Zwar sind die Impfraten in Deutschland relativ hoch und seit Jahren konstant. So liegt die Impfquote für die erste Masernimpfung bei 96 Prozent und für die zweite Masernimpfung bei 92 Prozent (Quelle: Robert Koch Institut). Dies kann aber auch schnell zu einer Impfmüdigkeit führen. Insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen gibt es Impflücken. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission seit 2010 die Masern-Impfung für alle nach 1970 geborenen Erwachsenen, wenn diese nicht umfassend geimpft wurden oder der Impfstatus unklar ist.
"Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit", betonte der Ärztekammerpräsident. Bei der Infektion der oberen Atemwege in Kombination mit einem roten, fleckigen Hautausschlag seien Komplikationen wie Mittelohr-, Lungen- oder Gehirnentzündung möglich. "Eltern sollten bei der individuellen Entscheidung für oder gegen eine Impfung ihres Kindes zwischen dem minimalen Risiko einer Schädigung durch eine Impfung und dem hohen Risiko einer Erkrankung mit möglichen Spätschäden abwägen", forderte von Knoblauch zu Hatzbach. Ideologische Debatten seien dabei fehl am Platz.
Organisierte Masern-Partys, bei denen Eltern ihre Kinder absichtlich dem Virus aussetzen, seien extrem riskant und weitaus gefährlicher als eine Impfung. "Der Glaube vieler Impfgegner an eine so genannte natürliche Auseinandersetzung des Körpers mit Infektionskrankheiten ist ein Irrglaube, der nicht nur gesundheitliche Auswirkungen für den Einzelnen bedeuten, sondern für die ganze Bevölkerung", erläuterte von Knoblauch zu Hatzbach. "Mit einer Impfung kann der Körper sich auf natürliche und zielführende Weise mit dem Masern-Virus auseinander setzen."