Entgegen landläufiger Vermutungen sind für diesen Erfolg nicht nur die prominenten Namen der Sommerausstellung "Vis-à-vis. Bacon & Picasso" verantwortlich, hat doch das Programm der ersten Jahreshälfte, darunter neben anderen die Josephine Troller-Retrospektive und die vielbeachtete Sammlungspräsentation "Terrain", mit 21'000 Eintritten bereits 40% des Besucheraufkommens generiert, und wurde die Bacon/Picasso-Schau von Ausstellungen verschiedener Stars der Gegenwartskunst flankiert: Jun Nguyen-Hatsushiba, Berlinde De Bruyckere und Jenny Saville.
Offensichtlich trägt die seit einigen Jahren konsequent und auf hohem Qualitätsniveau verfolgte Profilierung des Kunstmuseums Luzern als "Mehrspartenmuseum" Früchte. Parallel laufende Präsentationen aktueller regionaler und internationaler Positionen, durchmischt mit Ausstellungen mit historischen Fragestellungen, ermöglichen stets einen bereichernden Museumsbesuch mit anregenden Gegenüberstellungen. Ebenfalls als Erfolgsrezept wertet die Museumsleitung die etwa halbjährlich wechselnden Präsentationen der Sammlung mit immer wieder neuem Fokus.
"Projekt Sammlung 04-06" mit beeindruckenden Resultaten abgeschlossen
Im Laufe des ausschliesslich privat finanzierten 1,3 Millionen-Franken-Projekts konnte die Sammlung des Kunstmuseums Luzern wissenschaftlich aufgearbeitet werden. 1000 der wichtigsten Werke sind nun über eine Onlinedatenbank im Internet publiziert – eine Pioniertat für die Schweiz–, und dank zusätzlicher Mittel aus dem Projekt tragen gezielte Neuerwerbungen zur substanziellen Stärkung der Sammlung bei.
Das 2004 von Museumsdirektor Peter Fischer initiierte und zusammen mit Christoph Lichtin, der zu diesem Zeitpunkt als Sammlungskonservator nach Luzern berufen wurde, geleitete "Projekt Sammlung 04-06" konnte nach einem Verlängerungsjahr Ende 2007 plangemäss abgeschlossen werden. Die vollumfängliche Realisierung gelang dank einer unkonventionellen Partnerschaft mit der Art Mentor Foundation Lucerne – die Stiftung verdreifachte innerhalb eines bestimmten Budgetrahmens jeden gespendeten Franken. Das Projekt bezweckte zwar den Abbau schmerzlicher Defizite in der Betreuung der Luzerner Sammlung, war aber prinzipiell zukunftsgerichtet und nachhaltig konzipiert. Es bewegte sich zwischen den vier Eckpunkten wissenschaftliche Aufarbeitung, Publizierung, Präsentation und Neuerwerbungen.
Über das Projekt wird ein Schlussbericht ausführlich Rechenschaft ablegen (erscheint im Februar). Die Museumsleitung beurteilt das Projekt als grossen Erfolg. Dank ihm kann sich die Sammlung des Kunstmuseums Luzern mit ihren nun endlich sichtbaren Stärken und Eigenheiten neu profilieren und profitiert von einer erwachten, mit grossem Interesse getätigten Aussenwahrnehmung.
Vielfältiges Ausstellungsprogramm 2008
Privatsammlungen, Pioniere der Schweizer Videokunst, Highlights der Bernhard Eglin Stiftung, eine frühe Cyberfeministin, ein angeblicher "Fasnachtsmaler" und ein Star der internationalen Fotoszene
Einblicke – teils erstmalige und exklusive – in profilierte Privatsammlungen prägen die erste Jahreshälfte.
Während die Ausstellung der Sammlung Berg ein wichtiges Kapitel der deutschen Malerei der Gegenwart vermittelt, kann die Präsentation einer Auswahl aus der umfangreichen Sammlung Ringier "nur" Schlaglichter auf aktuelle Positionen der internationalen Gegenwartskunst werfen, dies aber mit höchst prägnanten wie prominenten Beispielen.
Daneben untersucht die Ausstellung zur Schweizer Videokunst der 70er und 80er Jahre die Anfangszeit eines Mediums, das aus der heutigen Kunst nicht mehr wegzudenken ist. Die in Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt "Aktive Archive" aufwendig recherchierte und gestaltete Ausstellung bemüht sich um Authentizität in der Rekonstruktion von Ikonen der Schweizer Videokunst, die teilweise erstmals überhaupt öffentlich zu sehen sind.
