Arbeiten tummeln. Ihn befördern zwei schweigende, sonnenbebrillte Agentenfiguren mit Glatze in schwarzer Businesskleidung und Knopf im Ohr. Einer fährt den riesigen amerikanischen Straßenkreuzer, der andere sitzt auf dem Rücksitz. Zusammen fahren sie bei vollkommener Dunkelheit auf einer Landstraße durch den Wald. Einzig Baumstämme und Fahrbahnmarkierungen strukturieren die dunkle Szenerie. Unterbrochen wird die Fahrt viermal durch einen plötzlichen Blitzeinschlag, der zugleich eine hell gekleidete Gestalt am Fahrbahnrand und knapp am Wagen transparent sichtbar macht. Assoziationen zu David Lynchs "Mullholland Drive" lassen sich kaum vermeiden.
Der Fahrer hält den Wagen jeweils an und stößt zurück.
Jimmy verlässt den Wagen an der Stelle, der im Blitzlicht sichtbar gewordenen Gestalt, und schreitet mit einer Taschenlampe das Unterholz beleuchtend in den Wald. Dort sucht Jimmy Phantasiewesen beziehungsweise Figuren seiner Filmkindheit auf. Zuerst sind es Schlümpfe; auch diese gehören zum Figurenrepertoir aus Melhus Oeuvre und werden, wie alle Figuren von Melhus selbst gespielt. Man könnte es geradezu als sein künstlerisches Kennzeichen betrachten, alle Charaktere selbst zu interpretieren und bei diesem radikalen Ansatz des Filmemachens verschiedene Teile seiner selbst zu verkörpern. Die zweite Begegnung findet mit einem haarigen Wesen statt, dann trifft Jimmy auf einen vergrabenen Mann, von dessen Gesicht nur Mund und Nase zu sehen sind, bis er schließlich auf den zuvor erschienenen Hippie trifft.
Die Tonspur ist direkt aus "Rebel without a Cause", "East of Eden" und "Bambi" entnommen. Jimmy spricht den Autofahrer mit der Stimme von James Dean immer wieder an, versucht Ratschläge zu geben oder Geheimnisse anzuvertrauen, während der Autofahrer schweigt. Einzig die Erscheinungen sprechen mit Jimmy. Die Texte sind knapp und wiederholen sich ständig. Melhus benutzt Audio Found Footage aus den verschiedensten Ausgangsmaterialien, um zuerst die Tonspur zu montieren und dann die Bilder dazu passend lippensynchron aufzunehmen.
Bjørn Melhus: DAS BADEZIMMER , 2011
HD Video, 5'10 min
Auch in "Das Badezimmer" von 2011 sind die typischen Kennzeichen des Ouvres Melhus' zu identifizieren, nämlich Präsenz des Künstlers als Protagonist und die Audio Found Footage. Hier handelt es sich um den deutsch eingesprochenen O-Ton Alfred Hitchcocks und die Musik des Trailers zum Klassiker des Thrillers "Psycho" von 1960. Als langhaariger Gärtner mit hoher Stirn, der eine Kettensäge im Anschlag hält, moderiert Melhus die Besichtigung der Batesvilla. Er schreitet, gefolgt von dem Kameraauge als Verbindung zum Rezipient, durch die Räume und kommentiert in gebrochenem Deutsch deren Bedeutung im Kontext des Verbrechens. Indem sich das neue Setting als heimelig aufgrund seiner lichtdurchfluten und gepflegt Räume erweist, wenngleich diese skurril möbliert sind, weicht es deutlich vom unübersichtlichen Batesanwesen aus dem Originaltrailer ab. Somit stehen Bild und Ton im Kontrast, denn Musik und Text erzeugen beim Betrachter Spannung und suggerieren Gefahr. Gepaart mit der bewaffneten Figur des Gärtners und angereichert mit Requisiten u.a. aus Sergei Eisensteins "Panzerkreuzer Potemkin", verwandelt sich die harmlose Hausbegehung in ein schreiend komisches Filmzitat.
