„Dass die Bundesregierung in diesem Jahr die Teillegalisierung von Cannabis auf den Weg gebracht hat, ist aus meiner Sicht ebenso unverantwortlich wie unbegreiflich“, sagte Ärztekammer-Präsident Pinkowski. „Trotz der ausdrücklichen Warnungen aus der Ärzteschaft wurde damit ein Suchtmittel ab 18 Jahren freigegeben - und damit im Alltag auch für Jüngere viel leichter verfügbar gemacht, von dem wir wissen, dass es bei jungen Menschen zu ernsten psychischen Erkrankungen, schwerwiegenden Psychosen und sogar zu dauerhaften Hirnschäden führen kann.
Der hessische Kultusminister drückte in einem Grußwort ebenfalls sein Unverständnis aus: „Die teilweise Legalisierung von Cannabis setzt das völlig falsche Signal. Statt die Droge schleichend gesellschaftsfähig zu machen, sollte unseren Jugendlichen noch mehr ins Bewusstsein gebracht werden, dass die gesundheitlichen Risiken gerade für sie besonders hoch sind. Um der Zunahme des Konsums unter Schülerinnen und Schülern und damit dem steigenden Risiko von psychischen Erkrankungen sowie Einbußen in Lern-, Gedächtnis- und Konzentrationsleistungen entgegenzuwirken, bieten wir an unseren Schulen eine allgemeine Suchtprävention in allen Jahrgangsstufen und dazu spezifische Maßnahmen zum Thema Cannabis. Wir sind der Landesärztekammer Hessen für die starke Unterstützung dankbar.“
Die Leiterin der Wöhlerschule, Christa Eller, betonte den Wert der Präventionsarbeit im schulischen Alltag. „Schon seit vielen Jahren haben wir an unserer Schule Suchtprävention etabliert, nun wollen wir auch verstärkt den Bereich der Cannabisprävention aufnehmen“, kündigte Eller an.
Entwickelt von der Stabsstelle Medien und fachlich beraten vom Suchtausschuss der Landesärztekammer Hessen, setzt das Präventionsprojekt auf altersgerechte und abwechslungsreiche Aufklärung ohne erhobenen Zeigefinger. Der Suchtbeauftragte der Landesärztekammer Hessen sowie Leiter der Suchtmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Dr. med. Mathias Luderer, erklärte bei der Pressekonferenz die Gefahren einer Legalisierung: „In Kanada ist nach der Legalisierung die Rate von Personen mit Cannabis-Abhängigkeit in der Gruppe junger Menschen in psychiatrischer Behandlung von 17% auf 26% angestiegen. Da das Risiko für Depression und Suizid bei Konsumentinnen und Konsumenten von Cannabis signifikant erhöht ist, ist das ein Teufelskreis: Psychische Probleme begünstigen den Konsum, Konsum lindert kurzfristig die Beschwerden und führt mittelfristig zu weiteren psychischen Problemen, was zu mehr Konsum führt.“
Nach dem Auftakt an der Wöhlerschule in Frankfurt sollen bald weitere Aktionen in ganz Hessen folgen. Schulen, die an einer Präventionseinheit interessiert sind, können sich an die Stabsstelle Medien der Landesärztekammer Hessen wenden.