Der Sommer steht dann ganz im Zeichen der Bernhard Eglin Stiftung, welche heuer ihr 75-Jahr-Jubiläum feiert. Diese prächtige Sommerausstellung ermöglicht Wiederbegegnungen mit den grossen Highlights der Sammlung des Kunstmuseums Luzern. Sie soll auch als Anlass dienen, die museumseigene Bernhard Eglin Stiftung wieder zu beleben und neues Stiftungskapital zu äufnen.
Mit der belgischen Künstlerin Anne-Mie van Kerckhoven zeigt das Kunstmuseum Luzern ein weiteres Mal eine wichtige, engagierte und historisch relevante Position der Gegenwartskunst mit Wurzeln in den 60er und 70er Jahren, während es in einer parallelen Kabinettausstellung dem Luzerner Maler Leopold Häfliger (1929-1989) die Ehre erweist.
Schliesslich sind wir stolz, im Herbst mit Hiroshi Sugimoto einem der grossen Meister der zeitgenössischen Fotografie Gastrecht bieten zu dürfen: In Zusammenarbeit mit erstklassigen Partnermuseen präsentieren wir nach Düsseldorf, Salzburg und Berlin hier in Luzern die bislang umfassendste europäische Retrospektive von Hiroshi Sugimoto.
Zum Jahresende dann die traditionelle Jahresausstellung der Zentralschweizer Kunstschaffenden, dieses Jahr wieder im Rahmen des alten bewährten Bewerbungsverfahren.
Neuer Entwicklungsschwerpunkt 2008-2012: Entwicklungsprojekt "Kompetenzzentrum für Kunstvermittlung"
Das Kunstmuseum Luzern setzt auf seine Stärken und baut seine Kompetenz im Bereich Kunstvermittlung mit dem innovativen Entwicklungsprojekt "Kompetenzzentrum für Kunstvermittlung" gezielt aus. Das auf fünf Jahre anberaumte Projekt lebt von einer schweizweit einmaligen Kooperation mit Institutionen der Hochschulbildung.
Der Entwicklungsschwerpunkt des Kunstmuseums Luzern für die nächsten fünf Jahre liegt bei der Kunstvermittlung und trägt verschiedenen Umständen Rechnung:
- Zum einen reagiert er auf das sich verändernde Umfeld, in dem Ausstellungsinstitutionen operieren. Die Ansprüche des Publikums haben sich gewandelt, Kunstmuseen buhlen als Teil einer Freizeitindustrie um öffentliche Aufmerksamkeit. Zusammen mit den selbst gesetzten, unverändert hohen Qualitätsanforderungen bildet sich hier ein hochinteressantes Spannungsfeld heraus, welches noch weitgehend unerforscht und v.a. unbespielt ist.
- Zum zweiten verfügt das Kunstmuseum auf diesem Gebiet bereits über grosse Erfahrung und ein wertvolles, v.a. regionales Netzwerk, auf dem aufgebaut werden kann.
- Dann bezweckt dieses Entwicklungsprojekt die Nutzung der vor Ort vorhandenen Synergien, indem es in unterschiedlicher Intensität Kooperationen initiiert, Kooperationen vor allem mit den Institutionen der Zentralschweizer Hochschulbildung, etwa der Abteilung Design und Kunst der Hochschule Luzern. Unterschiedliche Denkweisen sollen sich in der Entwicklung neuer Formen der Vermittlung von Kunst gegenseitig herausfordern und befruchten.
- Zudem soll der Eröffnung des neuen Unigebäudes, das in unmittelbarer Nachbarschaft des KKL/Kunstmuseums Luzern errichtet wird und auch die Pädagogische Hochschule aufnimmt, Rechnung getragen werden. Es gilt, die Studierenden und Dozierenden als neues Publikum zu gewinnen, aber auch, Kunst und Kultur in die Curricula zu integrieren.
- Schliesslich soll eine Vernetzung auf nationaler und internationaler Ebene dem Austausch und der Diskussion dienen.
Das Entwicklungsprojekt "Kompetenzzentrum für Kunstvermittlung" weist für die fünfjährige Laufzeit einen Finanzbedarf von rund 900'000 Franken aus und wird zu 80% mit Drittmitteln finanziert. Als Partner konnten vier gemeinnützige Stiftungen aus dem Kreis der Swiss Foundation gewonnen werden: Art Mentor Foundation Lucerne, Avina Stiftung, Ernst Göhner Stiftung und Gebert Rüf Stiftung.