Bjørn Melhus (*1966) hat seit 2003 eine Professur für Bildende Kunst / Virtuelle Realitäten in Kassel.
Seine Filme und Videos sind regelmäßig bei Film- und Medienkunstfestivals wie den Kurzfilmtagen Oberhausen, dem European Media Art Festival Osnabrück, dem IMPAKT Festival in Utrecht und der Transmediale Berlin zu sehen. In den letzten Jahren wurden künstlerische Arbeiten von ihm in der Tate Modern in London, dem Museum of Modern Art in New York, der Serpentine Gallery London, dem Sprengel Museum Hannover, dem Museum Ludwig in Köln, dem ZKM Karlsruhe und dem Centre Pompidou in Paris gezeigt.
Courtesy: Bjørn Melhus (Studio), Berlin Für die Weinspende danken wir der Gerda und Kuno Pieroth Stiftung aus Bingen am Rhein, die junge zeitgenössische Kunst mit dem Schwerpunkt Skulptur fördert und in einem dreijährigen Rhythmus eine Skulpturenausstellung in Bingen am Rheinufer realisiert.
Diskussionsrunde nach dem Motto: VIEW, DRINK AND TALK
Kostenbeitrag 1,- Euro. Ein Glas Wein gratis.
Vorschau
Eröffnung David Claerbout: Donnerstag, den 21. März 2013 um 19 Uhr
Öffentliche Rundgänge
sonntags 15 Uhr
Öffnungszeiten: Di, Do, Fr 10 - 17 Uhr / Mi 10 - 21 Uhr / Sa, So 11 - 17 Uhr
Bjørn Melhus : THE MEADOW , 2007
Video, 29'40
Der Thrill von "The Meadow" wird im Wesentlichen von sich wiederholenden Bildsequenzen und Dialog- bzw. Tonsequenzen bestimmt.
Der Ablauf, der viermal in kleinen Variationen wiederkehrt, beschreibt eine Autofahrt und eine anschließende Waldwanderung. Der Beifahrer ist durch Aufschrift auf seiner roten Jacke als Jimmy, den All American Rebell kenntlich gemacht und damit einer der Charaktere, die wie Ableitungen aus dem audiovisuellen Erbe der USA wirken und sich nicht nur in einer, sondern häufig gleich in mehreren Arbeiten tummeln. Ihn befördern zwei schweigende, sonnenbebrillte Agentenfiguren mit Glatze in schwarzer Businesskleidung und Knopf im Ohr. Einer fährt den riesigen amerikanischen Straßenkreuzer, der andere sitzt auf dem Rücksitz. Zusammen fahren sie bei vollkommener Dunkelheit auf einer Landstraße durch den Wald. Einzig Baumstämme und Fahrbahnmarkierungen strukturieren die dunkle Szenerie. Unterbrochen wird die Fahrt viermal durch einen plötzlichen Blitzeinschlag, der zugleich eine hell gekleidete Gestalt am Fahrbahnrand und knapp am Wagen transparent sichtbar macht. Assoziationen zu David Lynchs "Mullholland Drive" lassen sich kaum vermeiden.
Der Fahrer hält den Wagen jeweils an und stößt zurück.
Jimmy verlässt den Wagen an der Stelle, der im Blitzlicht sichtbar gewordenen Gestalt, und schreitet mit einer Taschenlampe das Unterholz beleuchtend in den Wald. Dort sucht Jimmy Phantasiewesen beziehungsweise Figuren seiner Filmkindheit auf. Zuerst sind es Schlümpfe; auch diese gehören zum Figurenrepertoir aus Melhus Oeuvre und werden, wie alle Figuren von Melhus selbst gespielt. Man könnte es geradezu als sein künstlerisches Kennzeichen betrachten, alle Charaktere selbst zu interpretieren und bei diesem radikalen Ansatz des Filmemachens verschiedene Teile seiner selbst zu verkörpern. Die zweite Begegnung findet mit einem haarigen Wesen statt, dann trifft Jimmy auf einen vergrabenen Mann, von dessen Gesicht nur Mund und Nase zu sehen sind, bis er schließlich auf den zuvor erschienenen Hippie trifft.
