Die therapeutische Wirkung des Waldes wird zurzeit intensiv erforscht. Bewiesen ist bereits: Er entspannt, regeneriert und inspiriert. Der Duft von Fichtennadeln, im Wind rauschendes Buchenlaub oder das Rascheln wild lebender Tiere im Gebüsch regt die Sinne an und entführt Besucher in eine andere, stressfreie Welt. Aktivurlauber schätzen das Wanderland Bad Harzburg als naturnahes Erholungsgebiet seit Langem. Zahlreiche Touren, darunter auch die beliebten Themenwanderwege, laden hier zum Durchatmen und Entdecken ein: Verborgene Schätze, die jeder heben kann, der Augen und Ohren offenhält.
Figurenraten an den Kästeklippen
Herbert Ludewig, geboren im nahegelegenen Hildesheim, engagiert sich seit 2014 mehrmals pro Woche als Wanderführer. „Die Kästeklippentour mit ihren skurrilen Gesteinsformationen ist unter Aktivurlaubern besonders beliebt“, berichtet der 71-Jährige. Der 11,6 Kilometer lange, mittelschwere Premiumwanderweg erfordert mit einer Gehzeit von gut drei Stunden allerdings etwas Kondition. Da kommt ein Rastplatz gerade recht: „Bei einer Verschnaufpause am Harzburger Fenster, genießt man den herrlichen Blick über die Kurstadt und den Burgberg“, verrät Ludewig. Nach sechs Kilometern gelangt er dann zu den Kästeklippen: Wie von unsichtbarer Hand aufgestapelt, liegen die abgerundeten Granitblöcke aufeinander. Ihre Form, die an große Säcke erinnert, haben sie der sogenannten „Wollsackverwitterung“ zu verdanken, die das Gestein unterirdisch formte. Schmelzwasser aus der Steinzeit legte sie anschließend frei. „Faszinierend ist der ‚Alte vom Berge‘ – ein Granitfels, der an den Kopf eines alten Mannes mit krummer Nase erinnert. Verdrießlich blickt er hinab ins Okertal“, erzählt der Wanderführer. Wer es bis hierher geschafft hat, genießt einen fantastischen Blick auf das Tal und hinüber zum Brocken – bei klarer Sicht kann man sogar bis hinein ins Nördliche Harzvorland sehen.
Wandern bildet: Historisches Bad Harzburg
Auch Alfred Heineke teilt seit elf Jahren die Begeisterung für das Wanderland. Der aus Hohenhameln stammende Naturfreund leitet Kurgast- und Harzklubwanderungen und gibt Stadtführungen. Was den Harz in seinen Augen so besonders macht? „Ich liebe die einsamen Täler und Höhen, die es hier noch gibt“, schwärmt Heineke. Bad Harzburg hat es ihm besonders angetan – daher gehört der ganzjährig begehbare Höhenwanderweg über der Stadt zu seinen Lieblingstouren: „Abseits der ausgetretenen Pfade erwarten den Wanderer herrliche Aussichtspunkte und ein abwechslungsreiches Gelände“, erzählt der 71-Jährige. Den Auftakt bildet eine Fahrt mit der Seilbahn hinauf auf den Großen Burgberg. Die Ruine der Harzburg erzählt von längst vergangenen Zeiten: „In diesem Jahr feiert die von König Heinrich IV. errichtete Festung ihren 950. Geburtstag“, berichtet der Wanderführer. 1074 von aufgebrachten Bauern zerstört, wurde die ansehnliche Reichsburg von Kaiser Friedrich I. und Kaiser Otto IV. wieder aufgebaut. Heute sind nur noch Fragmente der Grundmauern sowie der Türme und Brunnen erhalten. Von der weithin sichtbaren Canossasäule, die im Jahr 1877 zu Ehren des Reichgründers Bismarck errichtet wurde, geht es weiter über das Bergplateau zum Kleinen Burgberg, der ebenfalls tolle Ausblicke bietet. Vorbei am beschaulichen Krodotal umrundet der mittelschwere Wanderweg den Eichenberg, quert den Antoniusplatz und führt über das Kalte Tal zurück nach Bad Harzburg. Hier können sich hungrige Wandersleute mit traditionellen Harzer Spezialitäten stärken. „Neben Pilz- und Wildgerichten sollte man auch die frischen Forellen aus der Region oder den bekannten Harzer Käse probieren“, rät Heineke.
Zu Besuch bei den Pinselohren
Im Harz eröffnet sich dem Wanderer eine beeindruckende Tier- und Pflanzenwelt. Arten, die bereits vom Aussterben bedroht waren, haben in den letzten Jahren erneut Einzug in die endlosen Weiten der Wälder gehalten. So auch der Luchs: Im Jahr 2000 begann das Luchsprojekt Harz, dessen Ziel die Wiederansiedelung der Raubkatze war. „Die Population hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt und breitet sich sogar über die Grenzen des Harzes hinweg aus“, berichtet der Projekt-Koordinator Ole Anders. Die einzelgängerischen Katzen mit den Pinselohren werden von Menschen in freier Wildbahn eher selten beobachtet. Im Harz durchstreifen sie Gebiete von bis zu 350 Quadratkilometern. Zu den beliebtesten Touren um Bad Harzburg gehört daher der Premiumwanderweg mit dem Luchs-Symbol, der eine Begegnung mit den seltenen Jägern möglich macht. Während der gut fünfstündigen Tour erkunden Tierfreunde den natürlichen Lebensraum der Pinselohren. „Das Highlight der Wanderung ist das gut 10.000 Quadratmeter große Luchsgehege an der Rabenklippe“, erzählt Anders. Mittwochs und samstags um 14.30 Uhr finden dort öffentliche Fütterungen statt. „Die beeindruckenden Raubkatzen sind Botschafter für den Schutz natürlicher Lebensräume“, erläutert der Wildtierexperte. Dass der Harz mit seinen großen, urigen Waldflächen weit über die Grenzen des Nationalparks hinaus zur Heimat für Luchse geworden ist, freut ihn ganz besonders: „Es ist damit eine weitere spannende Tierart zurückgekehrt, die unsere großartige Harzer Landschaft ebenso bereichert wie Wildkatze, Schwarzstorch und nicht zuletzt das majestätische Rotwild.“
Mehr Informationen gibt es unter www.bad-harzburg.de.