Dass ausgerechnet die aus Hessen stammende Grünen-Politikerin Kordula Schulz-Asche, Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages, für die lahmende Telematik-Betreibergesellschaft gematik in die Bresche gesprungen war, hält von Knoblauch zu Hatzbach ebenfalls für bemerkenswert. Schulz-Asche hatte angeblichen „Beharrungskräften“ der ärztlichen Selbstverwaltung die Schuld an den Verzögerungen des Telematik-Projekts gegeben, "weil Ärzte Angst haben, dass sie gläsern werden". "Diese Angst besteht zu recht, da auch vertrauliche Daten betroffen sind", erklärt von Knoblauch zu Hatzbach. „Aber es droht ebenso der gläserne Patient. Die technischen Defizite des Projekts können nicht der Ärzteschaft zugerechnet werden. Die ärztliche Selbstverwaltung ist keineswegs fortschrittsfeindlich, doch offenbar die einzige Institution, die zum Schutz des Patienten vor einer Umsetzung mit mangelhafter Technik gewarnt hat. Erstes Ziel von Ärztinnen und Ärzten kann es nicht sein, die Wirtschaft anzukurbeln, wenn es um kranke und hilfsbedürftige Menschen geht, sondern die Versorgung der Patienten.“
Die Aussagen von Dr. Axel Wehmeier, Manager der Telekom als maßgeblichem technischen Dienstleister des Telematik-Projekts, machten dagegen die Wirtschaftsorientierung des Forums mehr als deutlich, so von Knoblauch zu Hatzbach weiter. Wehmeier hatte kritisiert, dass die Gesundheitswirtschaft in Deutschland „Schlusslicht bei der Digitalisierung unter sämtlichen Branchen“ sei. Dies liege auch an der unbegründeten Annahme, dass Daten bei Institutionen der Ärzteschaft oder öffentlichen Einrichtungen sicherer aufgehoben seien als bei privaten Anbietern. „Eine klare Aussage, die zeigt, dass wirtschaftliche Interessen in einer „Gesundheitswirtschaft“ und nicht das Gesundheitswesen – die Betreuung und medizinische Versorgung von Kranken – im Vordergrund stehen“, unterstreicht der hessische Ärztekammerpräsident. „Wie angreifbar die digitale Technik ist, zeigt der aktuelle Raub von Kundendaten der Telekom. Die Ärzteschaft lehnt daher die Speicherung von Patientendaten bei privaten Anbietern und im öffentlichen Raum ab und fordert die Datensicherheit zum Schutz von Patienten dort, wo diese sich seit Jahrhunderten bewährt hat: bei der Ärztin oder dem Arzt des Vertrauens. Dies spricht nicht gegen eine digitale Übermittlung in gesicherten Systemen“, bekräftigt von Knoblauch zu Hatzbach.