Die Tonspur ist direkt aus "Rebel without a Cause", "East of Eden" und "Bambi" entnommen. Jimmy spricht den Autofahrer mit der Stimme von James Dean immer wieder an, versucht Ratschläge zu geben oder Geheimnisse anzuvertrauen, während der Autofahrer schweigt. Einzig die Erscheinungen sprechen mit Jimmy. Die Texte sind knapp und wiederholen sich ständig. Melhus benutzt Audio Found Footage aus den verschiedensten Ausgangsmaterialien, um zuerst die Tonspur zu montieren und dann die Bilder dazu passend lippensynchron aufzunehmen.
Bjørn Melhus: DAS BADEZIMMER , 2011
HD Video, 5'10 min
Auch in "Das Badezimmer" von 2011 sind die typischen Kennzeichen des Ouvres Melhus' zu identifizieren, nämlich Präsenz des Künstlers als Protagonist und die Audio Found Footage. Hier handelt es sich um den deutsch eingesprochenen O-Ton Alfred Hitchcocks und die Musik des Trailers zum Klassiker des Thrillers "Psycho" von 1960. Als langhaariger Gärtner mit hoher Stirn, der eine Kettensäge im Anschlag hält, moderiert Melhus die Besichtigung der Batesvilla. Er schreitet, gefolgt von dem Kameraauge als Verbindung zum Rezipient, durch die Räume und kommentiert in gebrochenem Deutsch deren Bedeutung im Kontext des Verbrechens. Indem sich das neue Setting als heimelig aufgrund seiner lichtdurchfluten und gepflegt Räume erweist, wenngleich diese skurril möbliert sind, weicht es deutlich vom unübersichtlichen Batesanwesen aus dem Originaltrailer ab. Somit stehen Bild und Ton im Kontrast, denn Musik und Text erzeugen beim Betrachter Spannung und suggerieren Gefahr. Gepaart mit der bewaffneten Figur des Gärtners und angereichert mit Requisiten u.a. aus Sergei Eisensteins "Panzerkreuzer Potemkin", verwandelt sich die harmlose Hausbegehung in ein schreiend komisches Filmzitat.
Bjørn Melhus (*1966) hat seit 2003 eine Professur für Bildende Kunst / Virtuelle Realitäten in Kassel.
Seine Filme und Videos sind regelmäßig bei Film- und Medienkunstfestivals wie den Kurzfilmtagen Oberhausen, dem European Media Art Festival Osnabrück, dem IMPAKT Festival in Utrecht und der Transmediale Berlin zu sehen. In den letzten Jahren wurden künstlerische Arbeiten von ihm in der Tate Modern in London, dem Museum of Modern Art in New York, der Serpentine Gallery London, dem Sprengel Museum Hannover, dem Museum Ludwig in Köln, dem ZKM Karlsruhe und dem Centre Pompidou in Paris gezeigt.
Courtesy: Bjørn Melhus (Studio), Berlin Für die Weinspende danken wir der Gerda und Kuno Pieroth Stiftung aus Bingen am Rhein, die junge zeitgenössische Kunst mit dem Schwerpunkt Skulptur fördert und in einem dreijährigen Rhythmus eine Skulpturenausstellung in Bingen am Rheinufer realisiert.
Diskussionsrunde nach dem Motto: VIEW, DRINK AND TALK
Kostenbeitrag 1,- Euro. Ein Glas Wein gratis.
Vorschau
Eröffnung David Claerbout: Donnerstag, den 21. März 2013 um 19 Uhr
Öffentliche Rundgänge
sonntags 15 Uhr
Öffnungszeiten: Di, Do, Fr 10 - 17 Uhr / Mi 10 - 21 Uhr / Sa, So 11 - 17 Uhr
