Internationale Reputation, aktivere Bespielung, einladende Offenheit – die Vision.
Auch nach seiner Sanierung von 2001-2005 kann sich das Kunsthaus Zürich nicht auf seinem Erfolg ausruhen, wenn der Zugang zu Ausstellungs-Kooperationen, dem Kunstleihverkehr und zum Publikum nachhaltig gesichert werden soll. Ausgehend von seiner Geschichte, seinem Umfeld, den Bedürfnissen seiner Besucher und der Kunst definiert es sich für das 21. Jahrhundert neu: Das künstlerisch-kuratorische Konzept, heute eher lineare Kunstvermittlung, betont neu das Nachspüren, das Aufzeigen von Kohärenz innerhalb einzelner Epochen und zwischen den Gattungen. Deshalb steht eine dynamisierte, vernetztere Bespielung der eigenen Sammlung von Kunst ab den 1960er Jahren im Zentrum des Konzepts. Die daraus abgeleiteten neuen Galerien zeichnen sich durch flexible Nutzbarkeit aus: Eignung für neue Medien, Grafik, Fotografie; konfigurierbare Raumfolgen. Die andersartige Bespielung schafft einen spannenden Kontrast zum klassischen Format der Sammlung Bührle (auch im Erweiterungsbau) und der Präsentation im weniger flexiblen bestehenden Gebäude. Flächen für mittelgrosse Wechselausstellungen sollen zukünftig Ausstellungen ermöglichen, die effizient inszeniert werden können, ohne in bestehende Sammlungsteile einzugreifen. Schon im Eingangsbereich soll die Architektur das direkte Erleben von Kunst ermöglichen und die verstärkte Öffnung des Kunsthauses nach aussen signalisieren.
Mehr Raum für die Kunst. Mehr Besucherservice. Das Kunsthaus kann weniger als 10% seiner Gemälde und Skulpturen zeigen, rund 100 Meisterwerke sind permanent im Depot; internationaler Standard sind 20%. Für viele Sammlungsbereiche und Objekte gibt es keine adäquaten Flächen. Schwerpunkte können weder grosszügig präsentiert noch zeitgemäss vermittelt werden. Die Erweiterung ermöglicht die Führung von Gruppen durch alle Sammlungsteile.
Aufenthaltszonen, begleitende Lektüre, mehr Sanitärräume verbessern die Qualität des Besuches entscheidend. Weitere Bedürfnisse betreffen Ateliers der Kunstvermittlung und die Re-Integration der heute nur kostspielig zu unterhaltenden externen Kunstdepots.
Mehr als ein Anbau: Zwei Gebäude, ein Museum. Anziehend für (mehr) Besucher.
Zusammen mit dem sanierten Kunsthaus formt der Erweiterungsbau das Neue Kunsthaus am Heimplatz. Der Erweiterungsbau ist mit rund 13'200 m2 neuer Nutzfläche (+60%) veranschlagt; besucher- und kunstrelevante Funktionen dominieren. Die beiden Gebäude des dann grössten Kunstmuseums der Schweiz sollen unterirdisch verbunden sein.
Mit mehr Platz für Alberto Giacometti, Schweizer Kunst, Alte Meister sowie die populären Grossausstellungen gewinnt der bekannte Altbau weiter an Qualität und bleibt gut frequentiert. Auf der anderen Seite des Platzes werden Zeitgenössische Kunst und Gegenwartskunst, die Klassische Moderne und das 19. Jahrhundert den neuen Schwerpunkt Französische Malerei umspielen. Denn nach dem Musée d’Orsay wird das Kunsthaus Zürich zur ersten Adresse für französischen Impressionismus und Postimpressionismus. Die Stiftung Sammlung E.G. Bührle, die bedeutendste Privatsammlung der Schweiz, zieht – mit ihren 150 Meisterwerken von Cézanne bis Monet – an den Heimplatz. Diese werden ins Blickfeld der heute jährlich rund 300'000 Besucherinnen und Besucher rücken, neue sollen angezogen werden.
Grundstück gesichert. Wahrzeichen geplant. Projektierungskredit beantragt.
Kunst von Weltrang soll adäquaten Platz in einem architektonischen Wahrzeichen finden. Dessen Realisierung hat der Stadtrat in seinen Legislaturschwerpunkten Rechnung getragen. Nachdem eine Testplanung 2006 durchgeführt und Stadtpräsident Elmar Ledergerber Ende Juni 2007 vom Kanton die Übertragung des Grundstücks zugesichert wurde, beantragt der Stadtrat beim Gemeinderat einen Projektierungskredit von CHF 6,5 Mio. Er soll für die Durchführung eines zweistufigen, internationalen Architekturwettbewerbs und für erste Planungsschritte verwendet werden. Wenn der Gemeinderat dem Antrag zustimmt, kann der Wettbewerb Ende 2007 ausgeschrieben werden. Der Juryvorsitz liegt bei Walter B. Kielholz, dem Präsidenten der Zürcher Kunstgesellschaft, die Moderation beim international bekannten Architekten und Städteplaner Prof. Carl Fingerhuth. Mit der Durchführung des Wettbewerbs wird das Amt für Hochbauten der Stadt Zürich beauftragt.
Paritätische öffentliche und private Finanzierung. Eröffnung vor 2015. Die Gesamtkosten der Erweiterung werden ohne Teuerung und Reserven auf CHF 150 Mio. geschätzt. Die beteiligten Partner Zürcher Kunstgesellschaft, Stiftung Zürcher Kunsthaus und die Stadt haben vereinbart, dass die öffentliche Hand die Hälfte der Baukosten übernehmen soll. Über den dafür nötigen Objektkredit werden die Stimmberechtigten der Stadt Zürich abzustimmen haben. Der Kanton tritt das benötigte Grundstück ab und leistet einen Beitrag aus dem Lotteriefonds. Die Zürcher Kunstgesellschaft, mit über 20'000 Mitgliedern der grösste Kunstverein in Europa nach der Tate, hat zugesagt, 50% der Baukosten aus eigenen Mitteln aufzubringen. Der Erweiterungsbau soll bis 2015 eröffnet sein.
Vielfältige Schnittstellen. Sorgfältige Interessenabwägung. Aufwertung Heimplatz.
Das Projekt fügt sich in die übergeordnete Entwicklungsplanung Hochschulgebiet Zürich Zentrum ein und wird als eine der ersten Massnahmen daraus realisiert. Eine weitere Schnittstelle ist der Umzug der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH) an den Hauptbahnhof (Stadtraum HB).
Sollte sich dieser wegen Rekursen verzögern, werden Stadt/Kanton Zwischenlösungen für die heute auf dem Areal liegenden PHZH-Räume suchen.
Aufgrund sorgfältiger Vorstudien kam der Stadtrat zum Schluss, die zwei Turnhallen und die Grünanlage aus dem Inventar der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte von kommunaler Bedeutung, bzw. dem Inventar der schützenswerten Gärten zu entlassen. Das garantiert, dass die Wettbewerbsteilnehmer genügend gestalterischen Freiraum haben, um städtebaulich/architektonisch hervorragende Beiträge einreichen zu können.
Parallel zur Kunsthaus-Erweiterung soll der Heimplatz insbesondere für Fussgänger zu einem urbanen Mittelpunkt aufgewertet werden. Zwischen dem Kunsthaus und der alten Kantonsschule wird ein öffentlich zugänglicher Kunst-Garten entstehen, der die Kultur- und Bildungsmeile vom Heimplatz bis zu den Hochschulen ideal ergänzt.