Taiyo Onorato & Nico Krebs erschaffen in ihren analogen, meist nur als Unikate existierenden Fotografien einen verführerischen Illusionismus. Für dessen Erzeugung werden ihr Atelier oder entsprechende Orte in eine Art Filmset mit Werkstatt verwandelt. Oft entstehen in ihren Fotografien ins Surreale reichende Bildwelten mit Hollywood tauglichen Spezialeffekten, mit deren Durchschaubarkeit die Künstler ebenso spielen wie mit dem Reiz der Täuschung. Der Bildentstehung geht ein aufwändiger, von allerlei Experimenten begleiteter Prozess voraus, der zu kunstvollen und mitunter auch humorvollen Ergebnissen führt. Die experimentelle, handwerkliche Phase ist als Teil der fertigen Fotografie zu sehen, da hier die formalen und qualitativen Voraussetzungen entwickelt werden, die das Bild mitgenerieren. Das Vorgehen der Künstler, mittels der Fotografie eine manipulierte Wirklichkeit zu (re)präsentieren, erweist sich zugleich als eine stete Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Fotografie und als ein spielerisches Reflektieren über deren Realitätsgehalt.
Neben einer Reihe größerer Fotografie-Serien wie etwa "The Great Unreal", die während mehrerer Reisen quer durch die USA entstand und die leitmotivisch vom Thema Landschaft getragen wird, arbeiten die Künstler auch im skulpturalen und installativen Bereich. Es entstehen Objekte oder raumgreifende Installationen, die inszenatorisch mit den Fotografien verknüpft werden oder auch als eigenständige Elemente fungieren. Hierbei experimentieren Onorato & Krebs mit unterschiedlichen Lichtsituationen, die die Räume rhythmisieren. Die Erzeugung von illusionistischen Bildwelten erfährt so im Ausstellungszusammenhang eine Ausdehnung auf die gesamten Räumlichkeiten.
Mit der Ausstellung in der Kunsthalle Mainz stellen die Künstler erstmals in Deutschland ihre Arbeiten in einer umfangreichen, für die Räume der Kunsthalle entwickelten Präsentation vor. Neben der oben erwähnten Fotoserie sind unter anderem die für die Ausstellung erweiterte Installation der "Growhomes" sowie weitere Fotografien und Objekte zu sehen.
Taiyo Onorato (*1979 in Zürich) und Nico Krebs (*1979 in Winterthur) studierten Fotografie an der Hochschule der Künste in Zürich und arbeiten seit 2003 als Künstlerduo zusammen. Neben Ausstellungen in der Schweiz wie u. a. im Kunsthaus Aarau (2009), im Fotomuseum Winterthur (2009) oder im Museum im Bellbark Kriens (2011) bestritten sie 2006 eine Einzelausstellungen im PS1 MoMA in New York, NY.
Ihr 2009 erschienenes Künstlerbuch "The Great Unreal" wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und liegt nun in 2. Auflage vor, die auch in der Kunsthalle Mainz erhältlich ist.
Die Ausstellung wird großzügig unterstützt vom Kultursommer Rheinland-Pfalz und von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung.
Sammelsurien. Eine Ausstellung von und für Kinder und Jugendliche
Jeder Besucher der Kunsthalle Mainz, der im Frühjahr die Ausstellung von Karsten Bott "Von Jedem Eins" gesehen hat, wird sich gut daran erinnern. Etwa 300.000 Alltagsgegenstände aus seinem "Archiv für Gegenwarts-Geschichte" waren in der Kunsthalle am Boden ausgebreitet und boten ein Bild überbordender Fülle, das sich ins Gedächtnis einschrieb.
Schülerinnen und Schüler aus dem Frauenlobgymnasium Mainz besuchten diese Ausstellung. Unter dem Titel "Sammelsurien" präsentieren sie nun in den Turmebenen I und III in Form von eigenen Sammlungen, Zeichnungen und Texten die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit dem Archiv von Karsten Bott. Die Schüler der Klasse 6e suchten sich aus der Ausstellung jeweils einen Gegenstand heraus, den sie mit Bleistift zeichneten. In kurzen Texten kommentierten die jungen Zeichner Anlass und Bedeutung der individuellen Auswahl. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die ausgestellten "Sammelsurien". Sie geben einen beispielhaften Einblick in Sammelleidenschaften von jungen Menschen. Sowohl klassische als auch dem Zeitgeist geschuldete Sammlungsschwerpunkte sind vertreten: Münzen und Fotos, Muscheln und Souvenirs, aber auch Papiertüten, Kleideretiketten oder Kaugummipapiere. Man darf auf die Art der Präsentation der einzelnen Sammelsurien gespannt sein.
Eine besondere Rolle kommt den Schülern des Kunstleistungskurses der Jahrgangsstufe 12 zu. Im Rahmen einer mehrjährigen Kooperation konnten sie sich bereits mit verschiedenen Arbeitsbereichen der Kunsthalle Mainz vertraut machen. Bei der jetzigen Ausstellung steuert der Kunstleistungskurs nicht nur eigene Exponate bei, sondern er fungiert auch als Ausstellungsteam. Alle relevanten Aufgaben wie die Gesamtpräsentation der Werke, Kombination der Einzelsammlungen, Werkbeschriftung und Informationen für die Besucher etc. werden von den jungen Leuten übernommen.
Darüber hinaus werden einige Schüler mit ihren Vorstellungen das Vermittlungsprogramm ergänzen und im Rahmen der öffentlichen Führungen Besucher beim "Spaziergang durch die Kunst" begleiten.
Die Ausstellung ist Teil der Jugendkunstschule, die großzügig vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz unterstützt wird.
VideoZone: Kaja Leijon "Resonances"
Die VideoZone ist eine Reihe der Kunsthalle Mainz, die von Georg Elben (Direktor des Skulpturenmuseums Glaskasten Marl) kuratiert wird und für die er Künstlerinnen und Künstler aus dem immer weiter zu fassenden Bereich Video einlädt. Im Rahmen der VideoZone werden Vorträge oder Künstlergespräche veranstaltet, die sich ausgehend von der jeweiligen Präsentation explizit mit den Themen Video oder Neue Medien befassen.
Einige der Videos der in Oslo lebenden Künstlerin Kaja Leijon (*1980 in Tromsø, Norwegen) bauen eine Spannung auf, die an Kinofilme erinnert. In "Resonances" (2010) liegt der Vergleich zum Suspense-Effekt, wie ihn Alfred Hitchcock in seinen Filmen erzeugt, nahe. In Leijons Video durchstreift eine junge Frau forschend die sommerliche, zunächst idyllisch erscheinende Natur, ausgestattet mit Kopfhörer und Mikrophon, um jedes kleine Geräusch des Waldes zu erfassen. Die Spannung entsteht hier durch die Tonebene, die dem Betrachter zunehmend eine bevorstehende Gefahr oder gar Gewalt suggeriert, so wie man in einem Krimi filmisch auf eine bedrohliche Szene vorbereitet werden würde. Aber es bleibt bei den unheimlichen Geräuschen wie dem Rauschen des Windes im Gras und dem Knacken der Äste. Die zunehmende Dunkelheit führt dazu, dass die Protagonistin (und die Betrachter) sich verstärkt auf den Hörsinn verlassen müssen und die Grenze zwischen Imagination und real Wahrnehmbaren mehr und mehr verwischt.
Weitere Informationen im Anhang!