Die Volatilität an den Aktienmärkten hat deutlich zugenommen. Seit dem Hoch im April hat der DAX zeitweilig mehr als 8 % verloren. Investoren, die in den vergangenen Monaten ihre Anlageentscheidungen im Wesentlichen nach der Geldpolitik der EZB ausgerichtet hatten ("QE-Trades"), nehmen nun offensichtlich Gewinne mit. Besonders deutlich wurde dies bei Staatsanleihen. So sprangen die Renditen bei 10j. Bunds quasi aus dem Stand wieder auf das Niveau, das vor Ankündigung des QE-Programms der EZB vorherrschte.
Mit der jüngsten Korrektur hat sich auch bei Aktien die akute Überhitzung etwas abgebaut. Die angespannte Bewertungssituation hat sich dadurch jedoch noch nicht wirklich verbessert. Zwar lagen in der laufenden Zwischenberichtssaison 63 % der Nettoergebnisse über den Erwartungen (80 % der DAX-Unternehmen haben inzwischen Zahlen vorgelegt). Auch bei den Schätzungen für die kommenden zwölf Monate überwogen zuletzt die positiven Revisionen. Dies wurde durch den Kursanstieg der vergangenen Monate jedoch mehr als vorweggenommen. Nimmt man die gängigsten Kennziffern zusammen (Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Cashflow-Verhältnis, Kurs- Buchwert-Verhältnis und Dividendenrendite), sind Aktien noch immer deutlich teurer als während der vergangenen zehn Jahre.
Indessen hat das positive Überraschungsmomentum bei den Konjunkturdaten aus dem Euroraum sichtbar nachgelassen. In den vergangenen Monaten sorgten mehrheitlich besser als erwartet ausgefallene Wirtschaftsindikatoren für steigende Notierungen am Aktienmarkt. Inzwischen sind die Erwartungen jedoch deutlich gestiegen, so dass es augenscheinlich immer schwieriger wird, diese noch zu übertreffen. Vielmehr besteht die Gefahr, dass die Wirtschaftsdaten nicht das halten können, was konjunkturelle Stimmungsindikatoren (z.B. sentix, ZEW-Index) mit ihrem bisherigen Anstieg in Aussicht gestellt hatten. Die entstandene Erwartungslücke dürfte sich somit durch eine Fortsetzung der Korrektur an den Aktienmärkten schließen.
Neben fundamentalen Faktoren spricht auch das langjährige Saisonmuster für eine Durststrecke bei Dividendentiteln. Während die vergangenen sechs Monate auch historisch zur stärksten Phase des Jahres zählen, ist nunmehr die traditionelle Schwächephase angebrochen. So erzielten Aktien im Zeitraum von Mai bis Oktober im langfristigen historischen Durchschnitt die mit Abstand schwächste Performance. Auch wenn es an attraktiven Anlagealternativen mangelt, ist es aus unserer Sicht zu früh, um bei Aktien schon wieder zuzugreifen.